UBS kauft Credit Suisse, Fed stellt Dollar-Liquidität zur Verfügung – Ist Bankenkrise gelöst?
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Ein hartes Wochenende liegt hinter dem Management der UBS und der Credit Suisse (CS). Schlussendlich hat die UBS zähneknirschend zugestimmt, die Credit Suisse für 3 Mrd. Schweizer Franken zu übernehmen. Das entspricht 0,76 Franken je CS-Aktie, wobei die UBS in eigenen Aktien bezahlt.
Die Schweizer Nationalbank (SNB) unterstützt den Deal mit Liquiditätshilfen von bis zu 100 Mrd. Franken. Gleichzeitig gibt die Regierung eine Garantie von 9 Mrd. Franken, um die potenziellen Verluste aus der CS-Übernahme abzusichern.
Während die CS-Aktie um rund 60 Prozent einbricht, trifft es die Besitzer von sogenannten AT1-Anleihen (Additional Tier 1-Anleihen, auch bekannt als Contingent Convertible Bonds, oder CoCos) der CS noch viel härter. Deren Wert von 16 Mrd. Franken wird auf null abgeschrieben. Diese Papiere sind nachrangige Anleihen, die dem Eigenkapital der Banken zugerechnet werden, und allen anderen Verbindlichkeiten der Institute nachgeordnet sind.
In Krisenzeiten werden diese Anleihen – der Markt in Europa ist rund 275 Mrd. Dollar schwer - in Aktien umgewandelt, oder eben abgeschrieben. Investoren befürchten, dass es bei einer anhaltenden Bankenkrise den AT1-Anleihen anderer Institute ähnlich ergehen könnte, weshalb Investoren diese Papiere verkaufen, woraufhin deren Kurse je nach Institut mehr oder minder stark einbrechen.
Fed stellt mehr Dollar-Liquidität zur Verfügung
Die anhaltende Bankenkrise zwingt auch die Fed zum Handeln. Sie, sowie EZB, SNB, kanadische Notenbank, englische Notenbank und japanische Notenbank haben eine koordinierte Aktien angekündigt, demnach die Fed per Swap-Geschäften verstärkt Dollar zur Verfügung stellen wird. Die bisherigen wöchentlichen Operationen werden ab sofort täglich durchgeführt und mindestens bis Ende April laufen. Ziel der Übung ist es, dass die ausländischen Banken über deren jeweilige Notenbanken schnell und quasi in unbegrenztem Umfang an Dollar herankommen können.
Scheinbar können die Maßnahmen die Märkte ein wenig beruhigen. Nachdem der DAX zum Handelsstart auf unter 14.500 Punkte nach unten gerauscht war, hat er sich inzwischen auf 14.700 Punkte erholt. Gestützt werden die Märkte vom Zinseinbruch.
Ist Bankenkrise gelöst?
Dabei bleiben etliche Probleme im Rahmen der Bankenkrise ungelöst, vielmehr verursachen die jüngsten Maßnahmen neue Probleme. Wenn bei der Rettung eines Instituts deren AT1-Anleihen abgeschrieben werden, dann befürchten Investoren logischerweise dass es anderen Banken im Krisenfall ähnlich ergehen könnte, weshalb die Kursen deren AT1-Anleihen unter Druck sind.
Gleichzeitig bleiben noch die anderen Probleme. Einerseits ist nicht klar, wie die US-Regierung und die Fed verhindern wollen, dass Investoren weiterhin Einlagen in großem Stil von kleinen und mittleren Instituten abziehen und zu den großen transferieren. Die Regionalbanken in den USA sind aber enorm wichtig für die Versorgung der US-Wirtschaft mit Krediten in allen Bereichen.
Und das andere Problem sind weiter die Kredite der US-Banken im Bereich Gewerbe- und Büroimmobilien, die sich auf 2,9 Billionen Dollar belaufen. Sie lesen richtig: 2,9 Billionen Dollar. Je weniger in diesen Malls und Einkaufszentren eingekauft wird – gerade in einem möglichen Rezessionsumfeld - , und je mehr Amerikaner im Home Office statt im Büro arbeiten und es enorme Leerstände in dem Bereich gibt, umso größer ist das Risiko, dass es in dem Segment zu faulen Krediten kommt.
Dass die Aktie von Vornado Realty Trust auf das Niveau von Februar 1993, also ein 30-Jahres-Tief, eingebrochen ist, sollte niemanden überraschen.
Daher könnte aus dem Bereich weiter Druck gerade auf die kleinen und mittleren US-Banken aufkommen, weshalb die US-Bankenkrise meiner Meinung nach noch nicht gelöst ist. Vielmehr werden Investoren Fed und Finanzministerium zu einer Lösung drängen, ehe sich die Lage in dem Bankensektor beruhigen kann.
Solange die Institute sich aber bei der Kreditvergabe zurückhalten, umso schneller dürfte in den USA eine Rezession heraufziehen und umso schwerer dürfte sie werden. Das ist im S&P500 mit einem KGV von 17,1 in keiner Weise eingepreist. Ein derart hohes KGV signalisiert üblicherweise ein stattliches Gewinnwachstum der S&P500-Firmen. Ich befürchte aber, dass deren Profite in einem Rezessionsumfeld einbrechen werden.
Wie geht es weiter?
Meiner Meinung nach sollte eine mögliche Erholung bei S&P500, Nasdaq und DAX nur von kurzer Dauer sein, wahrscheinlich höchstens bis zur Fed-Sitzung am Mittwoch, 22. März. Wenn die Fed eine falsche Entscheidung treffen sollte, und beispielsweise den Leitzins auch nur um 25 Basispunkte anheben sollte, und damit die Probleme der Banken weiter verschärfen sollte, oder wenn Fed-Chef Jay Powell irgendeinen Blödsinn auf der Pressekonferenz erzählen sollte, könnte es schnell zu deutlichem Verkaufsdruck bei S&P500 und Nasdaq kommen, was zwangsläufig auch den DAX mit nach unten ziehen sollte.
Wenn es keine schlechten Nachrichten zum Thema Bankenkrise kurzfristig geben sollte, dürfte der Euro gegenüber dem Dollar seitwärts tendieren. Ansonsten dürften Investoren in den sicheren Hafen Dollar flüchten.
Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass die Talfahrt bei WTI und Brent Crude Öl weitergehen sollte. Das wäre meiner Meinung nach ein starkes Warnsignal, nicht nur für eine mögliche Rezession in den USA, sondern der Weltwirtschaft.
Zudem dürfte der Goldpreis die jüngste Rally verdauen, nachdem er zwischenzeitlich auf mehr als 2.000 Dollar je Unze gestiegen ist. Sollte die Fed möglicherweise schon bald deutliche Zinssenkungen, sowie eine Rückkehr zum QE-Gelddrucken signalisieren, dürfte sich der Anstieg des Goldpreises in Richtung des Rekordhochs vom August 2020 bei rund 2.075 Dollar beschleunigen.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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