Unklarheit bei US-Wahlen - Risikoanlagen unter Druck
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„Eure Geduld ist lobenswert“, sagte Joe Biden den amerikanischen Wählern heute Morgen. Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten hätte dabei genauso gut globale Investoren ansprechen können, wie Sonja Laud, CIO bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Kommentar schreibt.
"Das Rennen der USA um das Weiße Haus im Jahr 2020 ist leider noch nicht ganz vorbei. Bei der nach allgemeiner Auffassung wichtigsten Wahl seit einer Generation hatten die Märkte vor dem Hintergrund einer beispiellosen Pandemie auf schnelle Gewissheit gehofft – doch diese Hoffnung ist nicht aufgegangen.
Während ich diese Zeilen schreibe, steht das Ergebnis auf Messers Schneide: Der Amtsinhaber Donald Trump und sein Herausforderer liegen Kopf an Kopf in entscheidenden Wahlgebieten. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir jedoch sagen, dass Trump die Umfragen erneut übertroffen hat.
Die Märkte sind in dieser Situation in Bewegung und reagieren auf jede neue Wahl-Entwicklung. Auf kurze Sicht dürfte die Unsicherheit Risikoanlagen unter Druck setzen. Folgende Beobachtungen lassen sich aktuell zu den US-Märkten machen:
- Treasuries: Steigende Infektionszahlen vertragen sich nicht gut mit politischer Untätigkeit. Bei anhaltender Unklarheit rechnen wir mit sinkenden Renditen, da die Anleger im Wunsch nach Sicherheit qualitativ hochwertige Anlagen wählen. Dies macht auch einen Teil der Aufwärtsbewegung der Renditen zunichte, die kürzlich die Hoffnung auf ein großes Steuerpaket der Demokraten angetrieben hatte.
- Dollar: Auch der Dollar wird wahrscheinlich durch die Suche nach sicheren Anlagen und die gesunkene Wahrscheinlichkeit eines schnellen Konjunkturpakets gestützt werden.
- Aktien: Wir erwarten, dass risikoreichere Anlagen wie Aktien unter der Unsicherheit leiden werden.
- Credit: Auch Unternehmensanleihen könnten leiden – dank der ausdrücklichen Unterstützung durch die Zentralbanken allerdings in geringerem Maße als Aktien.
Natürlich dürften sich die Marktaussichten schnell ändern, sobald das Ergebnis feststeht – sowohl in Bezug auf das Weiße Haus als auch auf den US-Senat.
Über die einzelnen Anlageklassen und die Frage kurzfristiger Konjunkturprogramme hinaus wird das Ergebnis auch wichtige Auswirkungen auf breite Anlagethemen haben, nicht zuletzt auf den globalen Energiewandel und die Auswirkungen des Populismus auf unsere Politik.
Besonders im Fokus stehen hier die Beziehungen zu China, an dem die Regierung Trump sich seit Amtsantritt gerieben hat, und das wegweisende Pariser Klimaabkommen, das Washington verlassen hat. Nicht zuletzt ist COVID-19 auf längere Sicht von hoher Bedeutung, und die erfolgreiche Einführung eines Impfstoffs entscheidet über die Rückkehr zu einer gewissen Normalität.
Investieren in Zeiten der Unsicherheit
Auch wenn die Unklarheit frustriert: Sie spiegelt nur die Unsicherheit wider, in der wir leben. Die Marktteilnehmer werden in den kommenden Stunden und Tagen die Nerven behalten und geduldig sein müssen. Aber man sollte nicht vergessen, dass Anleger eine wichtige Rolle in Fragen der Umwelt, der Unternehmensführung und bei sozialen Aspekten spielen müssen – unabhängig von den US-Wahlergebnissen und der Politik. Wir müssen die vielfältigen Herausforderungen in Angriff nehmen, mit denen die Welt konfrontiert ist, von der Pandemie über den Klimawandel bis hin zu strukturellem Rassismus. Untätigkeit ist keine Option. Aus dieser Überzeugung verfolgen wir bei LGIM das Ziel, durch verantwortungsbewusstes Investieren eine bessere Zukunft zu schaffen.
Zurück zu den Märkten: Während die US-Wahlen irgendwann entschieden sein werden, gibt es andere Ereignisse, die weiterhin für Unsicherheit sorgen werden, angefangen von der pandemischen Entwicklung bis hin zu den Brexit-Verhandlungen. Deshalb bleibt im Moment nichts anderes als unser langjähriges Mantra „wappnen statt orakeln“ zu wiederholen, während wir uns darum bemühen, Risiken zu managen und Chancen zu nutzen, um die langfristigen Ziele unserer Kunden zu erreichen.“
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