Türkei – Neuer politischer Schwung bietet Chancen
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Nach einer Phase politischer Unsicherheit, zuletzt im Zusammenhang mit der Wahl des neuen Präsidenten, ist die neue Regierung als erstes vor allem finanzpolitisch gefordert. Die im Vorfeld der Parlamentswahlen gelockerte Ausgabenpolitik muss wieder gestrafft werden, um die positiven Investorenerwartungen zu bekräftigen und keine neuen Risiken entstehen zu lassen, die die Notenbank zu einer vorsichtigeren Geldpolitik zwingen würde. Wir rechnen in diesem Jahr mit einer Ausweitung des Budgetdefizits auf rund 2,8% des BIP und im nächsten Jahr mit einer mdoeraten Korrektur auf 2,6%. Eine Bestätigung des soliden finanzpolitischen Kurses ist zudem wichtig, um den Zufluss an ausländischen Investitionen zu untermauern. Diesbezüglich befindet sich die Türkei in einer für Europa einmaligen Lage. Einerseits stabilisiert der auf eine weitere Annäherung und Verflechtung mit der EU ausgerichtete Reformkurs das höhere Wachstumsniveau. Andererseits profitiert die Türkei von deutlich erhöhten Investitionen aus den Golfstaaten. Ausschlaggebend ist vor allem der Ansatz der Vereinigten Arabischen Emirate und Qatar eine zunehmend liberale und international-ausgerichtete Wirtschaftspolitik zu betreiben. Die Türkei als aufstrebendes, europäisch ausgerichtetes Land mit islamischem Hintergrund bot in den letzten Jahren ein bevorzugtes Ziel für Direkt- und Portfolioinvestitionen aus den Golfstaaten. Mit anderen Worten, die Türkei profitiert von einer stabilitätsorientierten und einer auf EU-Integration ausgerichteten Wirtschaftpolitik doppelt. Dies ist ein starker Anreiz für die Regierung, den wahlkampfbedingt etwas verzögerten Reformprozess mit neuem Schwung wieder aufzunehmen.
Der kräftige Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen seit 2005 und die höhere binnenwirtschaftlichen Dynamik haben die Investitionstätigkeit der Unternehmen auf ein deutlich höheres Niveau, d.h. über 21% des BIP, steigen lassen. Eine Stabilisierung der Investitionsquote auf diesem Niveau sollte der türkischen Wirtschaft ein Wachstum zwischen 6 und 7.5% pro Jahr ermöglichen, ohne dass neue Inflationsrisiken entstehen. Eine zentrale Voraussetzung für anhaltend kräftige Investitionen ist aber eine Fortsetzung des Zinssenkungszyklus. Mitte September hat die Notenbank bereits eine erste Zinssenkung vorgenommen und in der kommenden Woche erscheint ein weiterer Schritt um 25 Basispunkte auf 17,0% wahrscheinlich. Eine Bekräftigung des Reformkurses im Hinblick auf die Sozialversicherungsreform und den Privatisierungskurs sowie eine weitere Zusammenarbeit mit dem IWF über das Anfang 2008 auslaufende Beistandsabkommen hinaus dürften den Weg für weitere Zinssenkungen 2008 ebnen. All dies unterstreicht die Chancen, die sich für Finanzinvestoren 2008 aus dem Strukturwandel und der wirtschaftlichen Dynamik der Türkei ergeben.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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