Analyse
06:50 Uhr, 15.09.2025

UNITEDHEALTH will mit Lobbyarbeit bei Trump punkten

Der US-Gesundheitskonzern UnitedHealth Group ringt um Vertrauen, politisch wie an der Börse. Seit April hat der größte US-Krankenversicherer rund 40 Prozent seines Marktwerts eingebüßt.

Erwähnte Instrumente

  • UnitedHealth Group Inc. - WKN: 869561 - ISIN: US91324P1021 - Kurs: 352,510 $ (NYSE)

Belastet wird das Unternehmen durch regulatorische Eingriffe in das milliardenschwere Medicare-Geschäft, strafrechtliche Ermittlungen des Justizministeriums sowie zunehmende Unsicherheit über die künftige Gesundheitspolitik unter Präsident Trump. Um Einfluss auf zentrale Entscheidungen zu nehmen, intensiviert der Konzern nun seine Lobbyaktivitäten, mit einer auffälligen Nähe zum Machtzirkel der neuen Administration. So berichtet es heute das Wall Street Journal.

Man will Trump gefallen

Im ersten Halbjahr 2025 hat UnitedHealth rund 7,7 Millionen US-Dollar für die politische Interessenvertretung ausgegeben. Das ist nicht nur ein Allzeithoch für das Unternehmen, sondern auch eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Während Wettbewerber wie Humana oder Cigna ihre Budgets nur leicht aufstockten, setzt UnitedHealth auf eine hochkarätige Auswahl von Beratern mit direktem Zugang zur Regierungsspitze. Im Zentrum steht dabei Brian Ballard, einer der wichtigsten Fundraiser für Trump, dessen Kanzlei inzwischen als wichtigster externer Lobbydienstleister des Konzerns agiert. Auch Jesse Panuccio, einst Vize im Trump-Justizministerium, wurde verpflichtet. Er vermittelte ein Treffen mit dem Kabinettschef von Justizminister Merrick Garland, Chad Mizelle, bei dem auch die laufenden Ermittlungen gegen UnitedHealth zur Sprache kamen, ein Schritt, den ehemalige Bundesanwälte als außergewöhnlich einstufen.

CEO Stephen Hemsley, der im Mai auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden zurückgekehrt ist, führt die Gespräche persönlich. Er traf unter anderem Trumps Stabschefin Susie Wiles sowie Medicare-Chef Chris Klomp, der öffentlich eine strengere Kontrolle der Abrechnungspraktiken in Aussicht gestellt hat. Für UnitedHealth steht dabei viel auf dem Spiel: 2023 erwirtschaftete der Konzern mehr als 100 Milliarden Dollar Umsatz mit Medicare Advantage, der privat organisierten Variante des staatlichen Krankenversicherungsprogramms. Anpassungen der Abrechnungsregeln durch die Biden-Regierung haben bereits erste Spuren in der Bilanz hinterlassen.

Laut Insidern bemüht sich der Konzern zudem um ein direktes Gespräch mit Präsident Trump selbst, bislang jedoch ohne Erfolg so das WSJ.

Gleichzeitig stellt UnitedHealth auch seine juristische Strategie um: In einem laufenden Verfahren mit einem Großaktionär trennte sich der Konzern von der Kanzlei WilmerHale, die im Trump-Lager als ideologisch befangen gilt, und beauftragte stattdessen Robert Giuffra, den persönlichen Anwalt des Präsidenten.

Dass sich der politische Einfluss zunehmend personenzentriert vollzieht, bestätigt auch die Forschung. "Man braucht heute nicht nur gute Argumente, sondern direkten Zugang zu den Entscheidern“, sagt Anna Massoglia vom Center for Responsive Politics. Offiziell betont UnitedHealth, es sei Teil der unternehmerischen Verantwortung, mit Regierung und Parlament im Dialog zu stehen, um den Zugang zu medizinischer Versorgung zu verbessern, gerade in einer Phase, in der politische Weichenstellungen von besonderer Tragweite seien.

Fazit: Um als Unternehmen unter Trump Gehör zu finden, scheint es notwendig geworden zu sein, zentrale Entscheidungsträger gezielt zu incentivieren. UnitedHealth geht dabei offensiv vor. Es zeigt sich, wie stark die Trump-Administration bereits die institutionellen Mechanismen verändert hat. Wer etwas erreichen will, muss zuerst dem Sonnenkönig gefallen.

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