US-Daten ein konjunktureller Offenbarungseid - Devisenmärkte stabilisiert!
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Der Euro eröffnet heute bei 1.3475, nachdem sowohl im US-Handel (Freitag) als auch im asiatischen Handel eine übersichtliche Bandbreite zwischen 1.3402 und 1.3496 dominierte. Der USD konnte gegenüber dem JPY an Boden gewinnen und stellt sich aktuell auf 102.05. "Carry-Trades" zeigen sich weiter stabil. EUR-JPY stellt sich auf 137.50, während EUR-CHF bei 1.5300 oszilliert.
Bevor wir uns den US-Daten zuwenden, ist ein Blick auf den Status der globalen Finanzkrise angebracht.
Die Notwendigkeit von Staatsinterventionen ist vor dem Hintergrund der aktuellen Lage unumstritten und die damit einhergehenden Aktionen bestimmen die Gazetten und füllen die Nachrichtensendungen.
Beginnen wir mit der leichten Kost des Boulevards. Der Präsidentschaftskandidat der "Linken" Sodann verspürt natürlich nur theoretisch ein Lüstchen, als "Polizist" Herrn Ackermann zu verhaften, der empört reagiert. Das Thema mag unterhalten und damit von den wesentlichen Themen ablenken, es ist auf keinen Fall Ziel führend. Herr Struck (SPD) fordert von der Elite der Finanzwelt Entschuldigungen. So weit zur "Bauchnabelpresse".
Wenden wir uns der schweren Kost zu. Um das öffentliche Garantieprogramm Deutschlands oder auch anderer Länder umfänglich greifen zu können, macht es Sinn, das Volumen von 500 Mrd. Euro auf den Einzelbürger herunter zu brechen. Wenn wir 500.000.000.000 durch 80.000.000 teilen ergibt sich ein Garantieumfang von 6.250 Euro pro Person. Eine 5-köpfige Familie, in Deutschland nicht mehr die Regel, bürgt als dann mit 31.250 Euro.
Die Bayerische Landesbank ist erster Kandidat bei der Inanspruchnahme der öffentlichen Kapitalspritze. Kolportiert werden 5 Mrd. Euro. Die ING prescht in den Niederlanden vor mit einem Schluck aus der öffentlichen „Finanzpulle“ in der Größenordnung von 10 Mrd. Euro.
Die USA und Europa planen nach den US-Präsidentschaftswahlen am 4. November eine Serie von Finanzgipfeln, um damit so koordiniert wie möglich gegen die Krise vorzugehen. Das macht fraglos Sinn, solange wir uns nicht zu einer Weltfinanzregierung koordinieren …
Der Chefvolkswirt der Weltbank Justin Yifu Lin sagte, die Geldpolitik sollte sich nicht nur nach Verbraucherpreisen, sondern auch nach Aktienmärkten und anderen Anlageklassen ausrichten. Gerade der bewusste Versuch der Beeinflussung der Assetpreise durch die Fed in den letzten Jahren ist ein wesentlicher Katalysator der aktuellen Krise. Wenn Zentralbanken lediglich einen angemessenen Rahmen für nachhaltiges Wachstum im Rahmen der Geld- und Geldmengenpolitik etablieren und den Märkten Freiheit zugestehen, dann kommt es nicht zu den Krisen der aktuellen Art. Dann ergeben sich auszuhaltende Auf- und Abschwünge der Konjunktur vergleichbar dem Einatmen und Ausatmen eines Organismus. Dann gibt es auch nicht Zentralbanker, die über neue Paradigmen (Greenspan) fabulieren! Wann begreifen das unsere so genannten Eliten aus den Philosophentürmen der Volkswirtschaftslehre!
Die Antwort auf die globale Finanzkrise müsse systematisch, umfassend, entscheidend und koordiniert ausfallen sagte Herr Justin Yifu Lin. Das macht fraglos Sinn, solange wir uns nicht zu einer Weltfinanzregierung koordinieren…
Die US-Wirtschaftsdaten, die am Freitag veröffentlicht wurden, können als konjunktureller Offenbarungseid interpretiert werden.
Nachdem das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan in dem Vormonat durchaus überraschend markant von 63,0 auf 70,3 Punkte zulegte, ergab sich nun per Oktober nicht der Konsensusprognose entsprechend ein Rückgang auf 65 Zähler, sondern ein massiver Einbruch auf unerwartete 57,5 Punkte. Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage (von 75,0 auf 58,9) als auch die Erwartungshaltung (von 67,2 auf 56,7 Punkte) trugen zu dem Ergebnis bei.
Die Situation am US-Wohnimmobilienmarkt spitzt sich derzeit weiter zu. Die Neubaubeginne sanken per September auf annualisierter Basis von zuvor 872.000 auf 817.000 Objekte. Erwartet war ein Wert von 880.000 Objekten. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von zuvor 895.000 auf 872.000 angepasst.
Ergo ergab sich im Hinblick auf die Konsensusprognose ein um 86.000 Objekte geringeres Ergebnis, das 10,52% des aktuellen Niveaus darstellt.
Diese Daten liefern ein Bild, das eine massive Verschärfung der Situation am US-Wohnbaumarkt entspricht. Dazu passt fraglos der aktuelle Rückgang des "NAHB Housing Market Index" auf einen neuen historischen Tiefstwert von 14 nach zuvor 17 Punkten.
Die Entwicklung der Baugenehmigungen per September unterstreichen noch einmal diese prekäre Situation. Per September stellte sich ein massiver Einbruch von zuvor 857.000 auf 786.000 Genehmigungen ein. Die Konsensjusprognose war bei 850.000 Genehmigungen angesiedelt. Ergo liefern die tatsächlichen Neubaubeginne als auch die Baugenehmigungen eindrucksvolle Belege dafür, dass sich die Situation unerwartet und nachhaltig eintrübt. Der beigefügte Chart visualisiert das Debakel am US-Wohnimmobilienmarkt noch einmal eindrücklich und belegt damit, dass das Herbeiführen von "Asset-Bubbles" und damit die bewusste Einflussnahme auf Assetpreise nicht geeignet ist, notwendige Nachhaltigkeit in einer Volkswirtschaft zu forcieren.
Heute stehen die US-Frühindikatoren per September auf der Agenda. Analysten erwarten einen leichten Rückgang um 0,2%. Damit ergäbe sich ein dritter Rückgang Folge. Der Chart belegt hier, dass dieser Index in den letzten Monaten grundsätzlich eine Tendenz hatte, überwiegend unterhalb der Nulllinie zu oszillieren.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3250 - 80 neutralisiert den positiven Bias des Euros...
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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