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09:19 Uhr, 28.06.2018

Türkei: Der Markt ist (noch) sehr instabil

Das Umfeld für langfristige Investments in der Türkei ist Raiffeisen-Schwellenländerexperte Ronald Schneider zufolge sowohl geopolitisch als auch in Hinblick auf den drohenden globalen Handelskrieg derzeit (noch) nicht angelegt.

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Wien (GodmodeTrader.de) - Die Stimmung der Marktteilnehmer für die Türkei war bis vor kurzem aufgrund der großen Unsicherheiten sehr verhalten, doch ist die klare Entscheidung mit deutlichen Mehrheiten für die gleiche Partei sowohl für das Präsidentenamt als auch im Parlament eher ein Signal in Richtung wirtschaftliche Stabilität. Die Notenbank hat zuletzt die Zinsen deutlich angehoben, sich aber lange Zeit gelassen, wie Ronald Schneider, Leiter „Anleihen, CEE & Global Emerging Markets“ bei Raiffeisen Capital Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Das sei für Investoren zwar grundsätzlich ein richtiges und wichtiges Signal gewesen, doch das Umfeld – sowohl geopolitisch als auch in Hinblick auf einen drohenden globalen Handelskrieg – sei für langfristige Investments in der Türkei derzeit (noch) nicht angelegt. Entscheidend werde nun sein, ob sich Erdogan und die AKP zu einem Wirtschaftsprogramm durchringen könnten, das die makroökonomischen Ungleichgewichte adressiere, wodurch das Wachstum deutlich abgebremst würde. Sollte Vizepremier Simsek eine prominente Rolle in der Wirtschaftspolitik behalten, wäre das für Investoren ein positives Signal, heißt es weiter.

„Die wirtschaftspolitische Unsicherheit in der Türkei bleibt weiterhin ein Thema für die Anleiheseite. Die Umsetzung eines klaren Maßnahmenkatalogs ist auf jeden Fall eine Voraussetzung für die Stabilisierung der Währung. Zuletzt war die Budget-Politik sehr locker – dazu zählt auch das Kreditvergabeprogramm, das die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte verstärkt hat. Das Wachstum steht auf tönernen Füßen, da es sehr kreditgetrieben ist und wird auch auf den Devisenmärkten kritisch gesehen“, so Schneider.

Das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht stehe sicherlich im Zentrum. Das anhaltend hohe Leistungsbilanzdefizit, das sich zuletzt auch durch die steigenden Rohstoffpreise erhöht habe, müsse zusätzlich zum kurzfristigen Auslandsschuldendienst finanziert werden. Die demgegenüber relativ niedrigen Devisenreserven trügen ebenfalls nicht zum Vertrauen in die Währung bei, heißt es weiter.

„Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen sind mit rund 17 Prozent derzeit zwar sehr attraktiv, doch müssen dringend Maßnahmen getroffen werden, um die Währung zu stabilisieren und die hohe Inflation einzubremsen. Ob der neugewählte Präsident zu einer solchen Wachstumsabschwächung bereit ist, bleibt offen. Erst ein solcher Schritt würde die Türkei für Investoren auch langfristig attraktiv machen“, so Schneider.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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