Kommentar
20:44 Uhr, 31.03.2016

US-Industrie wieder auf Spur!

Die letzten Monate waren eine Zitterpartie. Bereits seit Ende 2014 schwächelte die Industrie. Im Oktober 2015 zeigte die Industrie erstmals negatives Wachstum.

Als im Oktober 2015 der Einkaufsmanagerindex der Industrie unter die Marke von 50 Punkten fiel, ließ sich die Notenbank von diesem Signal nicht beirren. Sie hob die Zinsen im Dezember trotz allem an. Vermutlich dachte die Fed, dass sich die Lage wieder rasch entspannen würde. Auch Ende 2012 fiel der Index unter die Expansionsschwelle von 50.

Grafik 1 zeigt den Einkaufsmanagerindex für die USA und das Wirtschaftswachstum. Der enge Zusammenhang ist nicht zu verkennen. Die USA entgingen bisher kein einziges Mal einer Wachstumsschwäche oder Rezession, wenn der Index unter 50 fiel. Nun wird die Industrie in den USA immer unwichtiger. Nur noch wenige Unternehmen produzieren ausschließlich in den USA. Viele haben ihre Produktion ins Ausland verlagert. Die Jobs entstehen heute im Dienstleistungssektor.

Obwohl die Produktion an Bedeutung verliert ist sie immer noch ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Rutscht dieser Sektor in die Rezession, dann fällt kann das nur mit Mühe und Not durch Dienstleistungen kompensiert werden. Das hatte die Notenbank so wohl nicht auf dem Radar.

Die Industrie warnte zwar vor den Folgen des starken Dollars, doch das stieß auf wenige Gehör. Als der Einkaufsmanagerindex dann immer weiter abrutschte, wurde die Notenbank nervös. Bereits im Januar ruderte sie zurück. Im März begrub sie dann die "rasche" Zinswende. Die Notenbanker rechneten mit der Anhebung der Zinsen in diesem Jahr von 0,25 % auf 1,25 %. Jetzt werden es nur noch 0,75 % werden.
In früheren Zinserhöhungszyklen stiegen die Zinsen um 1,5-2 % pro Jahr. Davon ist nun keine Rede mehr und siehe da, der Dollar beendet seinen Aufwärtstrend. Mit dem Ende der Dollaraufwertung entspannt sich auch die Lage in der Industrie. Der Gesamtindex stieg im Februar wieder leicht an, notiert mit 49,5 Punkten aber immer noch unter der Schwelle von 50.

Bevor der Gesamtindex für März veröffentlicht wird, werden regionale Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht. Heute kamen die Zahlen für Chicago. Grafik 2 zeigt die Bewegung des Index. Er stieg im März auf 53,6 Punkte an. Das ist ein gutes und starkes Signal für den Gesamtindex. Er dürfte im März wieder über 50 steigen.

Der Chicagoer Index springt seit einigen Monaten wild hin und her. Man darf den Wert daher auch nicht überbewerten. Eine Trendwende sieht inzwischen allerdings wahrscheinlich aus. Die USA dürften einer ernstzunehmenden Abkühlung der Wirtschaft entgehen.

Im Gegensatz zu den Einkaufsmanagerindizes zeigte der Leading Indicator keine ausgeprägte Schwäche. Der Leading Indicator berücksichtigt Lager und Orderdaten, sowie die Entwicklung der Beschäftigung, des Immobilienmarktes und der Zinskurve. Nach Ankündigung der Zinswende flachte die Zinskurve ab, sodass sich auch der Lead Indicator etwas abschwächte. Insgesamt ist der Index jedoch nach wie vor sehr robust und zeigt keine ausgeprägte Schwäche an.

Der März und April sind Schlüsselmonate für die USA. Kann sich die Industrie zurückmelden, wie es sich derzeit andeutet, dann wird sich das Wirtschaftswachstum nach einem moderaten ersten Quartal wieder deutlich beschleunigen. Die Notenbank kann deswegen jedoch nicht gleich wieder zur Zinswende zurückkehren. Sobald sie dies tut trübt sich die Stimmung aufgrund eines stärkeren Dollars wieder ein. Ebenso belasten höhere Zinsen den gebeutelten Rohstoffsektor, der Teil der Industrie ist.

Die Notenbank kann die Zinsen nicht innerhalb kurzer Zeit (sprich ein Jahr) auf über 1 % anheben. Das würde zu einem Abwürgen der Konjunktur führen. Die Fed, insbesondere Janet Yellen hat das nun erkannt und gibt sich extrem zurückhaltend. Dem Markt gefällt das.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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