Kommentar
16:15 Uhr, 01.04.2014

Türkei nach der Wahl mit guten Investment Chancen

Der Sieg der regierenden AKP wurde gut aufgenommen. Das half der Währung und dem Aktienmarkt.

Die Schlagworte, mit denen man die Türkei aktuell in Verbindung bringt, stimmen zwar eher bedenklich, aber die Aktienmärkte freut es. Zuletzt war das Verhalten der Regierungspartei eher diktatorisch als demokratisch. Mit Protestverboten, Internetzensur, massive Korruption und Vorwürfen der Wahlfälschung wirkt das ganze für westliche Beobachter ein wenig befremdlich.

Das Ende dieser Tendenz ist noch nicht abzusehen. Erdogan will eine Verfassungsänderung vornehmen, die dem Präsidenten mehr Kompetenzen geben soll, bevor er dann selbst kandidiert. Persönlich muss man das nicht gut finden. Die Börse ist jetzt aber erst einmal erleichtert. Kurz- bis mittelfristig ergeben sich interessante Chancen. Langfristig befürchte ich, dass die Türkei durch das Vorhaben Erdogans instabiler wird. Ob es wirklich soweit kommt, kann man aktuell noch nicht sagen und bis dahin sollte für Anleger eine gute Performance mit Türkeiaktien zu erzielen sein. Zwei Werte sind mit zuletzt besonders aufgefallen: Anadolu EFES und Akbank. Akbank stelle ich später noch vor. Jetzt erst einmal ein Kurzprofil zu Anadolu:

Anadolu ist eine Brauerei und ein Hersteller und Abfüller von nichtalkoholischen Getränken. Das Unternehmen fährt einen radikalen Wachstumskurs in der Region Mittlerer Osten und Zentralasien. Insgesamt ist Anadolu in 16 Ländern der Region mit 660 Mio. Konsumenten vertreten. Anadolu ist Abfüller und Vertriebspartner von Coca Cola und SAB Miller. SAB Miller hält indirekt über eine Tochtergesellschaft 24% an Anadolu. 33% der Aktien sind im Free Float. Der Rest wird von anderen strategischen Investoren gehalten. Die Partnerschaft mit Coca Cola ist ebenfalls über Eigenkapitalbeteiligung gefestigt, allerdings anders als bei SAB Miller hält Anadolu an Coca Cola Türkei über 50% der Anteile.

57% des Umsatzes kommen aus dem Soft Drink Bereich. 17% kommt aus dem Biergeschäft in der Türkei und 27% aus dem internationalen Biergeschäft. Im Biergeschäft ist Anadolu führend in der Türkei, Kasachstan, Moldawien und Georgien. In Russland ist Anadolu die drittgrößte Brauerei (nach Umsatz) und die viertgrößte in der Ukraine. Letzteres ist momentan wahrscheinlich kein besonders gutes Argument... Allerdings wurde die Aktie wegen dieses Umstandes zuletzt besonders abgestraft. Für einen antizyklischen Kauf ist das ganz gut.
Anadolu hat in den letzten Jahren ein organisches Wachstum im Bereich 5 bis 10% erreicht. 2012 und 2013 war das Gesamtwachstum deutlich höher. Dieses Wachstum kam aus der Akquisition der SAB Miller Geschäfte in Russland und der Ukraine. Im Soft Drink Bereich dürfte das Wachstum weiterhin sehr hoch bleiben mit deutlich zweistelligen Raten. Im Biergeschäft gab es z.B. in der Türkei 2013 eine Steuererhöhung, was sich bei den Preisen und letztlich in geringerem Konsum bemerkbar gemacht hat. Der Bierabsatz wird wahrscheinlich auch 2014 nicht signifikant steigen, sondern eher stagnieren. Hier wird vermutlich erst 2015 wieder Dynamik aufkommen.

Fundamental sieht die Aktie von Anadolu sehr günstig aus. Das KGV liegt gerade einmal bei 5,3. Das ist allerdings auf den hohen Gewinn 2013 zurückzuführen, der durch Fair Value Adjustments und Investing Aktivitäten herrührte. Es handelt sich dabei also vor allem um außerordentliche Positionen, die in Zukunft nicht mehr zum Gewinn beitragen. Betrachtet man den bereinigten Gewinn und die Marktkapitalisierung von 13,8 Mrd. TRY, dann beträgt das realistische KGV gut 20.

Die Chancen liegen vor allem in einem Abebben der politischen Unruhen in der Türkei. Investoren wurden abgeschreckt und haben Aktien verkauft. Die Sichtweise auf Aktien hat sich durch die Unruhen kurzzeitig verändert. Bei Anadolu führte das zu einem Kursrutsch von fast 40%. Fundamental sehe ich auf Sicht von 2 Jahren mit der Gewinnschätzung ein Aufwärtspotential von ca. 35%. Kehrt in der Türkei aber wieder Ruhe ein, dann ist sehr viel mehr möglich. Sollten Investoren zu ihrer ursprünglichen Einschätzung zurückfinden, dann kann Anadolu die alten Hochs durchaus sogar hinter sich lassen.
Die Aktie lässt sich als ADR (American Depository Receipt) in USD handeln (Symbol AEBZY). Ein Chartanalyse bietet sich dennoch in Originalwährung an. Der Unternehmenswert wird schließlich in der Türkei bestimmt. Hier wurde nach einer inversen SKS ein Kaufsignal vergangene Woche generiert. Der Ausbruch nach oben stößt allerdings schon wieder an den nächsten Widerstand bei der 50 Wochenlinie bei 24 TRY. Kann dieser Widerstand überwunden werden, dann ist die Aktie für mich ein Kauf mit einem Mindestziel von 28 TRY. Idealziel ist 32+.
In USD ist die Chartsituation ebenfalls interessant. Die ADRs konnten seit 2010 bei ca. 2 USD ein Dreifachtief ausbilden. Die Aktie dreht hier parallel zum Original wieder nach oben. Der vorweggegangene Kursrutsch war etwas stärker als in Originalwährung, weil gleichzeitig die Türkische Lira zum USD abwertete. Aktuell sieht es so aus, als könnte sich die Währung weiter gegenüber dem USD erholen. Das könnte noch einmal zusätzliche Gewinne bringen. Nach der Veröffentlichung der Wahlergebnisse gestern konnte die Lira gegenüber den meisten Währungen kräftig zulegen. Das geht in diesem Tempo sicherlich nicht weiter. Mittelfristig sind aber 5% Gewinn aus dieser Ecke möglich.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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