Kommentar
11:14 Uhr, 02.11.2018

US-Handelspolitik: Bisher eine Katastrophe

Trump spricht von einem guten Gespräch mit Chinas Xi Jinping. Was das genau bedeutet, wissen wir nicht. Vielleicht reißt es das Ruder in der Handelspolitik herum. Das ist auch dringend notwendig, denn sie ist bisher ein Fehlschlag.

Ob die Handelspolitik in der Zukunft anders als ein Fehlschlag beurteilt werden kann, wissen wir im Moment schlichtweg nicht. Die ganze Sache kann noch zu einem Erfolg werden. Aktuell ist es allerdings kein Erfolg, sondern ein Fehlschlag.

Die Handelsbilanz soll saniert werden. Im Kern geht es um die Reduktion des Defizits. Dieses liegt inzwischen bei 76 Mrd. Dollar – pro Monat. Das ist schon eine unvorstellbare Größenordnung. Das Defizit von dreieinhalb Monaten entspricht der Summe, die Griechenland erhalten hat oder mit der Syrien wieder aufgebaut werden könnte.

Es ist Geld, welches die USA an ausländische Produzenten zahlen, um Güter einzukaufen. Daher wird das Defizit auch als Problem angesehen. Es fließt Geld aus den USA ab. Auf der anderen Seite kommt es aber wieder in die USA zurück, indem der Überschuss anderer Länder als Investitionen in die USA fließt und Finanzierung der Schulden gebraucht wird.

Wollten die USA kein Handelsdefizit, müssten sie lediglich ihre Schulden in den Griff bekommen. Genau das Gegenteil ist aber aktuell der Fall. Die Verschuldung steigt rasant. Das führt zwangsläufig zu einem höheren Defizit. Das zeigt sich inzwischen auch in den Daten (Grafik 1).

In diesem Aufschwung war das Defizit noch nie so hoch wie jetzt. Es steigt dabei auch nicht gemächlich an, sondern sprunghaft. Die bisherigen Maßnahmen zur Reduktion des Defizits haben also ganz offensichtlich nicht gefruchtet.

Solange die USA ihren Staatshaushalt nicht in den Griff bekommen, wird sich daran auch nichts ändern. Die Zölle, die das Defizit normalisieren sollen, wirken nicht. Das zeigt sich besonders gut anhand der Handelsdaten mit China. China importiert inzwischen deutlich weniger aus den USA. Die Importe Chinas aus den USA (=US-Exporte nach China) sind auf Jahressicht um 14 % eingebrochen (Grafik 2).

Die USA importieren allerdings immer noch fleißig Waren aus China. Die Dynamik lässt hier nach, allerdings wachsen die Importe derzeit noch deutlich. Zuletzt lag die Wachstumsrate bei 4 %. Der Handel verändert sich. Soviel kann man sagen. Er verändert sich aber nicht zum Vorteil der USA, sondern zum Nachteil.

Die US-Importe steigen und die Exporte fallen. Das ist das schlechteste aus beiden Welten. Unter diesen Umständen kann man die Handelspolitik kaum als Erfolg bezeichnen. Kurzfristig sind sie sogar ein ziemlicher Misserfolg.

Das kann in zwei Jahren anders beurteilt werden. Die Lage muss man immer wieder analysieren. Es ist eine dynamische Entwicklung und keine statische. Daher gilt: kurzfristig ein Misserfolg. Die langfristige Beurteilung steht noch aus.

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  • rex007
    rex007

    Der Doller ist seit Jahrzehnten internatione Handelswährung. Das ständige Handelsdefizit der USA war (und ist offenbar noch) die Geldschmiere für den internationalen Handel. Dieser Handel benötigt eine Geldausweitung (=USA-Handelsdefizit) mindestens in dem Ausmaß wie der Welthandel wächst... Insofern könnte ich mir vorstellen, dass, wenn der unwahrschenliche Fall einträte, dass der Außenhandel der USA ausgeglichen wäre, der Welthandel, ohne sein "Schmiermittel", zu quietschen und zu schleifen beginnt.
    Allerdings ist dieses Problem vermengt mit dem globalen Handel mit Geld, Derivaten usw. - in einem Ausmaß, dass den Warenhandel wertmäßig weit übersteigt. Das alles dürfte mit den Mitteln des Herrn Trump nicht kontrollierbar sein. Ich kann mir aber vorstellen, das er irgendwann unkontrollierbare Hurrikans auslösen könnte,.

    15:16 Uhr, 02.11.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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