Kommentar
10:57 Uhr, 10.08.2009

Unübliche EUR-USD Bewegung nährt Vermutungen über Eingriff unüblicher Marktteilnehmer...

Erwähnte Instrumente

Der Euro eröffnet heute morgen (07.40) bei 1.4205, nachdem am Freitag im Zuge der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten zunächst Höchstkurse bei 1.4414 notiert wurden und im weiteren Verlauf Tiefstkurse bei 1.4155 markiert wurden. USD-JPY startet heute morgen bei 97.20. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 138.10, während EUR-CHF bei 1.5355 oszilliert.

Bevor wir uns mit den Veröffentlichungen des vergangenen Freitags beschäftigen und uns auf die unübliche Preisbildung kaprizieren, ist ein Blick auf den Goldmarkt notwendig.

Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn nur bei dem Thema Gold so häufig eine latente und stumpfe Wiederholung der Themen offener Intervention erlebt. So ein Verhalten wirft Fragen auf, die durch das stereotype Verhalten jedoch auch gleich beantwortet werden.

Diesbezüglich habe ich mir erlaubt das obige Statement (Letzte Nachrichten) von "Cato, dem Älteren" abzuändern. Er begann jede Rede vor dem Senat mit dieser stereotypen Einlassung. Richtig heißt es: "Ceterum censio Carthaginem esse delendam" - Wiederum betone (äußere, meine) ich, daß Karthago zerstört werden muß". Wir ersetzen "Carthaginem" mit "Aurum" - Gold, paßt doch, oder?

IWF- und Zentralbankgoldverkäufe werden instrumentalisiert, um Stimmung gegen Gold zu provozieren. Werfen wir einen Blick auf unbestechliche Fakten:

* Gold ist zumindest "de facto" die attraktivste Währung dieser Welt mit einem belastbaren "Trackrecord" von circa 5.000 Jahren. Das galt sogar für "Cato, den Älteren"!

* Bei Gold gibt es keinen kritischen demographischen Faktor, keine "Asset-Driven Economy" oder gar unlautere Eliten./li>

Nein, es gibt nur das Edelste, das eine Währung auszeichnen kann, Knappheit. Gold läßt sich nicht drucken trotz der Versuche, die im Bereich ETF/ETC mit nicht physisch belieferbaren Konstrukten gegeben sind (und damit zu vermeiden sind - nur belieferbare ETFs/ETCs sind opportun!).

Das US-zentrische Finanzsystem kriselt dagegen mehr schlecht als recht seit dem Ende von Bretton Woods durch die Finanzhistorie und bringt es auf knapp 40 Jahre.. Die letzten Jahre sind dabei nicht nur ein "Kriseln", sondern zusätzlich ein "Taumeln".

Wir empfehlen nicht nur, sondern wir fordern von den Zentralbanken der westlichen Hemisphäre eine transparente Darstellung der Goldreserven ohne Vermischung mit derivativen Instrumenten. Genau das ist aber nicht gegeben. Zu Transparenz gehört es übrigens nicht, ohne von der Öffentlichkeit eingeforderte Erklärungen abzugeben, die US-Bilanzposition "Bullion Reserve" in "Custodial Gold" oder "Deep Storage Gold" umzuwidmen!

Diesbezüglich muß man den Vertretern von Gata, unter anderem Bill Murphy (Le Metropole Cafe) und Chris Powell, für sachliche Transparenz danken. Sie liefern eine Analyse, die zum größten Teil die Analysen der so genannten "Bullion Banks" zu einer Kulisse einer abgelaufenen Show degradiert.

Wir freuen uns über das jüngste "Agreement". Es sind nun halt nicht mehr 500 Tonnen, sondern nur noch 400 Tonnen pro Jahr. Die Frage ist bei den Zentralbanken bezüglich der Verringerung der maximalen Grenze pro Jahr, ob es sich hier um Weitsicht handelt oder um eine Folge der physischen Knappheit.

* Fakt ist, Gold läßt sich nicht drucken.

* Fakt ist, daß jede Tonne, die aus den Tresoren der westlichen Zentralbankenverschwindet, von smarten Zentralbanken oder Investoren eine Heimstatt angebotenbekommt. Das hat mit Produktionsdefiziten, anders ausgedrückt "Peak Gold" aber auch mit der Tatsache zu tun, daß das US-Finanzsystem äußerst angeschlagen ist.

Interventionen greifen dauerhaft nur dann, wenn sie im Einklang mit der Realität stehen. Mit anderen Worten können Interventionen nicht Realitäten ändern.

Hier sind wir jetzt bei einem Thema angekommen, das durchaus auch am Freitag Relevanz "gehabt haben könnte". Es kam im Zuge der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten zu absolut unüblichen Marktreaktionen in der Parität EUR-USD, die einen äußerst faden Beigeschmack unüblicher Teilnehmer am Devisenmarkt mit sich brachten.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Veröffentlichung selbst. Die Arbeitslosenquote stellte sich auf 9,4% nach zuvor 9,5%. Die aussagefähigere Variante U-6 lieferte per Juli einen Rückgang von 16,5% auf 16,3%. Diese Quote bietet mehr Vergleichbarkeit mit den europäischen Pendants.

Die viel beachtete Entwicklung der Beschäftigung außerhalb des Agrarbereichs stand im Mittelpunkt des Interesses. Die Jobverluste stellten sich per Juli auf -247.000. Die Prognose war bei -325.000 angesiedelt. Der Vormonatswert per Juni wurde von -467.000 auf -443.000 angepaßt. Der Maiwert wurde von -322.000 auf -303.000 revidiert.

Mit anderen Worten ergab sich gegenüber der Konsensusprognose eine um 121.000 Jobs bessere Situation. Das ist fraglos signifikant und unterstützt das Szenario einer abnehmenden Dynamik bei den Arbeitsplatzverlusten in den USA. Es handelt sich aber immer noch um Arbeitsplatzverluste! Der Blick auf den Chart ist diesbezüglich eine sinnvolle Hilfestellung. Das Vorzeichen ist weiterhin eindrucksvoll ein "Minus".

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Die Korrelation zwischen überraschend positiven Wirtschaftsdaten, auch aus den USA, und einem befestigten Euro war zuletzt dominierend.

Das galt auch am Freitag. Nach der Veröffentlichung legte der Euro von zuvor circa 1.4370 auf den Tageshöchstkurs bei 1.4414 zu, um dann in nahezu dramatischer Manier innerhalb von 10 Minuten auf circa 1.4300 einzubrechen und im weiteren Verlauf Tiefstkurse im US-Handel bei 1.4155 zu markieren.

Derartige Bewegungen gegen eine dominierende Korrelation sind insbesondere dann unüblich, wenn diese Korrelation zunächst umfänglich wirkt.

Ebenso ist es unüblich, daß Marktteilnehmer ihre Gewinne nicht sukzessive in steigende Preise realisieren, sondern mit dem "Marktpanzer" durch das Gelände pflügen.

Mit anderen Worten impliziert die Preisbewegung ein nachhaltiges Interesse, die Korrelation zu brechen und dem Markt eine andere Richtung aufzuzwingen.

Devisenhändler mögen bisweilen an Hybris leiden, jedoch nicht an einer derartigen Portion Selbstüberschätzung vor dem Hintergrund verringerter Eigenkapitalallokation für den Handelssektor!

Ergo darf diese unübliche Marktbewegung unüblichen Marktteilnehmern zugeschrieben werden. Realitäten lassen sich mit diesen Maßnahmen nicht verändern, aber die Zeitverläufe der notwendigen Anpassung wird fraglos beeinflußt. "Chapeau!"

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4100 -30 dreht den Bias auf neutral.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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