US-Notenbanksitzung: Fed bleibt falkenhaft
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Die volkswirtschaftlichen Daten, die uns vor der US-Notenbanksitzung im Juni erreichten, hätten kaum vorteilhafter sein können. Die Inflation kühlte sich den zweiten Monat in Folge ab und machte so Boden gut nach einem enttäuschenden ersten Quartal. Ebenso signalisierte eine Reihe von Arbeitsmarktdaten eine allmähliche Lockerung. Zugegeben, die jüngsten Daten zu Neueinstellungen waren unerwartet robust, aber höhere Migration und mögliche Schwierigkeiten in der Statistikabteilung rückten dies ins richtige Licht.
Trotz aller taubenhaften Vorzeichen bleiben die US-Notenbanker auf der Junisitzung falkenhaft. Die aktualisierten volkswirtschaftlichen Prognosen sehen nur noch eine Zinssenkung im Jahr 2024 vor, im März waren es noch drei. Interessanterweise erwarten die Sitzungsteilnehmer für 2024 gleichzeitig keine weiteren Fortschritte bei der Inflation. Die obligatorische Presseerklärung indes spricht von „bescheidenen Fortschritten“ und nicht mehr von “keinen Fortschritten”. Fast scheint es so, als ob die Notenbanker ihre Prognosen kurz vor der unerwarteten Schwäche der Mai Inflationszahlen abgegeben hätten – waren diese doch kurz vor dem Notenbankentscheid veröffentlicht worden.
Während der Pressekonferenz wurde der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, prompt auf diese Inkonsistenz angesprochen. Er antwortete, dass die Prognosen als konservative Vorhersagen zu verstehen sind und fügte hinzu, dass Inflationsraten, wie sie im Mai beobachtet wurden, in der Tat den Ausblick ändern könnten. Er erklärte weiter, dass die Annahme einer konstanten Inflation im Jahr 2024 von Basiseffekten beeinflusst wurde, die aus der zweiten Hälfte des Jahres 2023 resultieren. Weiter betonte er erneut die starke Datenabhängigkeit zukünftiger Entscheidungen - Inflationsraten wie jene im Mai seinen jedoch als Indikator für “Fortschritte” zu sehen.
Letztendlich glauben wir, dass es noch etwas mehr Zeit brauchen wird, bis der Begriff “Fortschritt” den Weg von der Pressekonferenz in die Presseerklärung finden wird. Hier dient er als definitives Signal für eine bevorstehende erste Zinssenkung. In der Zwischenzeit sollte die US-Notenbank Situationen, wie jene im 4. Quartal 2023 tunlichst vermeiden – damals hatten ausufernde Zinssenkungserwartungen unnötig die finanziellen Rahmenbedingungen gelockert. Dieses Ziel scheint vorerst erfolgreich erreicht: Die Märkte haben für 2024 etwas weniger als zwei Senkungen eingepreist und damit etwas weniger als vor dem Notenbanktreffen.
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