Kommentar
15:42 Uhr, 08.07.2021

US-Aktien mit historisch tiefer Rendite

Immer mehr Investmentmanager trauen dem US-Aktienmarkt nicht mehr viel zu. Sie bevorzugen inzwischen andere Märkte. Bei rekordverdächtig niedriger Rendite ist das kein Wunder.

Anleger werden auf drei Arten belohnt. Die Kurse von Aktien können steigen, man erhält Dividenden und in den USA schütten Unternehmen über Aktienrückkäufe Geld an Anleger aus. Dividenden und Aktienrückkäufe sind während der Anfangszeit der Coronakrise stark gesunken. Kauften Unternehmen vor Krisenbeginn noch Aktien im Volumen von 200 Mrd. pro Quartal zurück, fiel dieser Betrag auf 87 Mrd. im zweiten Quartal 2020. Aktuell liegt der Betrag bei 180 Mrd. Zusätzlich werden pro Quartal Dividenden in der Höhe von 125 Mrd. ausgeschüttet. Das sind regelrecht unglaubliche Beträge. Über 300 Mrd. pro Quartal oder 1,2 Billionen Dollar pro Jahr schütten S&P 500 Unternehmen an Anleger aus. Das entspricht fast der Wirtschaftsleistung von Spanien.


Trotzdem ist die Rendite gering. Die Kurse und damit die Marktkapitalisierung sind stark gestiegen. Der S&P 500 ist mittlerweile mehr als 35 Billionen Dollar wert. Die gesamte Ausschüttungsrendite liegt bei 3 %. Selbst während der Finanzkrise war die Rendite etwas höher (Grafik 2). Minimal niedriger war sie nur zur Zeit der Internetblase.

Immerhin 3 % Rendite, das ist angesichts des Zinsumfeldes gar nicht schlecht, denken viele. Der erste Eindruck täuscht jedoch. Die hohe Liquidität und der Risikoappetit von Anlegern führt dazu, dass Unternehmen neue Aktien ausgeben. Viele Unternehmen stecken immer noch in der Krise. Der Umsatz von z.B. Kreuzfahrtanbietern ist noch lange nicht kostendeckend.

Da Firmen viel Kapital einsammeln und neue Aktien ausgeben, liegt die Nettorückkaufrendite deutlich tiefer. Brutto liegt sie bei 1,6 %. Netto, also unter Berücksichtigung der neu ausgegebenen Aktien, liegt sie bei 0,3 % (Grafik 3). Die Gesamtrendite des S&P 500 (Dividenden und Aktienrückkäufe) liegt so effektiv bei 1,7 %. Das ist deutlich weniger als die 3 %, die man auf den ersten Blick sieht.


Legt man die Nettorendite zugrunde, hat der S&P 500 selbst während der Internetblase eine höhere Rendite abgeworfen. Das ist außergewöhnlich und macht den Markt nicht unbedingt attraktiver. In vielen anderen Märkten liegt allein die Dividendenrendite deutlich höher.

Gleichzeitig ist die Bewertung des US-Marktes höher als im Rest der Welt. Das KGV liegt zwischen 50 % und 100 % höher als etwa in Europa. Deutliche Kurssteigerungen sind da kaum noch zu erwarten. Es gibt kaum Dividenden, die Rückkaufrendite liegt fast bei 0 % und Kurssteigerungen werden angesichts der Bewertung immer schwieriger. Es fällt einem schwer, beherzt bei US-Aktien zuzugreifen.

Bei einzelnen Unternehmen mag das anders sein. Der Gesamtmarkt hingegen ist wenig attraktiv. Die Rendite stimmt einfach nicht mehr.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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