Kommentar
10:49 Uhr, 10.11.2008

US-Arbeitsmarktbericht deprimierend - Chinas Konjunkturprogramm überrascht positiv!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.2830, nachdem in Fernost Höchstkurse bei 1.2898 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY derzeit bei 99.05. "Carry-Trades" zeigen sich in freundlicher Verfassung. EUR-JPY stellt sich auf 127.10, während EUR-CHF bei 1.5105 oszilliert.

China (4. größte Wirtschaftsnation der Welt) hat ein Konjunkturprogramm mit einer Laufzeit bis Ende 2010 in einem Volumen von 586 Mrd. USD angekündigt. Dieses Volumen entspricht etwa 20% der chinesischen Wirtschaftsleistung oder gut 1% der globalen Wirtschaftsleistung eines Jahres.

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Japan hat vor kurzer Zeit gerade ein Konjunkturprogramm in der Größenordnung von 275 Mrd. USD bekannt gemacht.

Mithin liefern diese beiden Nationen alleine die Weltkonjunktur stützende Maßnahmen in einem Volumen von 861 Mrd. USD oder gut 1,5% des Aktuellen Welt-BIP.

Dazu kommen mit hoher Sicherheit weitere Programme aus Europa und den USA. In Deutschland ist man auch bemüht, ein Potpourri von Maßnahmen zusammenzustellen. Das Volumen von 25 bis 50 Mrd. Euro wirkt vergleichsweise bescheiden, ebenso die bisher geleistete intellektuelle Vorarbeit. Dieses Thema wird hier jedoch aus Zeitmangel nicht weiter vertieft.

Ingesamt ist es nicht abwegig ein Volumen konjunktureller Stützungsmaßnahmen auf globaler Ebene von mindestens 1.500 Mrd. USD für die nächsten zwei Jahre zu veranschlagen.

Mithin erfährt die globale Wirtschaft in den kommenden zwei Jahren mindestens Hilfsmaßnahmen in einer Größenordnung von circa 2,7% des Welt-BIP oder p.a. circa 1,35%.

Daneben sind globale abgestimmte aggressive Zinssenkungen und weitere Abschirmungen auf der Agenda. AIG bemüht sich um 150 Mrd. USD, was circa 0,4% des Welt-BIP entspricht. Automobilbanken wollen unter die Schutzschirme.

Nun denn! Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Politik und die Zentralbanken die Erkenntnis gewonnen haben, das mehr auf dem Spiel steht als voraussichtlich je zuvor. Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ableiten, dass die Politik auch zu weiteren aggressiven Schritten bereit sein wird, wenn die bisher verfügten Maßnahmen nicht in ihrem Sinne greifen. Das Thema Stabilisierung steht damit weiter im Fokus. Mit freien Märkten hat das freilich nichts zu tun.

Die deutsche Industrieproduktion enttäuschte am Freitag per September mit einem Rückgang auf Monatsbasis um 3,6%. Analysten hatten einen Anstieg um 0,2% erwartet. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,3% nach zuvor noch +1,5% per August. Der beigefügte Chart verdeutlicht die aktuelle Schwächephase eindrucksvoll.

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Der OECD-Composite Leading Indicator sank von August auf September von zuvor 95,9 auf 94,3 Punkte. Auch hier ist ein Blick auf den langfristigen Chart hilfreich, um die Eindeutigkeit des Rezessionsszenarios zu erkennen. Der Index oszilliert auf dem niedrigsten Stand seit den 70ern.

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Wenden wir uns den US-Veröffentlichungen vom letzten Freitag zu: Die Lagerbestände des Großhandels sanken per September um 0,1%. Der Vormonatswert wurde von +0,8% auf +0,6% angepasst. Der Absatz sank im Monatsvergleich um 1,5% nach -1,6% per August. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz erhöhte sich auf 1,12 nach zuvor 1,10 Monatsumsätzen.

"US-Pending Home Sales" (Anhängige, aber nicht vollzogene Hausverkäufe) enttäuschten leicht per September mit einem Indexrückgang auf Monatsbasis um 4,6% auf 89,2 Punkte. Im Jahresvergleich ergab sich damit ein Anstieg um 1,6% nach zuvor +9,0%. Die aktuelle positive Tendenz hat maßgeblich mit Basiseffekten zu tun (starke Einbrüche im Vorjahr).

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Die US-Verbraucherkredite nahmen per September um 6,9 Mrd. USD zu und neutralisierten damit den Rückgang per August um 6,3 Mrd. USD. Im Jahresvergleich ergab sich damit ein Anstieg um 3,2%.

Im Mittelpunkt stand der US-Arbeitsmarktbericht per Oktober. Die Arbeitslosenquote legte von zuvor 6,1% auf 6,5% zu. Unsere kritische Haltung zu der Quote setzen wir als bekannt voraus. Das US-Department of Labor bietet uns jedoch eine Quote, die eine Vergleichbarkeit zu den europäischen oder deutschen Pendants erlaubt. Sie wird als U-6 bezeichnet und vor der Medienwelt überwiegend vollständig ignoriert. Nun denn, diese Quote U-6 (Table A-12) lieferte ein Ergebnis von 11,8% nach zuvor 11,0%. Das passt dann auch zu der realen Welt der USÖkonomie. Von hervorgehobener Bedeutung war die Entwicklung der „Nonfarm Payrolls“. Hier ergab sich ein Rückgang um 240.000. Analysten hatten ein Minus von 200.000 Jobs erwartet. Die Revision der Vormonate brachte einen zusätzlichen Rückgang um 179.000 Arbeitsplatzverhältnisse.

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132.000 Jobs gingen per Oktober im produzierenden Sektor verloren. Das war der stärkste Rückgang seit November 2001. Im Dienstleistungssektor verschwanden 131.000 Jobs. Die öffentliche Hand schaffte dagegen 22.496 Arbeitsplätze.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro nach dem zwischenzeitlichen Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2820 - 50 favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2500 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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