Kommentar
19:17 Uhr, 22.03.2016

US-Dollar-Abwertung: Arbeiten China und die USA zusammen?

Noch vor wenigen Wochen glaubte der Markt daran, dass Chinas Wirtschaft abstürzen würde und mit ihr die Währung. Davon ist derzeit keine Rede mehr. Hat die US Notenbank da vielleicht geholfen?

Die chinesische Währung hat gegenüber dem Dollar in den letzten Wochen kontinuierlich aufgewertet. Das kommt ziemlich überraschend, denn noch vor wenigen Wochen brüsteten sich Hedgefonds Manager mit großen Wetten auf eine Abwertung des Yuan. Jetzt ist klar, dass ein Großteil dieser Wetten wohl tief im Minus steckt.

Die Abwertung des Yuan gegenüber dem Dollar betrug von August 2015 bis Anfang 2016 insgesamt 6 %. Ein Drittel davon ist inzwischen wieder verloren, weil der Yuan wieder aufgewertet wird. Das Ganze geschieht interessanterweise ohne große Intervention der chinesischen Notenbank. Im Februar reduzierten sich die Währungsreserven um weniger als 30 Mrd. Noch in den zwei Monaten davor musste die Notenbank mit 100 Mrd. je Monat den Yuan stabilisieren.

Lesetipp: US-Dollar vor starker Abwertung?

Die plötzliche Stärke des Yuan kommt überraschend. Sie hat jedoch wenig mit einer wundersamen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage zu tun. Vielmehr kann man die Ursachen für die Aufwertung im neuen Währungsregime suchen. China hat Ende 2015 von einer Dollarbindung auf die Bindung gegenüber einem Währungskorb umgestellt. Gegenüber diesem Währungskorb soll der Yuan stabil bleiben.

Der Dollar ist mit knapp 30 % der wichtigste Bestandteil des Korbes. Nun hat der Dollar allerdings gegenüber den anderen Währungen des Korbes abgewertet (z.B. Yen, Euro, australischer Dollar). Wenn der Dollar gegenüber anderen Währungen abwertet, dass muss der Yuan gegenüber dem Dollar aufwerten, wenn der Kurs zum Währungskorb stabil bleiben soll.

Die Dollarabwertung wurde von der US-Notenbank möglich gemacht. Bereits vor dem Zinsentscheid im März machte sie klar, dass weitere Zinserhöhungen erst einmal kein Thema sein werden. Das hat sehr viel Druck vom Yuan genommen. Solange der Dollar nicht weiter aufwertet wie in den letzten Jahren ist China mit dem Währungsproblem praktisch aus dem Schneider.

Lestipp: Fed Zinsentscheid - Was bedeutet er?

Was die US-Notenbank dazu bewogen hat zurück zu rudern ist nicht ganz klar. Gewiss, es ist eine Reaktion auf die weltweiten Turbulenzen zu Jahresbeginn, doch würde die Fed nur auf die US Wirtschaft schauen, dann hätte sie nicht von ihrem Kurs abrücken müssen. Genau das ist nun jedoch geschehen.

Es wirkt fast so, als ob sich die großen Notenbanken hinter verschlossenen Türen auf eine Kooperation geeinigt hätten. Inzwischen ist teils die Rede von einem inoffiziellen „Shanghai Accord.“ In der Vergangenheit (in den 80er Jahren) gab es einige solcher Übereinkünfte. Am bekanntesten ist der Louvre Accord aus dem Jahr 1987 als sich Staaten darauf einigten gegen die übermäßige Aufwertung des Dollars vorzugehen.

Vor wenigen Wochen trafen sich die führenden Wirtschaftsnationen in Shanghai. Dort könnte es zu einem inoffiziellen Accord gekommen sein. Die EZB lockerte zuletzt zwar weiter, tat es jedoch auf eine Art und Weise, die den Euro nicht weiter unter Druck brachte. Die japanische Notenbank hält bisher die Füße still. Das hat die Aufwertung des Dollars praktisch beendet.

Für die Weltwirtschaft kommt das einem Befreiungsschlag gleich. Ein Ende der Dollaraufwertung bedeutet eine signifikante Reduktion des geldpolitischen Stresses. Die Dollarstärke hat zu einem Kollaps der Währungen von Schwellenländern geführt. Die Inflation ist zweistellig und die Notenbanken mussten die Zinsen erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen. Da die meisten Entwicklungsländer vom Rohstoffexport abhängig sind und Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, verdienten diese Länder weniger. Gleichzeitig kehrten sich die Kapitalströme um. Nach jahrelangem Kapitalzustrom wurden im vergangenen Jahr an die 500 Mrd. Dollar aus Entwicklungsländern abgezogen.

China ist kein klassisches Entwicklungsland, doch auch hier traf eine ähnliche Systematik zu, wie sie z.B. Brasilien betrifft. Es begann Kapitalflucht, was Druck auf die Währung ausübte. Die Notenbank musste intervenieren. Das stand den Bemühungen entgegen über Zinssenkungen die Finanzierungsbedingungen zu lockern.

Kurz gesagt: ein Ende der Dollaraufwertung rettet nicht nur China, sondern viele Entwicklungsländer vor dem endgültigen Absturz. Ob dahinter nun eine koordinierte Aktion steht oder nicht, ist eigentlich unwichtig. Wichtig ist, dass der Stress im Finanzsystem deutlich abnimmt und so eine Verschärfung der Krise in Entwicklungsländern verhindert werden kann.

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4 Kommentare

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  • Mitdenker
    Mitdenker

    Mich würde es überhaupt nicht wundern, wenn die FED ihre Finger mit im Spiel hat. Notenbanken sind die größten Marktmanipulierer... Stehen unter keiner Aufsicht und überweisen dann den Staaten die dahiner stehen Mrd von Geldeinheiten........

    19:52 Uhr, 22.03. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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