US Hypothekenkrise - Es wird hier gepumpt, da gepumpt. Was steckt wirklich dahinter.
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Seit dem 09.08.2007 hat die EZB aufgrund der US Hypothekenkrise dem Geldmarkt gleich drei Mal eine außerordentliche Finanzspritze erteilt um Liquiditätsengpässe auszugleichen. Das letzte mal passierte dies vor 6 Jahren nach den Terroranschlägen vom 11. September. Was steckt hinter Begriffen wie Schnelltender oder Geldmenge und was bezweckt die EZB mit derartigen Interventionen überhaupt?
Anbei einige Basisinformationen zu der seit Wochen vorherrschenden Thematik an den Finanzmärkten.
DIE EZB (Europäische Zentralbank) zeigt sich verantwortlich den Wirtschaftskreislauf mit Geld zu versorgen. Anhand der Geldpolitik bzw. Offenmarktgeschäften ist es der EZB möglich die umlaufende Geldmenge innerhalb der Volkswirtschaft zu steuern. Sie kann also festlegen über wieviel Geld die Haushalte, Unternehmen und Geschäftsbanken insgesamt verfügen, was sehr wichtig hinsichtlich Preis-, und Wirtschaftsstabilität ist.
Diese Steuerung der umlaufenden Geldmenge geschieht über sog. Offenmarktgeschäfte mit den Geschäftsbanken, welche von der EZB entweder Geld erhalten oder bei der EZB Geld anlegen.
Hierbei kaufen die Geschäftsbanken entweder Gutschriften (Wertpapiere) der Zentralbank und bezahlen dies mit ihrem Geld (umlaufende Geldmenge sinkt) oder sie verkaufen Wertpapiere und erhalten Geld von der Zentralbank (umlaufende Geldmenge steigt).
Die Offenmarktgeschäfte unterteilen sich in drei Unterarten
1. Haupttender
Der Haupttender macht rund 75% des Transaktionsvolumens aus. Jede Woche haben die Geschäftsbanken die Möglichkeit sich Geld von der Zentralbank für eine Woche zu einem bestimmten Zinssatz auszuleihen.
2. Basistender
Der Basistender macht die restlichen 25% des Transaktionsvolumens aus. Hier bekommen die Geschäftsbanken monatlich die Chance sich Geld für eine Laufzeit von 3 Monaten von der Zentralbank zu einem bestimmten Zinssatz auszuleihen.
3. schnelltender
Der Schnelltender wird sehr selten bei Bedarf eingesetzt um Liquiditätsschwankungen auf dem Geldmarkt auszugleichen. Das Verfahren wird spontan innerhalb weniger Stunden durchgeführt und die Laufzeit der Geldleihe beträgt meist nur 1 Tag.
Die Zuteilung des Geldes an die einzelnen Banken geschieht über das Zinstenderverfahren.
Die Geschäftsbanken geben den gewünschten Betrag und den Zins den sie für den Kredit bereit sind zu zahlen an und werden dann einzeln zugeteilt, bis der von der EZB bestimmte Auszahlungsbetrag erreicht ist. Die Banken mit dem höchsten Zinsgebot werden als erste zugeteilt. Um die Nachfrage nach Geld und somit die Geldmenge zu steuern, gibt die EZB einen Mindestbietungssatz (Leitzins) an zudem die Geschäftsbanken einen Kredit aufnehmen können.
Leitzins fällt --> mehr Geldnachfrage --> Geldmenge steigt
Leitzins steigt --> weniger Geldnachfrage --> Geldmenge fällt
Was ist jüngstens passiert?
Die Geschäftsbanken beziehen ihr Geld nicht nur von der Zentralbank sondern auch untereinander, auf dem sog. Interbankenmarkt. Banken mit zuviel Geld können ihr Geld für eine bestimmte Zeit zu einem bestimmten Zins an andere Banken weiterverleihen. Dieser Interbankenzinssatz (EURIBOR) orientiert sich am Leitzins.
Aufgrund der US Hypothekenkrise haben die Geschäftsbanken reihenweise Geld aus dem Wirtschaftskreislauf entzogen und bei der Zentralbank deponiert. Die immer kleiner werdende umlaufende Geldmenge im Interbankmarkt führte dazu dass die Geschäftsbanken von sich gegenseitig immer mehr Zins verlangten für geliehenes Geld. Der EURIBOR stieg auf bis zu 4,7% während der Leitzins bei 4,0% blieb (Anomalie!!). Um den EURIBOR Zins wieder auf Normalniveau zu bringen emittierte die EZB anhand eines Schnelltendes mehrere Milliarden Euro mit einem Mindestbietungssatz von 4,0%. Kredite von 4,7% wurden aufgrund gestiegener Liquidität uninteressanter und der EURIBOR näherte sich wieder dem Leitzins von 4,0% an.
Was bringt die Zukunft?
Sollte die Spannung am Geldmarkt in Form niederiger Liquidität anhalten, könnte das die EZB veranlassen die kontinuierliche Zinserhöhung seit Monaten zu stoppen. Aus Zinssteigerungen resultiert nämlich wie oben beschrieben eine Geldmengenverringerung, was die momentan Liquiditätsengpässe noch verschärfen würde.
Autor: Tim Kuske - Charttechnischer Analyst bei GodmodeTrader.de
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