Fundamentale Nachricht
11:35 Uhr, 12.06.2015

Türkei steht vor unsicheren Zeiten

Zum ersten Mal seit den Wahlen von 2002 verlor die AKP in der Türkei bei den jüngsten Wahlen ihre absolute Mehrheit im Parlament. Bis das Land wieder eine stabile Regierung hat, dürften Investoren sich zurückhalten.

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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - In der Türkei hat die Regierungspartei AKP bei den Parlamentswahlen am 7. Juni ein Debakel erlebt. Zum ersten Mal seit den Wahlen von 2002 verlor die AKP ihre absolute Mehrheit im Parlament. Mit der Wahlschlappe sind die Pläne des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan hinfällig, das parlamentarische durch ein präsidiales System zu ersetzen.

Premierminister Ahmet Davutoglu ist mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt worden, und aktuell erscheint eine Koalition zwischen der regierenden AKP und der rechtsgerichteten MHP die wahrscheinlichste Option zu sein. Aber auch das Risiko von Neuwahlen, falls es zu keiner Koalition kommen sollte, ist weiterhin vorhanden. Die gestiegene politische Unsicherheit hat sich negativ auf die türkische Lira und auf türkische Anleihen ausgewirkt. Experten erwarten, dass diese Unsicherheit weiter anhält, bis die neue Regierungskoalition angekündigt wird. „Sollte es zu der von uns erwarteten Koalition zwischen AKP und MHP kommen, dann rechnen wir damit, dass es zu einer Fortsetzung der aktuellen Politik kommt, die im vergangenen Jahrzehnt zu einer deutlichen Stabilisierung der Türkei geführt hat“, schreibt die Deka Bank in einem aktuellen Marktkommentar.

In den jüngst veröffentlichten Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal überraschte die Türkei mit einem robusten Wachstum, was auf soliden privaten Konsumausgaben und Investitionen fußte. Allerdings ist das strukturell hohe Leistungsbilanzdefizit und dessen Finanzierung in Zeiten von Unsicherheit an den Kapitalmärkten die Achillesferse der Türkei. Doch aktuell profitiert das Land von den gefallenen Ölpreisen und von der Erholung der EU als wichtigstem Handelspartner.

Der positive Ratingtrend, der dem Land bei den Agenturen Moody’s und Fitch sogar eine Bewertung im Investment-Grade-Bereich eingetragen hat, ist zunächst gestoppt. Politische und soziale Spannungen könnten sogar zu einer Herabstufung führen. So warnte Fitch bereits im vergangenen Jahr vor der Machtzentralisierung um Präsident Erdogan. Als weitere Schwachpunkte für die Bonität des Landes werden vor allem das hohe Leistungsbilanzdefizit sowie die politische Instabilität und damit einhergehende Gefahren für das Wirtschaftswachstum angeführt. Gestützt wird die Bonität von weitgehend geordneten Staatsfinanzen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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