Kommentar
10:20 Uhr, 24.01.2018

Trumps Steuergeschenk hebt nicht die Stimmung

Die US-Regierung hat dem Land ein großes Steuergeschenk gemacht. Eigentlich sollte das die Stimmung heben. Tut es aber nicht.

Trumps Präsidentschaft ist schon eine merkwürdige Sache. Einerseits ziehen die Medien über ihn her und die Zustimmungswerte sind niedrig. Andererseits läuft die Wirtschaft so rund wie unter Obama. Wirtschaftlich könnte es wirklich schlimmer sein, zumal die Steuersenkung sowohl für Unternehmen als auch Verbraucher erst einmal positiv ist. Die Stimmung hebt es jedoch nicht.

Das Stimmungsbarometer der Uni Michigan fiel zuletzt deutlich zurück, obwohl gerade erst die Steuersenkung beschlossen wurde. Die Steuersenkung wird zwar von vielen als positiv gewertet, sorgt aber auch für Verunsicherung. Weil keiner so recht weiß, was es nun konkret bedeutet, steigt die Verunsicherung und Verunsicherung trübt normalerweise die Stimmung.

Für den Konsum ist das nicht gut und der Konsum ist in den USA nun einmal besonders wichtig. Panik muss man nicht bekommen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Stimmung sinkt, die Wirtschaft aber solide weiterläuft. Inzwischen kann man allerdings gewisse Parallelen zu den 90er Jahren erkennen (Grafik 1).

Nach der Rezession Anfang der 90er Jahre stieg die Stimmung volatil an. Zwei Jahre lang ging es dann von 1996 bis 1998 steil bergauf. Von 1998 bis 2000 bildete sich dann eine Art Doppeltop aus. Zu Beginn des aktuellen Zyklus gab es einen ähnlich volatilen Anstieg und dann von 2013 bis 2015 einen großen Satz nach oben. Seither wiederholt sich die Bildung eines Doppeltops.

Bis es zu einer endgültigen Trendwende kommt, kann noch etwas Zeit vergehen. Die Zukunftserwartungen laufen den Konsumausgaben ungefähr ein Jahr voraus (Grafik 2). Demnach sollte 2018 noch einmal ein gutes Jahr für die US-Wirtschaft werden.

Ob die Steuerreform den Stimmungstrend noch einmal nachhaltig nach oben drehen kann, bleibt abzuwarten. Wirklich wahrscheinlich ist es nicht. Diverse Steuersenkungen in der Reagan Ära in den 80er Jahren hatten bestenfalls einen Strohfeuereffekt.

Etwas bizarr ist das irgendwie schon. Konsumenten haben etwas mehr Geld in der Tasche und trotzdem hebt es die Stimmung kaum. Ein Konsumfeuerwerk wurde in der Vergangenheit durch Steuersenkungen nicht ausgelöst. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Realeinkommen mittelfristig trotz Steuersenkungen und Wirtschaftswachstums einfach nicht vom Fleck gekommen sind.

Die Steuersenkung ist vor allem für Aktionäre ein Geschenk. Haben Unternehmen mehr Geld übrig, steigen halt die Dividenden und Aktienrückkaufprogramme. Einen neuerlichen Wachstumsschub kann man derzeit noch nicht ausmachen. CEOs freuen sich über das Geldgeschenk, ändern aber nicht ihre Investitionspläne.

Nichtsdestotrotz geben einige Unternehmen auch an ihre Mitarbeiter einen Teil des zusätzlichen Gewinns weiter. Das ist tatsächlich eine positive Überraschung und kann die US-Wirtschaft ohne nennenswerten wirtschaftlichen Rückschritt über das Jahr 2018 tragen.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • lussien
    lussien

    "Vielleicht liegt es auch daran, dass die Realeinkommen mittelfristig trotz Steuersenkungen und Wirtschaftswachstums einfach nicht vom Fleck gekommen sind"

    Aus welchem Zeh haben Sie diesen Schluss ausgesaugt Herr Schmale?
    Der Anti-Trum-Propagandist trommelt einfach weiter, die Fakten (Dow-Plus von fast schon 30% in nur einem Jahr unter Trump, das Steuerwettbewerb wo die Amerikaner nun nicht die Nase, sondern Kilometer vor haben usw.) interessieren ihn dabei herzlich wenig...

    19:48 Uhr, 24.01. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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