Kommentar
13:41 Uhr, 07.07.2021

US-Unternehmen am stärksten betroffen: Noch ignorieren Anleger die kommende Steuerlast

Wer viel ausgibt, muss auch viel einnehmen, denkt sich die US-Regierung wohl derzeit. Die Steuerrechnung für Unternehmen wird hoch.

Die US-Regierung hat jahrelang gezögert. Viele andere Länder, vor allem in Europa, wollten schon länger den Steuerwettbewerb einschränken. Nun kommt (zugegeben, erst irgendwann) ein globaler Mindeststeuersatz. Die, die das in Europa schon lange fordern, profitieren dabei am wenigsten. Es sind nicht unbedingt europäische Unternehmen, die alle vorhandenen Steueroptimierungsmöglichkeiten ausschöpfen. US-Unternehmen sind darin besser. Chipgigant Nvidia zahlt auf seine Auslandsgewinne weniger als 5 % Steuern. Das gilt auch für den gesamten effektiven Steuersatz auf die Auslandsgewinne und Gewinne in den USA zusammen. Nicht bei allen Unternehmen sind die Daten so transparent, dass man genau nachvollziehen kann, wo welche Steuern gezahlt werden. Was man anhand des effektiven Gesamtsteuersatzes jedoch sehen kann, ist ein erheblicher Unterschied zwischen US-Unternehmen und z.B. deutschen.

Volkswagen verkauft fast die Hälfte aller Autos in China. China ist keine Steueroase. Der Steuersatz liegt bei 25 %, aber deutlich niedriger als in Deutschland. Dennoch zahlte Volkswagen bei hohen Einnahmen im Ausland fast 30 % Steuern in den letzten Jahren.

Die gezahlten Steuersätze sind oftmals deutlich unter dem geforderten Minimum von 15 %. In einzelnen Ländern kann dieser Satz zur Anwendung kommen. Jedes internationale Großunternehmen zahlt vermutlich in dem einen oder anderen Land weniger als 15 %.

Keinen wird es so treffen wie US-Unternehmen. Das führt dazu, dass allein durch den globalen Mindeststeuersatz der Gewinn je Aktie voraussichtlich um 8 % bei Nasdaq- Unternehmen fallen wird. In Europa bewegen sich die Prozentsätze zwischen 1 % und 3 %. Das ist fast ein Rundungsfehler.

In den USA sind 6-8 % geringere Gewinne je Aktie spürbar und es ist nicht die einzige Reduktion, die bevorsteht. Der Unternehmenssteuersatz in den USA soll von 21 % auf 28 % steigen. Auch hier ist der Technologiesektor betroffen. Es trifft dieses Mal allerdings Unternehmen stärker, die einen Großteil der Gewinn in den USA erwirtschaften.


Zu den Branchen gehören Telekomanbieter, die kaum Auslandsgeschäft haben. Versorger sind meist lokal oder regional und haben keine Umsätze im Ausland. Ähnliches gilt für viele Unternehmen im Gesundheitssektor und zahlreiche Ölunternehmen, die nicht im Ausland Öl, sondern ausschließlich Schieferöl in den USA fördern.

Insgesamt gehen US-Unternehmen je nach Branche so noch einmal 4-8 % an Gewinn je Aktie verloren. Im schlimmsten Fall kann es den Gewinn eines Unternehmens um ein Achtel senken. Das ist mehr als ein Rundungsfehler.

Die Anleger ignorieren das Thema. Das werden sie vermutlich so lange tun, bis die Steuererhöhung absehbar ist. Bei der letzten Steuersenkung 2018 verhielt es sich ähnlich. Die Regierung kündigte bereits bei Amtsantritt Steuersenkungen an. Aktien reagierten erst Ende 2017 und Anfang 2018 wirklich darauf.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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