Kommentar
10:40 Uhr, 27.11.2008

US-Daten in tiefstem Moll - Aktien-Devisen-Korrelation gestört - China gibt Gas!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.2915, nachdem gestern im US-Handel trotz schwacher USKonjunkturdaten Tiefstkurse des EUR bei 1.2821 realisiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 95.10. "Carry-Trades" zeigen sich stabil und ambivalent. EUR-JPY stellt sich auf 122.80, während EUR-CHF bei 1.5485 oszilliert.

Gestern legten die Aktienmärkte schlussendlich zu. Gleichwohl konnte weder der "Carry-Trade" noch EUR-USD von dieser Entwicklung profitieren. Ergo ergeben sich Anzeichen, dass die Korrelation fester Aktienmarkt = freundliche "Carry-Trades" = freundlicher EUR-USD an Signifikanz verliert. Nun denn, Korrelationen sind halt überwiegend temporäre Phänomene und das ist auch gut so!

China gibt Gas. Die Maßnahmenpakete auf globaler Ebene zur Stimulierung der Konjunkturlage bestimmen die Schlagzeilen. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert.

Chinas Zentralbank hat den Leitzins gestern überraschend um 108 Basispunkte auf 5,58% gesenkt und setzt damit die Zinssenkungspolitik in einer aggressiveren Gangart fort. Der aktuelle Zinsschritt liefert die aggressivste Senkung seit 11 Jahren. Die Mindestreserve wurde für große Banken von 17% auf 16% herabgesetzt. Der Satz für kleine Banken wurde von 16% auf 14% angepasst.

Chinas Kabinett bemüht sich laut eigener Aussage um zusätzliche Maßnahmen, um angeschlagene Unternehmen in der Stahl-, Auto-, Textil- und Petrochemiebranche zu unterstützen und die Lagerhaltung bei wesentlichen Rohstoffen zu erhöhen als auch die Arbeitslosenversicherung auszuweiten.

Mithin bleibt die 4. größte Wirtschaftsnation der Welt aggressiv. Zinssenkungen, Mindestreserveschritte, ein Konjunkturprogramm in der Größenordnung von circa 20% des BIP oder 586 Mrd. USD als auch weitere Maßnahmen sind Ausdruck dafür, dass China im Zuge der globalen Machtachsenverschiebung seine Rolle in beachtlichem Maße ausfüllt.

Natürlich kann sich die EU mit Deutschland als 3. größter Wirtschaftsnation nicht verstecken. Da wird das geplante Konjunkturpaket dann schon mal von bisher gut 160 auf 200 Mrd. Euro aufgestockt, was circa 1,5% des BIP der EU entspricht. Deutschland meint als 3. größte Wirtschaftsnation, also noch vor China, sich mit circa 30 Mrd. Euro begnügen zu dürfen. Wir nehmen die Position der deutschen Regierung zur Kenntnis.

Die gestrigen Veröffentlichungen aus den USA verdienen das Urteil "verstärkte Besorgnis erregend".

Die Arbeitslosenerstanträge per 22. November sanken von zuvor 543.000 auf 529.000. Die Prognose war bei 537.000 angesiedelt. Gleichwohl bestätigt das aktuelle Niveau die in der Tendenz zunehmend prekäre Situation am US-Arbeitsmarkt. Der Chart beantwortet augenfällig alle weiteren Fragen.

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Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter kollabierte um 6,2% im Monatsvergleich per Oktober. Analysten hatten einen Rückgang um lediglich 3,2% erwartet. Der beigefügte Chart verdeutlicht sowohl das rezessive Szenario der letzten Monate als auch das dramatische Tempo der Konjunkturentschleunigung.

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Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago sank per November von zuvor 37,8 auf 33,8 Punkte. Marktbeobachter hatten einen Rückgang auf 36,7 Zähler unterstellt. Damit erreichte dieser Index den tiefsten Stand seit Anfang der 80er Jahre.

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Der Kansas City Fed Manufacturing Index (Produktion) per November verlor von -23 auf -31 Punkte. Damit markierte dieser Index den tiefsten Stand in der jungen Historie dieses Index. Der Auslieferungsindex sackte von -20 auf -38 Zähler. Der Auftragsindex brach von -23 auf -39 Punkte ein. Der Beschäftigungsindex ging von -12 auf -21 zurück.

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Laut der finalen Berechnung des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Uni Michigan ergab sich ein Rückgang im Monatsvergleich von zuvor 57,6 auf 55,3 Punkte. Damit steht dieser Index auf dem tiefsten Niveau seit 1980 und konterkariert das Ergebnis des Anstiegs des Pendants vom "Conference Board" umfänglich.

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Der Absatz neuer Immobilien per Oktober verzeichnete einen Rückgang um 5,3% auf annualisiert 433.000 Objekte. Die Prognose war bei 450.000 angesiedelt. Die Vormonatswerte wurden um 17.000 Objekte nach unten revidiert. Das Volumen von zu verkaufenden Immobilien nahm von zuvor 10,9 auf 11,1 Monatsumsätze zu.

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Persönliche Einkommen verzeichneten in den USA per Oktober einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,3% (Jahresvergleich 3,3% nach 3,2%). Analysten hatten eine Zunahme um nur 0,1% unterstellt. Die privaten Ausgaben sanken dagegen um 1,0% (Jahresvergleich 2,3% nach 3,5%). In der Folge kam es zu einem deutlichen Anstieg der Sparquote auf 2,4% nach zuvor 1,0%.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen beschäftigen. Dem "Economic Sentiment" kommt die stärkste Beachtung zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2570 -00 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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