Kommentar
08:47 Uhr, 25.11.2015

US-BIP: Licht und Schatten

Gute und schlechte Neuigkeiten. Die US-Wirtschaft ist im 3. Quartal stärker gewachsen als zunächst angenommen. Das sind gute Nachrichten, aber nicht für Anleger.-

Die Erstschätzung des BIP-Wachstum war mit 1,5% zu konservativ. Vor gut einer Woche hatte ich bereits darüber spekuliert, ob das Wachstum in der Zweitschätzung nicht auf 2% nach oben korrigiert wird. Heute wurde die zweite Schätzung veröffentlicht und fällt mit 2,1% noch etwas besser aus als erwartet. Die Revision der Zahlen ist vor allem auf den Aufbau von Lagerbeständen zurückzuführen. Werden die Lager im vierten Quartal wieder geräumt dürfte das Wachstum nicht über 1% kommen.

Grundsätzlich ist das höhere Wachstum eine willkommene Nachricht und wird die Notenbank dabei unterstützen den ersten Zinsschritt nach Jahren zu wagen. Die Daten sind im Detail für Anleger nur bedingt erfreulich. Mit den Wachstumszahlen werden auch Details zur Lohnentwicklung und den Unternehmensgewinnen bekannt gegeben. Die Löhne scheinen endlich zu steigen. Der einzelne Arbeitnehmer erhält nun nicht gleich eine große Lohnsteigerung, doch in der Masse zeigt sich ein positiver Trend. Es zeigt sich insbesondere ein positiver Trend, wenn man die Einkommen aus Löhnen und Kapitaleinkommen miteinander vergleicht. Jahrelang ist der Lohnanteil am Gesamteinkommen der USA gesunken. Das war ein riesiges Problem.

Die Masse der Bevölkerung hat keine großen Kapitaleinkommen. Wenn die Löhne insgesamt immer weniger am Volkseinkommen ausmachen, dann ist das ein gefährlicher Trend. Kapitaleinkommen wird von wenigen erzielt. Die Masse ist hingegen auf Löhne angewiesen. Sinkt deren Anteil am Gesamteinkommen immer weiter, dann zeigt das ein wachsendes Ungleichgewicht. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf.

Der Lohnanteil steigt nicht nur, weil mehr Menschen arbeiten, sondern auch, weil Unternehmen mehr zahlen müssen. Das übt Druck auf die Gewinne aus. Das wiederum ist für Aktionäre die schlechte Nachricht. Persönlich ist mir die Nachricht steigender Löhne lieber, da steigende Löhne langfristig auch wieder zu mehr Gewinnen führen. Kurzfristig können solche Meldungen auf den Aktienkursen lasten.

Gewinne sind momentan nicht das, womit US Unternehmen glänzen. Grafik 1 zeigt die Gewinne aller US Unternehmen und den Dow Jones im Vergleich. Grafik 2 zeigt dasselbe, nur über einen kürzeren Zeitraum. Dabei zeigt sich, dass Aktien weiterhin kräftig steigen, während es der Gewinn nicht mehr tut. Insbesondere der um Abschreibungen und Lagermengen bereinigte Gewinn zeigt nach unten - und zwar deutlich. Eine so große Divergenz zwischen Gewinnen und Kursen gab es schon lange nicht mehr. Zuletzt gab es eine solche Divergenz in den Jahren 2006 und 2007. Ein Omen?

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2 Kommentare

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  • Marco Soda
    Marco Soda

    stimmt das paß nicht zusammen

    15:18 Uhr, 26.11. 2015
  • Ragazzo
    Ragazzo

    Die hohen Lagerbestände bedeuten, dass in den USA produziert aber nicht verkauft wird. Dafür spricht auch der DJ Transport: ohne Geschäfte kein Transport ! Lohnsteigerungen nagen in diesem Umfeld an den Gewinnmargen der Unternehmen.

    15:07 Uhr, 26.11. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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