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13:30 Uhr, 06.06.2023

ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Deutscher Auftragseingang sinkt im April um 0,4 Prozent

Der Auftragseingang der deutschen Industrie ist im April schwächer als erwartet gewesen. Zudem wurde der ohnehin sehr schwache Vormonatswert nach unten revidiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sanken die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent und lagen um 9,9 (März: 11,2) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen monatlichen Anstieg um 3,0 Prozent prognostiziert. Das für März vorläufig gemeldete Minus von 10,7 Prozent wurde auf 10,9 Prozent revidiert.

Commerzbank: Deutsche Auftragsdaten "echte Enttäuschung"

Der abermalige Rückgang der deutschen Auftragseingänge im April nach dem Absturz im März ist nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen ernüchternd. "Das ist eine echte Enttäuschung: Allgemein war davon ausgegangen worden, dass der Einbruch der Auftragseingänge im März um fast 11 Prozent im April zumindest zum Teil wieder ausgeglichen werden würde. Tatsächlich sind die Aufträge noch einmal um 0,4 Prozent gefallen", schreibt Solveen in einem Kommentar.

DIHK: Konjunkturelles Umfeld wird ungemütlicher

Nach dem Rückgang des deutschen Auftragseingangs im April um 0,4 Prozent hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sich pessimistischer zur Konjunkturentwicklung gezeigt. "Nach dem deutlichen Einbruch im Vormonat bleiben die Auftragseingänge in einem tiefen Loch", sagte DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg. Insbesondere die Aufträge aus dem Ausland gingen angesichts der gebremsten Weltkonjunktur weiter zurück. Auch im Inland blieben die Unternehmen mit Bestellungen zurückhaltend.

EZB: Inflationserwartungen von Konsumenten sinken im April

Die Inflationserwartungen von Konsumenten im Euroraum sind im April nach dem Anstieg im Vormonat wieder zurückgegangen, liegen aber immer noch deutlich oberhalb des Inflationsziels der EZB von 2 Prozent. Wie aus der jüngsten Konsumentenumfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) außerdem hervorgeht, stiegen zugleich die Einkommenserwartungen der Konsumenten langsamer. Die Konsumenten erwarten, dass die Verbraucherpreise in den nächsten zwölf Monaten um 4,1 (März: 5,0) Prozent steigen werden. Auf Sicht von drei Jahren sahen sie die Inflation bei 2,5 (2,9) Prozent.

Berenberg: Euroraum-Inflation in nächsten Jahren über 2 Prozent

Die Inflation im Euroraum wird nach Ansicht von Berenberg-Volkswirt Salomon Fiedler in den nächsten Jahren höher als 2 Prozent bleiben. "Die marktbasierten fünfjährigen Breakeven-Inflationserwartungen sind seit April erneut gesunken, bleiben aber mit etwa 2,3 Prozent auf einem hohen Niveau", schreibt Fiedler in einem Kommentar. Dies entspreche in etwa den Berenberg-Prognosen für die kommenden Jahre. "Wir gehen davon aus, dass sich die Inflation bei 2,5 Prozent und damit über dem 2-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) stabilisieren wird."

Deutsche Bank: EZB stoppt Zinserhöhungen bei 3,75 Prozent

Die Analysten der Deutschen Bank erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einlagenzins im aktuellen Straffungszyklus bis Juli noch zwei Mal auf dann 3,75 Prozent anheben wird, wobei sie eine Erhöhung auf 4,00 Prozent nicht ganz ausschließen wollen. Wie sie in einem Ausblick schreiben, rechnen die Experten damit, dass die Kerninflation von 5,1 (bisher: 5,0) Prozent 2023 in den Jahren 2024 und 2025 auf 2,5 (2,3) bzw 2,1 (2,1) sinken, aber 2026 auf 2,2 Prozent steigen wird.

Goldman Sachs: EZB erhöht Zinsen noch zweimal

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Zinsen nach Einschätzung der Analysten von Goldman Sachs noch zweimal erhöhen. Sie sehen die "Terminal Rate" demgemäß bei 3,75 Prozent. "Zwar geht die Kerninflation gegenüber ihrem postpandemischen Höchststand weiter zurück, doch bleibt sie erhöht, und ein starkes Lohnwachstum könnte die Inflation im Dienstleistungssektor weiter steigen lassen", schreiben sie in einem Kommentar.

IAB: Deutsches Arbeitsvolumen steigt im 1Q - Produktivität sinkt

Die Erwerbstätigkeit in Deutschland ist im ersten Quartal erneut gestiegen. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mitteilte, nahm das Arbeitsvolumen aber etwas weniger stark zu, weil die Arbeitnehmer im Durchschnitt etwas weniger arbeiteten. Laut IAB stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,0 Prozent auf 45,6 Millionen. Die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person sank aber um 0,1 Prozent auf 345,1 Stunden, und das Arbeitsvolumen nahm um 0,9 Prozent auf 15,7 Milliarden Stunden zu. Saison- und kalenderbereinigt stieg die Arbeitszeit je erwerbstätiger Person im Vergleich zum Vorquartal um 0,5 Prozent.

Immowelt: In fast allen westdeutschen Kreisen sinken die Wohnungspreise

In fast allen westdeutschen Kreisen sind die Preise innerhalb eines Jahres gesunken. Nach einer Untersuchung des Immobilienportals Immowelt fielen die Preise in zehn Kreisen wie etwa Speyer und Koblenz um mehr als 10 Prozent. In Frankfurt gingen die Preise um 6,3 Prozent im Vergleich zum Juni 2022 zurück. Nach Einschätzung des Immobilienportals haben die hohe Inflation seit dem Krieg in der Ukraine und der damit einhergehende Anstieg der Bauzinsen den Immobilienboom vor einem Jahr beendet.

IfW: Welthandel stagniert

Der Welthandel tritt im Mai auf der Stelle. Die Entwicklung großer Volkswirtschaften ist von nur moderaten Veränderungen bei Importen und Exporten geprägt (Vergleich zum Vormonat, preis- und saisonbereinigt). Dies zeigt das jüngste Datenupdate des Kiel Trade Indicator, wie das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) mitteilte. Demnach dürfte der Welthandel preis- und saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent sinken. Weltweit steige allerdings die Menge verschiffter Container.

Von der Leyen für europäische Armee - Scholz will Stärkung der Nato

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich für die Schaffung einer eigenständigen gemeinsamen europäischen Armee ausgesprochen. Diese müsse nach Ansicht der früheren deutschen Verteidigungsministerin über eine längst stattfindende Zusammenarbeit der nationalen Armeen weit hinausgehen. Es wäre wichtig, dass sich die Europäische Union (EU) viel besser untereinander abstimmt, wie von der Leyen auf dem Europaforum des Fernsehsenders WDR sagte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) plädierte hingegen auf der gleichen Veranstaltung für unmittelbar notwendige Schritte für eine verstärkte Kooperation innerhalb der EU in Rüstungsfragen und für eine Stärkung der Nato.

Großer Staudamm in der Region Cherson zerstört

Ein großer Staudamm und ein Wasserkraftwerk im russisch besetzten Teil der Ukraine wurden am frühen Dienstagmorgen zerstört. Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig, für den Vorfall verantwortlich zu sein, der zu schweren Überschwemmungen führte und Tausende von Häusern gefährdete. Aufnahmen aus dem Gebiet zeigen, wie riesige Wassermengen flussabwärts von der Anlage fließen, die die ukrainischen und russisch besetzten Teile der ukrainischen Region Cherson trennt.

Scholz: Angriff auf Staudamm ist "neue Dimension" im Ukraine-Krieg

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht in dem Angriff auf den Kachowka-Staudamm in der ukrainischen Region Cherson eine "neue Dimension" im Krieg in der Ukraine. Man sei sehr bemüht darum, eine gefährliche Lage zu vermeiden. Aber man betrachte die Situation "mit Sorgfalt und mit Sorge", sagte Scholz. Die Beschädigung des Staudamms sei etwas, "das zu der Art und Weise passt, wie Putin diesen Krieg führt", sagte er beim WDR Europaforum in Berlin.

Von der Leyen will nicht Nachfolgerin von Nato-Chef Stoltenberg werden

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat nach eigener Aussage kein Interesse daran, Nachfolgerin von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu werden. Stoltenbergs Amtszeit läuft Ende September aus. "Ich stehe ganz sicher nicht für dieses Amt zur Verfügung. Mein Platz ist in Europa, das ist ganz sicher", sagte von der Leyen beim Europaforum des Senders WDR.

Iran stellt erste selbst entworfene Hyperschallrakete vor

Der Iran hat seine erste im Land entworfene Hyperschallrakete vorgestellt. "Die Hyperschallrakete Fattah, die jüngste Errungenschaft der Luftfahrtstreitkräfte der Revolutionsgarden, wurde im Beisein des Präsidenten Ebrahim Raisi enthüllt", verkündete das Staatsfernsehen. Die Rakete "wird das Land stärker machen", die "Abschreckungsmacht" des Iran vergrößern und "den Ländern der Region Sicherheit und stabilen Frieden bringen", sagte Raisi.

DJG/DJN/AFP/apo

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