Kommentar
08:27 Uhr, 06.04.2016

Überraschung in Japan?

Auf den ersten Blick hat Japan gestern hervorragende Wirtschaftsdaten geliefert. Die Nettolöhne stiegen überraschend stark an. Das ist eines der Ziele der Abenomics.

Die Daten waren lediglich auf den ersten Blick gut. Der Anstieg der Nettolöhne lag mit 0,9 % im Vergleich zum Vorjahr deutlich über der Erwartung von 0,2 %. Eine wirklich gute Nachricht ist das dennoch nicht. Grafik 1 zeigt, wieso das so ist.

Dargestellt ist die Entwicklung der Nettolöhne der Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten. Die Löhne der Vollzeitbeschäftigten stiegen wie im Vormonat um 0,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Löhne für Teilzeitbeschäftigte stiegen hingegen um sensationelle 1,1 %. Beide Werte zusammengenommen ergeben den Gesamtzuwachs.

Der Gesamtzuwachs sieht erfreulich aus, ebenso wie die Komponenten. Doch hinter dem Lohnsprung im Februar steckt eine Verzerrung. Dadurch, dass 2016 ein Schaltjahr ist und Teilzeitbeschäftigte den Extratag im Februar nicht im regulären Lohn inbegriffen haben, stieg der Lohn überproportional. Streicht man den Extratag, dann haben sich die Löhne bestenfalls um 0,7 % erhöht.

Auch bei diesen Zahlen kann man noch sagen: Immerhin, die Löhne sind gestiegen. Die Zeitreihe in Grafik 1 zeigt jedoch gerade für die Vollzeitbeschäftigung einen Abwärtstrend an. Darüber hinaus folgt die Lohnentwicklung dem Beschäftigungstrend. Je mehr Mitarbeiter eingestellt werden, desto eher steigen die Löhne. Neues Personal wird eingestellt, wenn Unternehmen zuversichtlich sind, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht.

In Japan sind Unternehmen nun so skeptisch wie lange nicht. Grafik 2 zeigt die Erwartung der Unternehmen in Bezug auf die zukünftige Beschäftigungsentwicklung. Die Erwartung sank nun auf den tiefsten Stand seit 2014. Es deutet sich eine klare Eintrübung an. Das Lohnwachstum folgt dieser Erwartungshaltung für gewöhnlich mit leichter zeitlicher Verzögerung. Spätestens ab Sommer dürften die Löhne in Japan nicht mehr steigen, sondern zu fallen beginnen, wenn sich die Zuversicht der Unternehmen nicht sehr bald verbessert.

Sofern die Notenbank oder die Politik nicht ein ganz großes Kaninchen aus dem Hut zaubern kann, steht Japan nun kurz davor wieder in die Deflation abzugleiten. Auch für die Weltwirtschaft stellt das ein Risiko dar, denn Japans Lähmung weckt Ängste, was mit anderen Märkten geschehen könnte.

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1 Kommentar

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  • Löwe30
    Löwe30

    Geldschöpfung aus dem Nichts wirkt halt wie eine Droge, der Süchtige braucht immer mehr von der Droge bis der Organismus kollabiert, also exitus letalis eintritt.

    11:34 Uhr, 06.04.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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