Kommentar
20:05 Uhr, 06.01.2017

US-Arbeitsmarkt: Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig

Der Markt war im ersten Moment etwas verwirrt. War der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember nun gut oder schlecht?

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In einer ersten Reaktion stieg der Markt kräftig, brach dann aber kurz darauf wieder ein. Gegen Handelsende ging es dann wieder bergauf. Das galt global und über Assetklassen hinweg. Erst stiegen Aktien und Dollar, Rohstoffpreise sanken. Dann die Rolle rückwärts, die nach einer Bedenkzeit von einer Stunde auch wieder revidiert wurde.

Es ist normal, dass nicht alle Marktteilnehmer sofort der gleichen Meinung sind und sich die Meinung erst im Laufe des Tages bilden muss. Dieses Mal war es jedoch recht stark ausgeprägt. Das lag vermutlich an leicht widersprüchlichen Daten.

Im Dezember wurden 156.000 neue Stellen geschaffen. Das waren etwa 20.000 weniger als erwartet. Das war keine gute Nachricht. Dafür aber wurden die Zahlen aus den Vormonaten revidiert – und zwar um 19.000 nach oben. Rechnet man diese 19.000 zu den 156.000 hinzu, dann wurden die Erwartungen praktisch getroffen, wenn auch eben nicht punktgenau im Dezember.

Als überraschend gut lässt sich der Arbeitsmarktbericht nicht bezeichnen. Er war irgendwo in der Nähe der Erwartungen. Dafür gab es erfreuliche Nachrichten zur Lohnentwicklung. Die Löhne stiegen auf Jahressicht mit 2,9 % so schnell wie lange nicht. Das letzte Mal stiegen die Löhne im Mai 2009 schneller.

Viele werten genau das jetzt als klares Signal für die Notenbank die Zinsen wie geplant in diesem Jahr mehrfach anzuheben. Steigende Löhne deuten steigende Inflation an. Die Sache hat jedoch gleich mehrere Schönheitsfehler. Der erste ist in Grafik 1 dargestellt.

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Die Grafik zeigt die Entwicklung der Kompensation. Zur Kompensation gehören nicht nur die monatlichen Löhne und Gehälter, sondern auch andere Bestandteile wie Boni, Überstunden oder Zuschüsse z.B. zur Krankenversicherung. Der Trend ist hier positiv, aber weit weniger positiv als es die durchschnittlichen Stundenlöhne erahnen lassen.

Die Lohnsteigerungen ziehen an, dafür scheinen aber andere Kompensationsbestandteile nicht Schritt zu halten. Die Kompensation müsste eigentlich viel stärker steigen, wenn das Argument gilt, dass Unternehmen bereits jetzt Probleme haben ihre offenen Stellen zu besetzen.

Nun steigen Löhne nicht von ganz alleine und „freiwillig.“ Läge die Arbeitslosenrate bei 10 % wäre kaum mit Steigerungen von knapp 3 % zu rechnen. Dennoch ist der Arbeitsmarkt noch nicht so ausgereizt wie viele glauben. Das liegt auch daran, dass Unternehmen nicht einfach beliebig viel mehr Gehalt bieten können, um ihre Stellen zu besetzen.

Ob Unternehmen nun 30 oder 33 Dollar pro Stunde bieten, ist unerheblich, wenn es keine qualifizierten Bewerber gibt. Man kann sie ja nicht einfach herzaubern, auch mit Gehaltssteigerungen nicht. Das ist eines der größten Probleme des Arbeitsmarktes, welches wir auch in Deutschland sehen. Es gibt ein Missverhältnis von Angebot und Nachfrage. Unternehmen brauchen Fachkräfte, doch davon gibt es zu wenige.

Vermutlich täte die neue US-Administration gut daran die eigene Bevölkerung weiter zu qualifizieren, um den Fachkräftemangel zu beheben anstatt Jobs zurückzuholen, bei denen keine Qualifikationen gebraucht werden. Das aber nur am Rande bemerkt, denn wenn die USA ihren Aufschwung weiterleben lassen wollen, muss etwas getan werden.

Das zeigt der zweite Schönheitsfehler in Grafik 2. Der Durchschnitt der monatlich neu geschaffenen Stellen geht stark zurück. Der Trend hält seit knapp zwei Jahren an. Ein Blick auf die vorherigen Jahrzehnte zeigt eigentlich, dass so etwas bisher noch nie ohne Krise ausging. Beginnt so ein Trend erst einmal, endet er entweder in einer Rezession und Jobabbau oder zumindest einer Wachstumskrise wie z.B. 1987 oder 1967.

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Die Lage ist insgesamt gut. Der Arbeitsmarktbericht ist jedoch kein Grund die Korken knallen zu lassen. Soll der Aufschwung zumindest weiter stabil bleiben, braucht es etwas Hilfe. Ob Tumps Programm das Beste ist, sei dahingestellt, aber es kommt nicht vollkommen ungelegen und unpassend.

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  • mantra
    mantra

    auf CNBC reden sie sich die 20.000 schön aber sie kommt nicht!

    20:45 Uhr, 06.01. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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