Kommentar
18:08 Uhr, 12.12.2006

US-Handelsbilanzdefizit auf dem niedrigsten Stand seit über einem Jahr<br />

1. Das Handelsbilanzdefizit hat sich im Oktober deutlich stärker als erwartet auf 58,9 Mrd. USDollar verringert (Bloomberg-Umfrage für den Saldo: -63,0 Mrd. US-Dollar; DekaBank: -64,0 Mrd. USDollar). Dies ist das geringste Defizit seit August 2005. Zu dieser Verringerung trug ein Rückgang der Importe um 2,7 % gegenüber dem Vormonat bei, gleichwohl liegt für uns die Überraschung eher in der Entwicklung der Ausfuhren. Die Exporte stiegen nur um 0,2 % gegenüber dem Vormonat, wir hatten mit einem deutlichen Exportrückgang gerechnet.

2. Die schwache Importentwicklung im Oktober resultiert (wie bereits im Vormonat) in erster Linie aus dem Rückgang der Rohölpreise. So verringerten sich die Einfuhren von Ölprodukten um 17,9 % gegenüber dem Vormonat. Dies alleine erklärt rund Zweidrittel des Gesamtrückgangs der Importe. Darüber hinaus waren allerdings auch die Importe von Investitionsgütern schwach (-1,1 % mom). Ähnlich wie im Vormonat steht dem Zuwachs der Importe von Konsumgütern um 0,6 % ein Rückgang der Importe von Automobilen (die eine eigene Teilstatistik bilden) um 1,6 % gegenüber. Somit ist die allgemeine Nachfrageschwäche nach Automobilen auch bei den Einfuhren zu erkennen. Auch wenn die Rohölpreise und damit die Preisentwicklung insgesamt den größten Teil der Importschwäche erklären, so sind die Importgüter im Oktober in realer Rechnung zum zweiten Mal in Folge gegenüber dem Vormonat gesunken. Dies alleine spricht bereits dafür, dass vom Außenhandel im vierten Quartal ein positiver Wachstumsbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt kommen könnte.

Auf der Exportseite verringerten sich die Ausfuhren im Bereich des zivilen Flugzeugbaus um 4,5 % mom. Gemessen an dem sehr starken Vormonatsanstieg um 33,9 % ist der Rückgang im Oktober für uns überraschend gering. Hintergrund der starken Bewegungen im Bereich des zivilen Flugzeugbaus sind Großaufträge für Boeing, die zumeist aus dem Ausland stammen und nun eine Gegenbewegung erwarten ließen. Bei den Auftragseingängen und vor allem bei den Auslieferungen im Bereich des zivilen Flugzeugbaus haben wir bei den Oktoberzahlen bereits einen solchen Rückprall gesehen. In der Exportstatistik steht dieser noch aus, sodass sich hieraus schließen lässt, dass entweder im kommenden Monat die Exporte im Bereich des zivilen Flugzeugbaus für den Monat Oktober nach unten revidiert werden oder aber, dass der Rückprall im November verbucht werden wird. Daneben sanken die Exporte im Oktober vor allem im Bereich der Halbwaren und Rohstoffe (-2,1 %), während der Export von Konsumgütern kräftig zulegen konnte (3,6 %).

3. Die Entwicklung des Handelsbilanzdefizits in den vergangenen Monaten hat einmal mehr vor Augen geführt, wie stark dieses von der Rohölpreis-Entwicklung abhängig ist. So hat sich das Handelsbilanzdefizit bereinigt um Ölprodukte im Oktober gegenüber dem Vormonat kaum verändert und entspricht mit 40,1 Mrd. US-Dollar fast exakt dem Durchschnitt der vergangenen zweieinhalb Jahre. Da wir zu Beginn des kommenden Jahres wieder tendenziell mit steigenden Rohölpreisen rechnen, dürfte sich das Handelsbilanzdefizit dann eher wieder ausweiten. Die, im Vergleich zu den starken Wachstumsjahren 2004 und 2005, schwächere konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten wird dagegen kaum ausreichend sein, das Handelsbilanzdefizit über einen längeren Zeitraum hinweg zu verringern.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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