Kommentar
10:56 Uhr, 20.02.2017

US-Wachstum: ein Lichtblick?

Der Wachstumstrend schmeichelt den USA derzeit nicht gerade. Das Wachstum von 1,6% im vergangenen Jahr ist selbst im Vergleich zur Eurozone bescheiden – und das will etwas heißen.

1,6 % Wachstum sind wirklich nichts, was zu ausgelassenem Feiern einlädt, war das Wachstum doch am absolut unteren Ende aller Jahre nach der Finanzkrise. Trotzdem sind die Zahlen nicht ganz so schlecht wie man auf den ersten Blick vermutet. Für die Wachstumsschwäche gab es einen ganz klaren Grund.

Der Grund ist vorübergehend und hängt mit den Investitionen zusammen. Grafik 1 zeigt die privaten Investitionen aller Branchen. Sie befanden sich seit Anfang 2015 auf dem Rückzug. Sie trugen daher negativ zum Wirtschaftswachstum bei. Parallel sind dazu auch die Unternehmensgewinne abgebildet.

Es ist sofort ersichtlich, dass Investitionen den Gewinnen folgen. Erst steigen die Gewinne, dann wird mehr investiert. US-Unternehmen befanden sich nun mehrere Quartale in einer Gewinnrezession. Die Rezession ist beendet und mit einer Verzögerung von zwei Quartalen berappeln sich nun auch die Investitionen wieder.

Hauptgrund für den Rückgang der Gewinne und der Investitionen war der Rückgang der Rohstoffpreise. Beginnend mit dem Ölpreiscrash Ende 2014 brachen die Gewinne des Sektors ein. Viele Unternehmen kämpften ums Überleben. Dass unter solchen Umständen die Investitionen zusammengestrichen werden, ist klar.

Nun haben sich die Rohstoffpreise wieder erholt. Vielen Unternehmen geht es immer noch nicht wieder gut, aber sie haben solide Einnahmen und einen positiven Cashflow. Langsam aber sicher wird auch mehr investiert. Sofern das Tal der Rohstoffpreise nachhaltig durchschritten ist, wird sich daran auch nichts ändern.

Investitionen sind immer volatil. Es wird auch in den nächsten Jahren Quartale geben, in denen Investitionen nicht positiv, sondern negativ zum Wachstum beitragen. Insgesamt kann der Rebound der Investitionen das Wachstum aber wieder Richtung 2 % hieven.

Das gilt ganz besonders für das produzierende Gewerbe. Grafik 2 zeigt die Gewinne dieser Unternehmen und deren Investitionen. Auch hier folgenden die Investitionen den Gewinnen, allerdings deutlich langsamer als im nationalen Durchschnitt. Man kann sogar sagen: die Investitionen sind am höchsten, wenn die Gewinne am niedrigsten sind.

Diese stark ausgeprägte Antizyklik lässt sich gut erklären. Investitionsprojekte wie z.B. der Bau einer neuen Fabrik, werden lange im Voraus geplant. Sind die Projekte erst einmal begonnen, lassen sie sich nicht von heute auf morgen beenden. Selbst wenn sämtliche zukünftigen Projekte sofort gestrichen werden, wenn die Gewinne zu sinken beginnen, braucht es mehrere Quartale bis sich das in den Zahlen zeigt.

2017 wird vermutlich wieder kein großartiges Wachstumsjahr für die USA. Vorläufig dürfte das Tal jedoch durchschritten sein.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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