Kommentar
16:35 Uhr, 27.07.2018

US-Automarkt: Einbruch oder moderate Abkühlung?

Nicht nur die Deutschen lieben ihre Autos. Amerikaner stehen da in nichts nach, doch die Stimmung kühlt sich gerade rasant ab. Das macht sich auch in den Quartalszahlen bemerkbar.

Schon länger deuten sich Probleme für den US-Automarkt an. Noch Ende 2016 wurden annualisiert 18,4 Mio. Autos verkauft. Bis August 2017 ging es mit den Verkäufen dann abwärts. Innerhalb von nur 8 Monaten sank die Zahl verkaufter Autos um 2 Mio. Dann kam eine Hurrikane-Serie, die viele Autos zerstörte. Es brauchte Ersatz. Die Verkäufe schnellten auf 18,9 Mio. nach oben.

Dieser Einmaleffekt ist nun aus den Daten heraus. Überraschenderweise hat sich der Abwärtstrend aber nicht einfach wieder fortgesetzt. Mit 17,3 Mio. Autos wird deutlich weniger verkauft als vor einem Jahr, doch von einer Krise wie sie sich 2016 andeutete ist nichts zu spüren.

Dafür fällt das Sentiment. Obwohl sich die Autoverkäufe einigermaßen stabil zeigen, dreht das Sentiment deutlich nach unten ab (Grafik 1). Bei der Konsumentenbefragung der Universität Michigan wird auch erhoben, ob das aktuelle Umfeld gut oder schlecht für den Autokauf ist. Netto sind nur noch 25 % der Meinung, dass das Umfeld gut ist. Im April waren es noch 43 % und Ende 2017 waren es 49 %.

So schlecht war die Stimmung seit Jahren nicht mehr. Oftmals geht die Stimmung den Verkäufen voraus. Die Verkäufe wiederum sind ein guter Indikator für die Gesamtwirtschaft. Die Verkaufszahlen sinken Monate bevor eine Rezession beginnt.

Die Eintrübung ist auch deswegen bemerkenswert, weil die Preise für Neuwagen sinken (Grafik 2). Eine hohe Korrelation zwischen Preissteigerung oder Preissenkung und Sentiment gibt es nicht. Dennoch sollten sinkende Preise Konsumenten dazu bewegen, trotzdem zu kaufen.

Die Preissenkungen sind vermutlich genau das, was die Verkäufe stabil hält. Das Sentiment ist es jedenfalls nicht. Ohne Rabatte würde sich der Abwärtstrend vermutlich fortsetzen. Wieso sich die Stimmung trotz Rabattschlacht eintrübt, ist nicht einwandfrei zu klären. Konsumenten nennen allerdings vermehrt das Thema Zölle als Belastungsfaktor.

Je besser ein Konsument verdient, desto besorgter ist er. Das hat wohl vielfältige Gründe. Entscheidend ist aber, dass das obere Drittel der Einkommen über die Hälfte der Konsumausgaben stemmt. Wenn bei Besserverdienern die Stimmung kippt, hat das wirtschaftlich größere Auswirkungen.

Ein klarer Trendwechsel ist nicht auszumachen. Das Fundament bröckelt allerdings ein wenig. Die Handelspolitik wird immer mehr zum Thema und Belastungsfaktor. Die Regierung braucht hier dringend Erfolge. Genau das braucht jedoch Zeit. Das ist Zeit, die die Regierung nicht hat, um die Stimmung wieder nach oben zu drehen. Das alles deutet stark auf eine moderate Abkühlung in den kommenden Quartalen hin.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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