US-Konjunkturdaten im Blickfeld
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Im Vergleich zu den ereignisreichen und volatilen Vorwochen verlief die abgelaufene Handelswoche ruhig und unspektakulär. Die Indizes verzeichneten leichte Einbußen. Die Nachrichtenlage war ausgedünnt und traf auf einen Urlaubs bedingt leergefegten Handel. Das wird sich in dieser Woche wieder ändern: Jede Menge amerikanische Konjunkturdaten inklusive FED-Protokoll und Arbeitsmarktbericht stehen im Kalender.
USA: Konjunkturverlangsamung ist unzweifelhaft
In der vergangenen Woche konnten sich die Akteure am US-Aktienmarkt entspannen. Konjunkturseitig waren einzig die Auftragseingänge für langlebige Güter und die Verkäufe von Hausneubauten zu interpretieren, was zudem keine Schwierigkeiten bereitete. Beide Indikatoren bestätigten die Abkühlung der US-Konjunktur, die auch schon andere Messgrößen signalisierten. Und wenn es noch eines Arguments bedarf, um auch die letzter Zweifler zu überzeugen, dann sollte der Blick auf den Anleihemarkt gerichtet werden. Die langfristigen Renditen haben sich in den vergangenen Wochen deutlich verringert. Die US-Zinsstrukturkurve hat mittlerweile sogar einen recht deutlich inversen Verlauf, d.h. kürzere Laufzeiten rentieren höher als längere Laufzeiten. Die für den Aktienmarkt entscheidende Frage ist nun, in welchem Umfang sich die Abschwächung der US-Wirtschaft auf die Unternehmensgewinne auswirken wird. Auf Basis der Analystenschätzungen besteht kein Anlass zur Sorge. Zwar rechnen die Experten mit einem rückläufigen Ertragswachstum, jedoch wird es auch weiterhin im zweistelligen Prozentbereich gesehen. Bleiben also die Gewinne auf hohem Niveau, sollte das auch den Arbeitsmarkt unterstützen. Und solange hier - wenn auch freilich mit rückläufiger Tendenz - Monat für Monat neue Stellen geschaffen werden, bleibt das Umfeld für die Unternehmen ansprechend.
Bei den Einzeltiteln stand Ford im Mittelpunkt, die im Wochenverlauf um rund 10 Prozent erst abglitten, dann aber wieder befestigten. Viele Neuigkeiten lagen hier vor. Zunächst wurde eine Produktionskürzung in Nordamerika im vierten Quartal um rund ein Fünftel bekannt gegeben. Das brachte zusätzlich auch die Papiere der Zulieferbranche unter Druck. Dann kamen Gerüchte auf, dass die Familie Ford ein Delisting plane. Nach aktuellem Stand müsste sie dafür rund 15 Mrd. US-Dollar berappen, was durchaus zu schultern wäre. Private-Equity-Investoren stemmen beim gerade laufenden Buy-Out des Krankenhauskonzerns HCA mehr als das doppelte. Allerdings kann sich Ford scheinbar aber auch eine Allianz mit einem Konkurrenten vorstellen. Angeblich hat Ford bei Renault/Nissan schon mal vorgefühlt.
Europa: ZEW und Ifo sind über dem Zenit
In Europa war es für die Investoren zuletzt etwas schwierig, die Verfassung der größten Volkswirtschaft (Deutschland) zu beurteilen. Mit dem ZEW-Konjunkturerwartungsindex und dem Ifo-Geschäftsklimaindex wurden zwei der am meisten beachteten Frühindikatoren unmittelbar hintereinander veröffentlicht - und die Ergebnisse lagen auf den ersten Blick weit auseinander. Der ZEW, ohnehin schon seit Februar 2006 gen Süden zeigend, sank weiter auf minus 5,6 Punkte, zugleich den tiefsten Stand seit fünf Jahren. Der Ifo hingegen, der seit Jahresbeginn auf hohem Niveau wie festgenagelt erscheint, ging nur marginal auf 105,0 Punkte zurück. Diese Kakophonie der Frühindikatoren löst sich aber zumindest teilweise auf dem zweiten Blick auf. Denn der ZEW misst ausschließlich die Konjunkturerwartungen, der Ifo als so genannter Diffusionsindex die aktuelle Lage und die Erwartungen. Während der Subindex für die aktuelle Lage auf hohem Niveau verharrte, ging der Subindex für die Erwartungen weiter zurück. Insofern zeigen also ZEW und Ifo in dieselbe Richtung, wenn auch mit unterschiedlicher Dynamik. Wichtig bei der Beurteilung dieser Frühindikatoren ist ferner, dass die Konjunkturforscher jeweils verschiedene Akteure befragen. Beim ZEW sind es Finanzanalysten und institutionelle Investoren, beim Ifo die Unternehmen selbst. Man kann nun darüber streiten, wer die treffsichereren Erwartungen hat. Die Wahrnehmung der Finanzanalysten mag aufgrund der Kurskorrektur im Mai / Juni ins Negative verzerrt sein, die der Unternehmen aufgrund der außergewöhnlich guten aktuellen Lage vielleicht ins Positive. Die Wahrheit dürfte also in der Mitte liegen. Das würde bedeuten, dass die Konjunktur in Deutschland und damit auch in der Eurozone im abgelaufenen zweiten Quartal ihren Zenit erreicht haben dürfte. Das ist auch unsere Einschätzung und die des Marktes: die Quartale drei und vier werden zwar weiteres Wachstum bringen, jedoch unter dem von Q2. Anfang 2007 muss sowieso neu gerechnet werden, wenn mit der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland der Konjunkturknüppel aus dem Sack geholt wird.
Auf der Unternehmensebene rückten die Banken in den Mittelpunkt. In Italien wollen Banca Intesa und Sanpaolo IMI fusionieren, immerhin die Nummer 2 und 3 im Heimatmarkt nach UniCredit. Damit entstünde das zehntgrößte Kreditinstitut Europas. Die Aktien der beiden Beteiligten sowie anderer Häuser zogen kräftig an. Nach oben gezogen wurde auch Commerzbank, die ständig als Übernahmeziel gehandelt wird. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 18 Mrd. Euro und einem Streubesitz von über 90 Prozent sind solche Überlegungen nicht von der Hand zu weisen. Zumal das Vorbild UniCredit lockt, die vor einem Jahr für rund 18 Mrd. Euro die HVB übernahm. Erfolgreich, wie man zum jetzigen Zeitpunkt feststellen muss.
Ausblick: US-Konjunkturdaten am laufenden Band
Eine detaillierte Analyse, unter wie viel Dampf die globale Konjunkturlokomotive USA steht, ist in der laufenden Woche leicht möglich: Am Mittwoch wird die zweite Schätzung zum Wachstum des BIPs im zweiten Quartal veröffentlicht, am Donnerstag folgen Daten zu den persönlichen Einkommen, den Konsumentenausgaben und der Industrieproduktion im Juli. Und schließlich steht Freitag der Arbeitsmarktbericht für Juli nebst dem Einkaufsmanagerindex der Industrie an.
Die Aktienmärkte befinden sich dabei jedoch im Dilemma. Fallen die Daten stark aus, dürfte das die Kurse wohl eher drücken. Denn dann werden wohl wieder Befürchtungen gehegt, dass die US-Notenbank die Zinsen weiter erhöht. Fallen die Daten dagegen schwach aus, kommen diese Ängste zwar nicht auf. Jedoch wird man sich Sorgen um das Wachstum machen, was möglicherweise die künftigen Gewinne der Unternehmen schmälern würde. Ideal wäre es, wenn die Resultate genau dazwischen liegen, also eine Stabilisierung der US-Wirtschaft auf dem aktuellen Niveau anzeigen. Dann hätten die Währungshüter nämlich keinen Anlass, die Zinsschraube fester anzuziehen und das solide Wirtschaftswachstum böte eine Grundlage für weiterhin attraktive Unternehmensgewinne.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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