Kommentar
10:57 Uhr, 14.04.2021

Unternehmen beschenken Aktionäre wieder

Dividenden und Aktienrückkäufe waren 2020 rar. Das ändert sich gerade wieder und der Trend steht erst am Anfang.

In den vier Quartalen bis Anfang 2019 kauften US-Unternehmen eigene Aktien im Wert von 825 Mrd. zurück. Zuletzt lag die Jahresrate bei 460 Mrd. Das ist ein deutlicher Rückgang, aber immerhin zeigt der Trend wieder aufwärts. Das zweite Quartal 2020 war für Anleger besonders bitter. Es wurden in diesem Quartal nur Aktien im Wert von knapp 90 Mrd. zurückgekauft.

Selbst die Dividende wurden gesenkt. Unternehmen streichen für gewöhnlich zuerst die Aktienrückkäufe und dann die Dividenden. So fielen die Dividenden im Maximum nicht einmal um 10 Mrd. Dividenden machen jedoch nur einen kleineren Teil der Ausschüttungen aus (Grafik 1). 2020 war daher insgesamt eine Durststrecke für Anleger.


Ein wenig bizarr ist das natürlich schon. Der Markt stieg am Ende kräftig. Auf Rendite musste niemand verzichten, nur weil Unternehmen weniger Geld ausschütteten. Im Idealfall hätten Unternehmen im März und April eigene Aktien gekauft. Leider sind Unternehmen so ziemlich die schlechtesten Anlagestrategen, die es gibt. Sie beherzigen das Motto „hoch kaufen, tief verkaufen“ wie kein anderer. In der Krise, wenn der Kurs niedrig steht, werden Aktien ausgegeben. Wenn der Kurs auf Allzeithoch steht, wird wieder zurückgekauft.

Nicht jedes Unternehmen hat die Wahl. Viele mussten Aktien ausgeben, um zu überleben. Es gab aber auch viele, die auf hohen Geldreserven saßen. Dieses Geld gehört letztendlich den Anlegern. Dass Unternehmen es so prozyklisch und damit ineffizient einsetzen, ist ärgerlich.

Anleger scheint das insgesamt nur bedingt zu stören. ETFs oder Indizes, die sich auf Unternehmen fokussieren, die hohe Aktienrückkäufe tätigen, tendieren im Bärenmarkt zu einer Underperformance und im Bullenmarkt zu einer Outperformance (Grafik 2).


Die Performance gegenüber dem Gesamtmarkt ist vor allem dann gut, wenn die Aktienrückkäufe steigen (Grafik 3). 2018 und 2019 war eine Ausnahme. Unternehmen hatten wegen der Steuersenkung in den USA einmalig mit einem Rückkaufexzess begonnen. Es war klar, dass dieser nicht ewig dauern würde.

Als der Gesamtmarkt vor einem Jahr fiel, fiel auch die Buyback-Underperformance besonders hoch aus. Seither aber stehen diese Aktien wieder hoch im Kurs. Bei den meisten Unternehmen laufen die Geschäfte gut. Die größten Aktienrückkäufe finden bei Unternehmen statt, die teils sogar von der Krise profitierten.

In den vergangenen 12 Monaten schütteten Unternehmen über Dividenden und Rückkäufe gut 900 Mrd. an Aktionäre aus. Das klingt viel, ist aber angesichts der Gesamtmarktkapitalisierung wenig. Die Ausschüttungsrendite liegt bei 3 %. Vor Krisenbeginn lag der Durchschnitt bei 4,8 %. Es gibt also noch viel aufzuholen und die Geschäftslage scheint das zuzulassen. Gut möglich, dass Buyback-ETFs noch eine Zeit lang outperformen werden. Ein solcher ETF ist z.B. der Amundi S&P 500 Buyback ETF (ISIN LU1681048127).

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • DPMUC
    DPMUC

    wie passt das zu ihrer Inflationstheorie? Das würde ja, zumindest cash wise, diese unternehmen am stärksten treffen. Oder wurde dem Umstand über die Formulierungen "Zeit lang" vs. "in Zukunft" Rechnung getragen?

    11:15 Uhr, 14.04. 2021

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Über den Experten

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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