Analyse
09:20 Uhr, 14.12.2022

TUI - Horrortrip für die Aktionäre?

Es tut sich etwas bei TUI. Leider nichts über das sich Aktionäre freuen dürften. Nach der Adhoc-Meldung vom gestrigen Tage strebt TUI eine Zusammenlegung der Aktien im Verhältnis zehn zu eins an.

Erwähnte Instrumente

  • TUI AG
    ISIN: DE000TUAG505Kopiert
    Kursstand: 1,719 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • TUI AG - WKN: TUAG50 - ISIN: DE000TUAG505 - Kurs: 1,719 € (XETRA)

Update 9:20: Da TUI zwischenzeitlich noch Zahlen gemeldet hat ein kurzes Update. Die Zahlen lagen bei EBIT und Umsatz leicht über den Erwartungen. Der TUI-CFO kündigt zudem zwei Kapitalerhöhungen im Volumen von jeweils etwa 0,8 Mrd. EUR an. Die Aktienanzahl könnte sich nach meinen Vermutungen gut verdoppeln. TUI will ein signifikant positives EBIT im neuen Geschäftsjahr erreichen. Die operative Entwicklung wird aber deutlich von den Kapitalmaßnahmen überschattet. Die Aktie notiert derzeit etwa 5 Prozent im Minus.

Durch die Zusammenlegung würde sich der Kurs von TUI rechnerisch verzehnfachen. Dies dient dazu, genug Abstand von einem Kursniveau von 1 EUR pro Aktie zu gewinnen, um weitere umfangreiche Kapitalmaßnahmen umzusetzen und um den Bund aus dem Unternehmen herauszukaufen.

Bund hält stille Einlage

Im Zuge der Rettungsmaßnahmen hätte der Bund die Möglichkeit, insofern TUI die stillen Einlagen nicht zurückkauft, diese in Aktien zu wandeln und die Mehrheit am Konzern zu übernehmen. Das soll verhindert werden. Bis zum 31.12.2023 hat TUI das Recht, die Stille Einlage I zu einem Preis von 730 Mio. zurückzukaufen. Sollte der Kurs der Refinanzierungs-Kapitalerhöhung, unter Herausrechnung des Erhöhungseffektes der Aktienzusammenlegung, größer als 1,6816 EUR sein, würde sich der Rückführungspreis auch erhöhen können.

Wie auch immer, am Ende läuft es auf eine weitere Kapitalerhöhung hinaus. Bestehende Aktionäre haben natürlich das Interesse, diese zu einem möglichst hohen Kurs durchzuführen, um die Verwässerung so gering wie möglich zu halten. Neue Aktionäre, die neues Geld einschießen sollen, wollen im Gegenzug möglichst wenig bezahlen. TUI ist hier eine Art Bittsteller. Zuletzt erhöhte TUI das Kapital zu 2,60 EUR pro Aktie im Mai dieses Jahres. Ein Kurs der schon wieder extrem weit weg ist.

Wie das Manager Magazin berichtet, sei der neue Tui-Boss Sebastian Ebel ein kühler Zahlenmensch. Er halte den Konzern derzeit nicht für überlebensfähig und kündigt harte Restrukturierungsmaßnahmen an. Er hat einen konkreten Plan, heißt es. Fritz Joussen geht mit 59 in den Luxus-Vorruhestand und bezieht weitere zwei Jahre sein volles Gehalt. Ein Unding! Er hat den Konzern maßgeblich gegen die Wand gefahren. Wie das Magazin berichtet wollte kaum ein anderer den Job machen, außer Ebel.

Ebel sei ein Kaufmann und Optimierer, aber kein Visionär der Konzerne erfolgreich neu ausrichte, sagen alte Weggefährten über den Tui-Boss. Damit dürfte er eine Phase des Übergangs leiten, aber nicht wirklich für eine Neuerfindung stehen.

Fazit: Aktionäre bleiben angesichts der Gemengelage weiter Zuschauer oder höchstens Gast auf einer Reise. Die Aktie bleibt weiterhin ein No-Go. Statt die Kapitalerhöhung zu zeichnen wäre ein Urlaub die erholsamere Alternative.

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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