Kommentar
10:29 Uhr, 21.11.2018

Überall taucht das "Death Cross" auf - wie ist das zu interpretieren?

Der Name Death Cross (Todeskreuz) sagt eigentlich schon alles. Ein gutes Omen ist es nicht. Jetzt regnet es dieses Signal in Kübeln. Was tun?

Das Todeskreuz ist ein beliebter Indikator. Hierbei sinkt die 50-Tage-Linie unter die 200-Tage-Linie. Beim Dax ist das schon im August passiert. In den USA dauert es noch. Sowohl beim Nasdaq Composite als auch beim S&P 500 lässt sich das Signal allerdings nicht mehr vermeiden, vorausgesetzt der Markt springt jetzt nicht sofort 10 % nach oben.

Viele Einzelwerte haben das schon hinter sich. Vor allem die großen Technologiewerte stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Bollwerke des Bullenmarktes, z.B. Alphabet, haben es bereits hinter sich. Nun folgt unweigerlich der ganze Markt.

Viele sehen das als Zeichen für einen Bärenmarkt und werten das Signal als Verkaufssignal. Dabei gibt es allerdings ein großes Problem. Das Signal, so beliebt und bekannt es auch ist, taugt nichts.

Seit 1900 gab es in den USA 71 Todeskreuze. Zur besseren Sichtbarkeit sind in Grafik 1 alle ab 1929 abgebildet. Es ist ein ziemlich wirres Bild. Das ist schon einmal die erste Erkenntnis. Es ist überhaupt nicht klar, dass der Markt 6 oder 12 Monate nach dem Signal im Minus notiert.

Tatsächlich steht der Markt in 55 % der Fälle 6 oder 12 Monate später höher, im Durchschnitt um etwas mehr als 3 %. Wirklich langfristig, also über viele Jahrzehnte, tut man sich als Anleger keinen Gefallen, wenn man das Chartsignal zum Ausstieg nutzt.

Beim Dax ist die Historie deutlich kürzer (Grafik 2). Sie enthält auch nicht die Signale, bei denen sich die 50 und 200-Tagelinie innerhalb weniger Wochen mehrfach überkreuzten. So gab es etwa im März 2018 ein Todeskreuz. Im Mai kam das Golden Cross, also das Gegenteil, wenn die 50-Tagelinie wieder über die 200-Taglinie steigt. Im Juli gab es gleich beides, ein Death und Golden Cross. Das letzte Signal vom August hat bis heute Bestand.

Das Death Cross sagt auch nichts über den Wiedereinstieg. Dafür kann man das Golden Cross verwenden. Dabei gewinnt man gegenüber Buy and Hold allerdings wenig (Grafik 3). Es ist eine Strategie, die manchmal funktioniert, manchmal nicht. Über viele Jahrzehnte bringt sie kaum einen Vorteil.

Der Markt ist in einer kritischen Lage. Damit muss man als Anleger jetzt umgehen. Das Death Cross ist für die Entscheidung, was man tut, ein schlechter Ratgeber.

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5 Kommentare

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  • Takeprofit_01
    Takeprofit_01

    Death cross hört sich nach Niedergang, Untergang und sonstwie theatralisch an. Wurde bei Godmode Trader immer wieder erwähnt, und gibt damit eine Stimmungslage wieder die aber de facto nichts aussagt.

    14:30 Uhr, 21.11. 2018
  • Chronos
    Chronos

    Die Erklärung ist etwas dilettantisch. Gerade die Annahme mit "steht in 6 Monaten" höher. Der Trigger wäre 3 Monate oder 50 HT. Beide SMA sind träge und rückwärts gerechnet. Wenn ein VK-Signal umgesetzt wird rechnet sich das EK-Signal auch anders.Anscheinend noch keine Seitwärtsphase gehandelt. Da gibt es dutzende Signale die vor allem Kosten produzieren.

    13:22 Uhr, 21.11. 2018
  • Hajolu
    Hajolu

    Death - und golden cross sind eben kein "holy cross" bzw. heiliger Gral!

    Den sucht man in der Historie vergeblich ,genauso wie beim Trading - waere ja auch zu banal, sich nur nach einem Indikator zu richten.

    12:29 Uhr, 21.11. 2018
  • Mathematiker
    Mathematiker

    Also gegen die Aussage, dass man wie in Grafik 3 dargestellt gegenüber der Buy and Hold Strategie "allerdings wenig gewinnt" auf 120 Jahre muss ich eindeutig Einspruch einlegen.

    Annahme: Wertentwicklung Buy and Hold 5 % p.a. über 120 Jahre, Strategie 5,27 % p.a.

    Anlage: 1000 €

    Buy and Hold Ergebnis: 348911 €; Strategie Ergebnis: 474848 €.

    Sie vergessen, auch wenn dieser bei kurzen Zeiten nicht so ins Gewicht fällt, den Zinseszinseffekt. Aber schon bei 20 Jahren und obiger Annahme werden aus 1000 € bei Buy an Hold 2653 € + 165 %, bei der Strategie 2793 +179 % €, als auf die Dauer gesehen eine Differenz von +14 %!!!

    Bei zugegeben sehr langfristiger Betrachtung wirkt sich dies schon deutlich aus, obwohl diese Zeitspanne keiner von uns handeln könnte.

    11:02 Uhr, 21.11. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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