Kommentar
07:19 Uhr, 09.05.2016

US-Arbeitsmarktbericht deutlich unter den Erwartungen: Was hat das zu bedeuten

Am Freitagnachmittag wurde der Arbeitsmarktbericht für April veröffentlicht. Die Erwartungen wurden klar verfehlt. Erwartet wurde, dass im April 200.000 neue Jobs geschaffen wurden. Tatsächlich waren es nur 160.000. Was bedeutet das für den Markt?

Laut Bloomberg reichten die Erwartungen von Analysten für die Zahl neu geschaffener Stellen von 160.000 bis 315.000 und lagen im Durchschnitt bei 200.000. Die Konsensschätzung wurde verfehlt. Was aber mindestens ebenso bemerkenswert ist: die 160.000 neu geschaffenen Stellen liegen am untersten Rand der Bandbreite. Das sieht man selten.

Die Schätzungen für alle Datensätze weisen oftmals eine große Streuung auf. Im Normalfall befindet sich der tatsächliche Wert irgendwo in der Bandbreite. Das kann man auch von den aktuellen Zahlen behaupten, doch nur sehr knapp. Die Zahlen sind also – gemessen an der Erwartung – schlecht.

Der Markt reagierte darauf prompt. Der Dollar Index verlor kräftig, Gold und Silber konnten zulegen. Die Logik dahinter hat wie so oft mit der Zinsenwende zu tun. Der Arbeitsmarkt expandiert zwar weiterhin, doch deutlich langsamer als vermutet. Es deutet sich eine Abkühlung an. Eine Fortführung der Zinswende ist da kaum vorstellbar.

Der Markt sieht inzwischen kaum noch eine Chance auf eine Zinsanhebung im Juni. Selbst im Dezember liegt die Wahrscheinlichkeit nur bei etwa 50 %. Die Arbeitsmarktzahlen untermauern die Einschätzung des Marktes.
Als Anleger sollte man aufgrund der Zahlen und der immer kleiner werdenden Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung in diesem Jahr jedoch nicht gleich sein ganzes Portfolio umschichten. Die Arbeitsmarktdaten bestätigen lediglich die Einschätzung, die der Markt ohnehin schon hatte. Ein neuer Trend ergibt sich daraus nicht, lediglich die Unterstützung für eine Fortsetzung der aktuellen Trends.

Man darf auch nicht vergessen: die Daten lagen unter den Erwartungen, doch absolut gesehen sind sie immer noch gut. Es wurden 160.000 neue Stellen geschaffen. Das ist zwar weniger als zuvor, aber immer noch eine sehr erfreuliche Zahl. Die Zahl offiziell als arbeitslos gemeldeten Personen geht zurück. Mehr Menschen haben Arbeit und dadurch auch mehr Geld für den Konsum zur Verfügung.

Analysiert man, woher das Jobwachstum kommt, dann gibt es wenig Überraschungen. Die Grafik zeigt den Jahresvergleich. Im „Mining“ (Rohstoffförderung, inkl. Dienstleistern und Zulieferern) Bereich ging die Beschäftigung stark zurück. Auf Jahressicht betrug das Minus 15 %. Auch auf Monatssicht ändert sich das Bild nicht. Es werden nach wie vor in hohem Tempo Arbeitnehmer entlassen.


Die Zahl der Arbeitsplätze im Gewerbe stagniert. Die US-Industrie kämpft seit mehreren Quartalen gegen langsames Wachstum an. Das zeigt sich auch im Beschäftigungstrend. Immerhin, auf Monatssicht wurden keine weiteren Arbeitsplätze abgebaut.

Die Sektoren, die vor allem dem Dienstleistungsbereich zuzuordnen sind, boomen weiterhin. Besonders viele Jobs werden im Finanzdienstleistungsbereich sowie im Bereich Bildung, Gesundheit und Professional Services (Notare, Anwälte, Forschung & Entwicklung usw.) geschaffen. Das Wachstum verlangsamt sich nun etwas, doch der Trend stimmt nach wie vor.

Der US-Arbeitsmarkt ist nach wie vor stark. Aufgrund der etwas niedriger ausgefallenen Zahlen sollte man nicht gleich eine Rezession hineininterpretieren. Davon ist die Wirtschaft noch weit entfernt. Der Aufschwung verliert wohl etwas an Fahrt, doch nach sieben Jahren Aufschwung ist das nicht verwunderlich. Das ist auch der Notenbank klar. Sie wird zwar bei nachlassender Dynamik kaum die Zinsen anheben, doch stabilisiert sich der Aufschwung auf niedrigerem Niveau, muss nach wie vor mit Zinsschritten gerechnet werden.

Für den Markt haben die Zahlen wenig Bedeutung. Sie ändern die grundsätzliche Lage nicht. Konkret spricht das für einen weiterhin schwächer werdenden Dollar, steigende Edelmetallpreise und ein Seitwärtstrend bei Aktien.

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2 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Was das bedeutet? NICHTS natuerlich. Negativ is positiv. Ab jetzt wird wieder gekauft! Warumn? Dumme Frage. Weils so ist. Ihr sollt nicht denken, ihr sollt kaufen! Brav. setzen.

    13:30 Uhr, 09.05.2016
  • Octagon2012
    Octagon2012

    Mal schauen. Die aufkommende Inflation ist ja nun auch nicht zu vernachlässigen

    08:09 Uhr, 09.05.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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