Kommentar
07:15 Uhr, 26.06.2014

US-Notenbank Fed vor Zerreißprobe?

Befürworter und Gegner der lockeren Geldpolitik kriegen sich unlängst etwas in die Haare. Grund für die Auseinandersetzung ist die Reduzierung der monatlichen Anleihenkäufe.

Die Fed reduziert derzeit von Sitzung zu Sitzung um 10 Mrd. USD (="Tapering"). Derzeit kauf sie noch um 35 Mrd. Papiere pro Monat auf dem Markt auf. Wer rechnen kann, der weiß, dass das Ende nahe ist. Aber wann genau ist das Ende?

Für die nächsten Sitzungen gibt es noch kein Problem. Die Geister spalten sich aber an der Frage, was die Fed im Oktober tun soll. Regulär würde sie das Programm auf 5 Mrd. reduzieren. Die einen sind der Meinung, dass man im Oktober auch gleich auf 0 reduzieren kann. Andere wiederum sind der Meinung, man könne die 5 Mrd. auch bis Dezember weiterlaufen lassen.

So unwichtig diese 5 Mrd. im Kontext des 1,6 Billionen QE3 Programms sein mögen, so sehr erregt es die Gemüter.

Richard Fisher, eher als Befürworter einer strafferen Politik zu sehen, kündigte unlängst öffentlich und etwas trotzig an, dass er das Ende von QE3 im Oktober sieht ("I will vote to end it in October"). Schon allein QE als "es" zu bezeichnen ist ganz und gar nicht im Sinne des Fed-Sprech. Dann hätte es eher lauten müssen: "Ich befürworte die Fortführung der bisherigen Politik über das Ende des Kaufprogramms im Oktober hinaus." Solche Fed Phrasen widersprechen sich inhaltlich nicht selten. Fortführung und Ende sind zwei Zustände, die gleichzeitig schwer sein können.

Wie dem auch sei, Fisher hat sich für den direkten Weg entschieden und reduziert die Beschreibung von QE auf das etwas abfällige "es".

Die Befürworter der QE Programme hingegen sind der Meinung, dass 5 Mrd. so unwichtig sind, dass man sie auch bis in den Dezember mitschleppen kann. De facto würde das Programm ja im Oktober enden. So würde es der Markt sehen, hätte aber noch immer eine gewisse Sicherheit. Dagegen halten die Falken, dass das Mitziehen der 5 Mrd. ein falsches Signal sein könnte und den Markt in Aufruhe versetzen könnte. Sie glauben, die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet ein QE Ende im Oktober. Ein Ende im Dezember sei das falsche Signal.

Die Tauben hingegen sehen es ganz anders. Vom 10 Mrd. Reduktionsplan abzuweichen beutetet Unsicherheit. Das wiederum könnte dafür sorgen, dass Marktteilnehmer da etwas hineininterpretieren, was gar nicht drin ist.

Dazu kann ich nur sagen: Wer keine Probleme hat macht sich halt welche. Vielleicht hätten die FOMC Mitglieder aber einfach mal ihrer Vorsitzenden zuhören sollen, die in der letzten Pressekonferenz davon sprach, dass ein wenig Unsicherheit über die zukünftige Politik erwünscht ist und langsam wieder Richtung Normalität deutet. Yellen steht mit dieser Meinung vielleicht nicht alleine da, aber es scheint, als seien bei weitem noch nicht alle auf Linie. Und irgendwie schwant einem Böses, wenn man sieht, wie sich die Notenbanken über eine Sache wie die 5 Mrd. ereifern können. Die Meinungen, was mit den 5 Mrd. passieren soll, gehen auseinander. Allen gemein ist aber, dass sie fürchten Marktteilnehmer zu verschrecken. Das sag wiederum etwas sehr Interessantes aus: die Notenbanker trauen dem Markt aktuell noch nicht zu ohne Fed auf den Füßen stehen zu bleiben. Ja, ja, die Geister die sich rief...

Trotz allem steht die Fed sicherlich nicht vor einer Zerreißprobe. Der Titel war eher ironisch gemeint, angesichts der Tatsache, dass sich die Fronten an so einer Kleinigkeit etwas verhärten. Tragisch ist jedoch, wie viel Angst die Notenbanker vor dem Markt haben und ihm keine Eigenständigkeit mehr zutrauen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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