Fundamentale Nachricht
13:59 Uhr, 12.01.2021

Überbordender Optimismus meist ein Verkaufssignal

Während die Aktienmärkte zuletzt neue Rekordhochs markiert haben, ist Bob Baur, der Chefvolkswirt von Principal Global Investors, skeptisch.

„In der Vergangenheit war ein derart überbordender Optimismus meist ein verlässliches Signal dafür, am besten zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen. Wenn die Anleger in Euphorie verfallen, gibt es in der Regel ein Ende mit Schrecken; die Frage ist nur, wann.“

Im Moment ist es nach Ansicht von Baur noch nicht so weit – daran ändere auch der Herdentrieb an den Börsen nichts: „Dass das Umfeld für den Aktienmarkt und die Wirtschaft recht günstig ist, wird nicht dadurch falsch, dass darüber einen Konsens unter Investoren besteht. Es gibt gute fundamentale Gründe dafür, dass das positive Klima für einen Teil oder einen Großteil des Jahres 2021 anhält. Erstens ist es zum Investieren meist die beste Phase des Konjunkturzyklus, wenn die Rezession gerade überwunden ist und das Wachstum sein Potenzial ausschöpft.

Zweitens gibt es reichlich Liquidität im Markt; die Zinssätze sind auf historischen Tiefstständen. Die Finanzierungsbedingungen für Firmen und Investoren sind extrem günstig. Und die Zentralbanken, einschließlich der Federal Reserve, haben schon versprochen, die finanziellen Bedingungen so lange zu lockern, bis die Wirtschaft wieder voll im Gang ist.

Drittens werden die Regierungen die Wirtschaft weiterhin mit Konjunkturpaketen unterstützen. Ein weiteres fiskalisches Konjunkturpaket in den USA wurde bereits verabschiedet. In anderen Ländern zeichnet sich das ebenfalls ab.“

Bob Baur ist jedoch sicher, dass die Risiken auf mittlere Sicht erheblich sind: „Nach der massiven Aufwärtsbewegung seit März ist ein Großteil der positiven Aussichten bereits in den aktuellen Aktienkursen enthalten. Das Hauptrisiko ist allerdings eine steigende Inflation.“

So werden nach Ansicht von Baur die gigantischen Konjunkturprogramme der Regierungen auf der ganzen Welt in Verbindung mit einer aggressiven Geldpolitik, die die Zinssätze drückt, die Nachfrage schneller steigen lassen als das Angebot. Und die demografische Gewissheit, dass es mehr Rentner im Verhältnis zur Zahl der produktiven Arbeitnehmer geben wird, werde die Nachfrage ebenfalls stärker erhöhen als das Angebot. Steigende Inflation wäre die Folge. Als Reaktion darauf würden die Zinsen steigen, was wiederum ein Ende der extrem günstigen Finanzierungsbedingungen bedeuten würde.

Seine Schlussfolgerungen für Anleger: „In Anbetracht der robusten Fundamentaldaten bleiben wir für das Jahr 2021 und den Aktienmarkt noch auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten optimistisch. Wir würden ein ausgewogenes Aktienportfolio empfehlen, das Technologie- und Wachstumswerte nicht übergewichtet. Small Caps – also kleinere Unternehmen – scheinen vielerorts noch niedrig bewertet. Und schließlich könnten Schwellenländer­aktien eine gute Wahl sein, weil der strukturell schwache US-Dollar ihnen Rückenwind gibt.“

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