Kommentar
18:17 Uhr, 08.11.2017

US-Steuersenkung: Schock schafft Gelegenheit bei Aktien

Die lang erwartete Steuersenkung ist da und doch profitieren nicht alle. So manche Aktie gerät gehörig unter Druck. Eine Gelegenheit.

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Die als Steuerreform angekündigten Veränderungen sind weniger Reform als Steuersenkung. Trotzdem profitiert nicht jeder. So mancher wird in Zukunft mehr Steuern zahlen. Das liegt nicht daran, dass die Steuern steigen, sondern die Abzüge, die man machen kann, teilweise kleiner werden.

Aus diesem Grund kamen in der vergangenen Woche vor allem Aktien von Hausbauunternehmen unter die Räder. Steuerzahler können in Zukunft Kreditzinsen nur noch begrenzt absetzen. Das, so die Logik, schadet dem Traum vom Eigenheim. Weniger Menschen bauen sich ihr eigenes Haus oder bauen nur noch kleinere Eigenheime.

Diese Angst, die so manche Aktie zweistellig nach unten drückte, ist wohl übertrieben. Steuerzahler können Zinsen von Krediten bis zu 500.000 Dollar weiterhin absetzen. Vor der Reform ging das bis 1 Mio. Teure Häuser auf Kredit zu bauen wird für Steuerzahler also in Zukunft etwas teurer, zumindest auf dem Papier.

Der Pauschalbetrag, der von der Steuer abgezogen werden kann, wurde für Ehepaare von 12.600 auf 24.000 Dollar fast verdoppelt. Bei den derzeitigen Zinsen (15 Jahre Festhypothek für 3,3 %), werden die Abzüge erst ab einem Kredit von 727.000 effektiv begrenzt. Statt 500.000 Dollar ist die effektive Grenze also immer noch bei über 700.000 Dollar. Das relativiert sich, wenn die Zinsen wieder einmal steigen, doch danach sieht es derzeit nicht aus.

Früher konnte man von Krediten bis 1 Mio. die Zinsen absetzen. Trotz niedriger Zinsen sind es für viele also 9.000 Dollar pro Jahr weniger, die in Abzug gebracht werden können. Je nach Steuersatz sind das ca. 200 Dollar pro Monat. Dies gilt im Normalfall für Einkommen von 150.000 Dollar und mehr. Ich bezweifle, dass auch nur irgendjemand, der sich eine Immobilie mit einem Kredit von 700.000 bis 1 Mio. leisten kann, wegen dieser geringen Abzüge sein Vorhaben aufgibt.

Anleger sehen das derzeit anders und verkaufen Unternehmen, die im hohen Segment bauen. Dazu gehört auch Toll Brothers. Der durchschnittliche Verkaufspreis der Häuser liegt bei 800.000, also im höheren Preissegment. Auf dem Papier trifft die Steuerreform zwar dieses Segment, aber eben nur theoretisch. Die tatsächliche Belastung ist minimal und an anderer Stelle sinkt die Steuerbelastung. Unterm Strich ist diese Veränderung irrelevant.

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Die Aktie reagierte dennoch deutlich und verlor zwischenzeitlich fast 8 %. Das ist eine Überreaktion. Persönlich erwarte ich keine Auswirkungen auf das Geschäft von Toll Brothers. Der Rücksetzer kann daher eine Einstiegsgelegenheit sein.

Das Unternehmen wird in diesem Jahr knapp 600 Mio. an Gewinn schreiben (Grafik 1). An der Börse ist die Firma knapp 7 Mrd. Dollar wert. Die Bewertung ist bescheiden. Das liegt auch immer noch an den Nachwehen der Finanzkrise. Das Unternehmen schrieb hohe Verluste und erreicht erst heute wieder den Umsatz aus den Vorkrisenjahren. Das geschieht immerhin mit deutlich höherem Eigenkapital und auf solider Basis und nicht im Exzess wie 2005/06.


Die Aktie lief zwischen 2012 und 2017 seitwärts (Grafik 2). Erst im September konnte der Kurs nach oben ausbrechen. Nun gibt es einen Rücksetzer und das Ausbruchslevel sollte bestätigt werden. Gelingt diese Bestätigung, bietet die Aktie langfristig 50 % Potential. Dann würde das Hoch der Vorkrisenjahre wieder erreicht werden.

Clemens Schmale

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Offenlegung: Ich halte Aktien der Toll Brothers

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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