Kommentar
15:23 Uhr, 01.09.2015

US-Aktien: Korrektur weitgehend beendet?

So wie die Börse vor einer Woche in den USA eröffnete, musste man Böses befürchten. Gefühlt ging die Welt unter. Eine Woche später steht die Börse schon wieder 6% (S&P 500) bis 14% (Nasdaq 100) höher. Man kann sich kaum vorstellen, dass es das schon gewesen sein soll.

Die Vorstellung, dass der Abverkauf schon vorbei ist, ist schwierig. Am Montag vor einer Woche konnte man ja seinen Augen kaum trauen, als die US Indizes innerhalb eines Tages zwischen 5 und 9% verloren. So etwas passiert nicht einfach an einem Tag und am nächsten ist die Welt wieder in Ordnung.

Hinterher ist man natürlich immer klüger. Derzeit kann man nur darüber spekulieren, was die kommenden Tage und Wochen bringen werden. Ein Anhaltspunkt liefert der Flash Crash vom 6. Mai 2010. Damals verlor der S&P 500 intraday 8,5%. Die Kurse erholten sich relativ schnell wieder, bildeten aber erst zwei Monate später das endgültige Tief aus. Rein saisonal würde das auch dieses Mal gut funktionieren. Ein Tief Mitte oder Ende Oktober lässt noch genug Raum für eine Jahresendrallye.
Der Tagesverlust aus 2010 und 2015 ist ähnlich und unterstützt die Vermutung, dass der Spuk schon wieder vorbei ist. Dabei gibt es allerdings ein Problem. Das Volatilitätsmuster ähnelt sich vergleichsweise wenig. Hier sind die Parallelen zu 2002 und 2011 sehr viel größer. Grafik 1 zeigt den Vergleich der Volatilität. Vor allem die Ähnlichkeit zu 2011 ist frappierend.

Die Volatilität ist das eine, der Kurs das andere, doch auch hier zeigen sich große Ähnlichkeiten zu 2011. Nach einer mehrmonatigen Phase der Stagnation und kleineren Ausschlägen nach unten, die immer wieder gekauft wurden, kam es dann relativ plötzlich zum Kurssturz. Einem solchen Muster folgt für gewöhnlich eine längere Bodenbildungsphase von 2 Monaten.

Ein Doppelboden wäre klassisch. Der Markt hat in der bisherigen Erholung lediglich das erste Standbein ausgebildet. Für das zweite zeigen sich noch keine Ansätze, sollten aber relativ bald folgen und zumindest bis zu den bisherigen Tiefs führen.

Im Vergleich zu 2011 gibt es lediglich einen großen Unterschied. Der von dem Nobelpreisträger Robert Shiller und der Yale Universität erhobene Buy-on-Dips Index ist heute sehr viel höher als 2011. Der Index zeigt die Bereitschaft von Anlegern Kursrückgänge zum Kauf zu nutzen. Anleger zeigen heute eine größere Bereitschaft dazu als 2011. Theoretisch ist es also möglich, dass der Markt schnurstracks wieder nach oben läuft.

Persönlich ist für mich eine sofortige Fortsetzung des Aufwärtstrends bzw. der Seitwärtsbewegung in enger Range unwahrscheinlich. Die hohe Bereitschaft Kursrückgänge sofort aufzufangen ist vor allem auf die Politik der Notenbank zurückzuführen. Anleger sind sich sicher, dass die Fed notfalls interveniert. Genau dieses Verhalten will die Notenbank aber nicht weiter unterstützen. Der Markt muss wieder ohne die Notenbank handlungsfähig sein. Eine Zinserhöhung im September ist nicht vom Tisch und die Notenbank hätte jetzt die optimale Gelegenheit mit dem „Fed Put“ zu brechen.

Aus rein fundamentaler Sicht ist eine Korrekturausdehnung ohnehin wünschenswert. Die fundamentale Ertragskraft der Unternehmen und die Kurse passen nach wie vor nicht zusammen. Die Indizes müssten dafür mindestens 20% von ihren Hochs fallen und den Rückgang über einen längeren Zeitpunkt wieder aufholen. Es hilft fundamental wenig, wenn Aktien am Montag so viel verlieren, dass sie fair bewertet sind, dann aber nach einer Rallye am Dienstag gleich wieder so überbewertet sind wie noch vor dem Wochenende.

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2 Kommentare

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  • baerentatze66
    baerentatze66

    Danke, wie immer fundamental überzeugend. Doch der Hundlinge sind viele...

    17:52 Uhr, 01.09. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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