Kommentar
21:12 Uhr, 09.08.2017

US-Aktien: Selbst den Unternehmen jetzt zu teuer!

In den letzten Jahren galt: selbst wenn sonst keiner Aktien kauft, dann tun es wenigstens noch die Unternehmen selber über Aktienrückkäufe. Das kommt gerade aus der Mode. Zu teuer wird der Spaß.

Knausrig waren die Firmen eigentlich nie, wenn es darum ging, eigene Aktien zurückzukaufen. Begründet wurde das immer damit, dass die Aktien des Unternehmens ein Schnäppchen wären. Es wäre dumm, da nicht zuzugreifen.

In Wahrheit sind diese Aktien selten ein Schnäppchen. Darauf kommt es aber auch nicht an. Aktienrückkäufe sind ein Instrument, um Geld an Aktionäre auszuschütten. Es ist auch ein gutes Instrument, um den Aktienkurs zu stützen, was ganz nebenbei den Topmanagern Geld in die Kassen spült.

Wer oben in der Führungsriege sitzt, bekommt einen Teil seiner Vergütung in Aktien und Aktienoptionen. Da tut man alles, um den Kurs hochzuhalten. Dividenden eignen sich dafür nicht. Dividenden vermindern den Unternehmenswert. Hat eine Firma einen Wert von beispielsweise 100 Mrd. Dollar und zahlt diese Firma dann 5 Mrd. an Dividenden aus, ist das Unternehmen nach Auszahlung nur noch 95 Mrd. wert.

Der Wert einer Firma bemisst sich im Normalfall an dem, was in der Bilanz steht. Es sind Anlagen, Beteiligungen, Bargeldbestände usw. Wird der Bargeldbestand durch eine Dividende verkleinert, sinkt der Unternehmenswert. An den Kursen sieht man das ab dem Tag, ab dem die Aktie Ex-Dividende gehandelt wird. Das ist dann der Vortageskurs minus Dividende je Aktie.

Aktienrückkäufe sind vor allem US-Unternehmen wahrscheinlich aus diesen Gründen lieber. Es bringt dem Management einfach mehr, wenn der Kurs steigt, anstatt ihn durch Dividendenzahlungen unnötig zu belasten. Anleger sehen das teils anders. Sie hätten oftmals gerne lieber das Bargeld.

Aktienrückkäufe bringen Aktionären natürlich auch etwas. Das Unternehmen investiert praktisch in sich selbst. Teils wäre es aber besser, das Geld würde nicht in überteuerte eigene Aktien investiert, sondern in die Zukunft des Unternehmens. Wenn sich keine Investitionen finden, dann sind Ausschüttungen sinnvoller, sofern die Aktienkurse sehr hoch sind.

Praktisch funktioniert es anders. Je höher die Kurse stehen, desto mehr wird zurückgekauft. Grafik 1 zeigt, wie viele Milliarden Unternehmen in Rückkäufe stecken und wie viel sie an Dividenden zahlen. Die Rückkaufsummen steigen wesentlich schneller als die Dividenden.

Seit einigen Quartalen ist das anders. Die Rückkaufssummen sinken tendenziell. Das muss für den Markt kein Unheil bedeuten. Auch 2016 und 2017 konnte der Markt steigen, obwohl weniger in Rückkäufe floss.

Wieso Unternehmen gerade jetzt etwas knausrig werden, weiß keiner so genau. Vielleicht reift die Einsicht, dass die eigenen Aktien kein Schnäppchen mehr sind. Das lässt sich auch dem dümmsten Aktionär nicht mehr verkaufen.

Für Anleger ergibt sich nun aber so langsam ein Problem. Die Kurse sind hoch. Selbst Firmen wollen immer weniger eigene Aktien kaufen. Insgesamt wird dadurch aber immer weniger an Anleger ausgeschüttet. Die Rendite durch Ausschüttungen sinkt (Grafik 2). Sie ist aktuell so tief wie seit Anfang 2010 nicht mehr.

Die Luft für weitere Kursgewinne wird dünner. Gleichzeitig sinkt die Ausschüttungsrendite, die immerhin einen gewissen Puffer bietet und – so umstritten es auch sein mag – auch die Zuversicht des Managements widerspiegelt. Wenn dieses so wie jetzt erst einmal zu bröckeln beginnt, müsste auch Anlegern bald ein Licht aufgehen.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • CKT7985
    CKT7985

    Die alles entscheidende Frage für privat und institutionelle Kapitalanleger sowie die Unternehmen lautet ? Welche Alternativen der Geldanlage bestehen ? Richtig, keine. Schon jetzt ist eine echte Zinswende in den USA abgeblasen, die Bilanzreduzierung wird träge und unendlich in die Länge gezogen, ohne dem Anleihemarkt ein Haar zu krümmen. Draghi wird QE zwar zurückfahren aber in keinem Fall die Zinsen anheben, um den Euro endlich wieder einzufangen. Es gibt keine Alternativen zu Aktien. Eine zu hohe Bewertung in diesem Umfeld ist nicht erkennbar.

    22:44 Uhr, 09.08. 2017
  • Marco Soda
    Marco Soda

    wird bei Rückkäufen nicht Kapital vernichtet ? Die Aktie steht mit dem Nennwert in der Bilanz.( Passivseite) der Preis über den Nennwert ist dann doch die Kapitalvernichtung, da zurück gekaufte Aktien vernichtet werden müssen ( Ausnahme für Übernahmen, und Bonusaktien für MA )

    21:39 Uhr, 09.08. 2017
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Eigentlich ist mir das auch ziemlich egal, hauptsache die Vola steigt irgendwann endlich mal wieder. Der Markt ist einfach nur nervtötend, einmal zuckt er und dann ist stundenlang gar nichts mehr los. Fast möchte man schon an ein Verschwörung glauben, dass der Dow Jones nie wieder fallen wird, einfach weil man ihn nicht lässt.

    21:33 Uhr, 09.08. 2017
  • CKT7985
    CKT7985

    Wie immer voller facts, Grafiken und fundamentalen Analysen...Wie immer aber auch die nächste Prophezeiung und Ankündigung des großen Crashs verbunden mit der Prognose, dass Aktien NIE wieder steigen werden (wie so oft in den vergangenen 100 Jahren)...

    21:27 Uhr, 09.08. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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