Kommentar
13:00 Uhr, 10.10.2017

US-Wachstum: Das große Rätseln

Die Schätzungen für das US-Wirtschaftswachstum gehen derzeit weit auseinander. Von Nullwachstum bis hin zu 3% ist alles dabei.

Die US-Wirtschaftsdaten sind derzeit schwer prognostizierbar. Das zeigte unter anderem auch der Arbeitsmarktbericht für September. Die meisten Analysten hatten mit einem Stellenaufbau von knapp 100.000 gerechnet. Es wurde am Ende ein Minus von 33.000 daraus. Geschuldet war das dem Verlust von Saisonarbeit in den von den Hurrikans betroffenen Regionen.

Wird weniger gearbeitet, steht auch weniger Geld für Konsum zur Verfügung. Der Konsum wiederum ist die wichtigste Stütze der US-Wirtschaft. Kurzfristig sollte das Wachstum also eher zurückgehen. Mittelfristig kann es ansteigen, da nach den Hurrikans die Schäden beseitigt werden müssen. Dies wird für höhere Investitionen sorgen.

Die Prognosen gehen derzeit weit auseinander. Die Vorhersage der Notenbank von Atlanta begann das Quartal bei 4 % Wachstum und brach zwischenzeitlich auf 2 % ein. Inzwischen steht der Wert wieder bei 2,5 %. Das ist relativ solide.

Das Vorhersagemodell der New Yorker Notenbank sieht das anders. Hier wird ein Wert von 1,53 % angezeigt. Es war auch schon mal weniger (1,34 % Mitte September). Insgesamt ist die Streuung der Vorhersagen recht groß. Grund ist eben die Unsicherheit rund um die Wirtschaftsaktivität in Florida und Texas.

Blickt man durch diese Faktoren hindurch und betrachtet mehr die mittelfristige Perspektive, sieht es eigentlich ganz gut aus. Der ISM Einkaufsmanagerindex stieg gerade erst auf den höchsten Stand des laufenden Aufschwungs. Zuletzt war die Stimmung 2004 besser. Das sind gute Neuigkeiten für das Wachstum. Der ISM Index und das Wirtschaftswachstum laufen parallel (Grafik 1).

Die Historie zeigt, dass ein steigender ISM Index höheres Wachstum ankündigt. Die Korrelation ist sehr hoch, doch in den letzten Jahren ließ sie etwas nach. Bis Ende der 90er Jahre waren die Zeitreihen fast deckungsgleich. Das ist heute nicht mehr der Fall. Das liegt daran, dass das produzierende Gewerbe für die Gesamtwirtschaft unwichtiger geworden ist. Der steigende ISM Index muss also nicht auch gleich automatisch auf höheres Wachstum hindeuten.

Man kann sich auch fragen, ob der ISM Index das beste Maß ist. Es gibt noch andere Einkaufsmanagerindizes. Grafik 2 zeigt einen solchen. Dieser zeigt nicht neue Rekordstände, sondern vielmehr eine Seitwärtsbewegung auf moderatem Niveau. Beide Indizes verlaufen historisch gesehen parallel zum Wachstum. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, welcher der Indizes die bessere Prognosekraft hat.

Der Vergleich zeigt jedoch, dass die Stimmung nicht so gut ist, wie der ISM Index suggeriert. Es gibt auch andere Sichtweisen, obwohl beide Indizes das gleiche messen. Persönlich gehe ich davon aus, dass das US-Wachstum eher enttäuschen wird. Alles andere wäre wirklich überraschend, denn Unternehmen warten immer noch auf die Steuersenkungen bevor sie investieren und der Privatkonsum hat seine maximale Wachstumsrate schon überschritten. Die Reise geht also tendenziell nach unten.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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    Kasnapoff

    Eigentlich müßte Jean-Claude Juncker auf dem Chefsessel im Weißen Haus sitzen, die Pinnochio-Nase hat er ja bereits und dies dürfte mit die wichtigste Eigenschaft sein um als CEO der USA erfolgreich zu agieren und nicht versehentlich in eine Kugel von Väterchen Putins Schergen zu laufen, Ironie aus.

    Obwohl, Mr. Trump hat nach der Wahl ziemlich schnell begriffen, woher der Wind weht und auch Trump wollte sich nicht umpusten lassen, von gar gefährlichen Böen. Man könnte sagen, der Trump hat in Deutschland abgekupfert und den Drehhofer gemacht, tja, von den Bayern lernen, heißt siegen lernen, wobei sie momentan schwächeln, unsere Freunde im Freistaat, sowohl in der Politik als auch auf dem Platz. So schlecht wie das Runde aktuell im Eckigen landet, so schlecht kommt die Partei weg, die seit dem seeligen Franz-Josef in Bayern bestimmen durfte wo es lang geht. So kann's halt gehen Freunde, wenn der Souverän sich so richtig verDrehofert fühlt, dann ist er am Wahltag schon mal zu Entscheidungen fähig, die schmerzhaft sind, aber manche lernen nur unter Schmerzen, gell? Frau Merkel allerdings, lernt wohl auch unter Schmerzen nicht, ihr Deal mit der CSU zur Flüchtlingsobergrenze könnte auch unter dem Titel "Vitamin B für die AFD" verkauft werden.

    Doch zurück zu den gefakten US-Daten. Was soll man dazu sagen? Darüber lachen, oder weinen? Leider schenken den Fakedaten noch zu viele Zeitgenossen Glauben, denn es ist viel leichter, einer Lüge zu glauben, die man bereits hundertmal gehört hat, als einer Wahrheit die neu ist. Da schiebt man dann schon mal schnell beiseite, was den eingefahrenen Tunnelblick verdunkelt, z.B. 45 Mio. Empfänger von Lebensmittelmarken, Wachstum nur bei den McJobs, anämisches Wachstum trotz einer noch nie gesehenen Gelddruckorgie, Geldumlaufgeschwindigkeit am Boden und

    10 Jahre nach Lehman trotz gegenteiliger Versicherungen der Politclowns noch viel mehr Schulden. Allerdings sind ja Schulden das Perpetuum Mobile der neuen Linken, also der Geldsozialisten. Sie glauben nicht an den lieben Gott, nein, sie glauben an Schulden, felsenfest, Schulden und noch mehr Schulden, sind für die politischen Eliten und deren Notenbanker, der Fels in der Brandung. Früher hätte man Meinungsmacher und Politiker mit dieser Denke ruck zuck mundtot gemacht, heute jedoch ist es schick gewisse Posten mit Pfosten zu besetzen, Vollpfosten wohlgemerkt.

    21:09 Uhr, 10.10. 2017
  • Newton1642
    Newton1642

    Eine größere Lügengeschichte wie das angebliche reale BIP-Wachstum wie in diesem Jahr hat ensue unter Baron von Münchhausen gegeben. Er wäre stolz auf das BEA (Bureau of Economic Analysis gewesen. Die Amerikaner sind und waren in einem immer mit Abstand die Besten: im Marketing. Beim US-Wirtschaftswachstum handelt es sich um eine ökonomische Kennzahl, die extremes Gewicht hinsichtlich der Erzielung von Kapitalzuflüssen aufweist. Denn nur ein gutes reales Wirtschaftswachstum über 2 Prozent pro Jahr suggeriert jenes Produktivitätswachstum, das die USA brauchen, damit die Nationen dieser Welt der USA Geld leihen! Jenes Geld, das die USA benötigt, um ihren gigantischen Konsum zu finanzieren. Die US-Bürger und damit die USA leben seit Jahren deutlich über ihren Verhältnissen. Ohne reales Wachstum, ohne angeblich hohen Produktivitätszuwachs gibt es nämlich keinen sinnvollen ökonomischen Grund, warum Anleger (Unternehmen, Staatsfonds, Privatanleger, etc.) aus aller Welt den USA den Grossteil ihrer Anleihen, d.h. ihrer Schulden abkaufen und finanzieren sowie in die US-Aktienmärkte investieren.

    19:04 Uhr, 10.10. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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