Kommentar
12:00 Uhr, 04.07.2025

Trump’s neue Steuerreform: Die Gewinner und Verlierer

Präsident Trumps neue Steuer- und Ausgabenreform setzt deutliche industriepolitische Akzente und verschiebt die Kräfteverhältnisse in der US-Wirtschaft.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 6.279,35 Pkt (Cboe) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 6.279,35 Pkt (Cboe)

Während fossile Energien, Rüstung und die klassische Industrie profitieren, geraten Technologieunternehmen, die Bildung und erneuerbare Energien unter Druck. Schauen wir uns die wesentlichen Punkte an.

Die Gewinner

Besonders stark profitieren Öl- und Gasunternehmen, die Zugang zu neuen Fördergebieten auf Staatsland und in US-Gewässern erhalten, niedrigere Lizenzgebühren zahlen und Bohrkosten weiterhin steuerlich absetzen können. Auch die Chipindustrie wird gestärkt: Die Investitionssteuergutschriften steigen von 25 % auf 35 %, was US-Herstellern wie Intel und Micron zusätzlichen Anreiz gibt, ihre Produktion auszubauen. Verteidigungsunternehmen wiederum sichern sich durch neue Pentagon-Budgets in Höhe von 150 Mrd. USD – inklusive 25 Mrd. USD für das Raketenabwehrsystem „Golden Dome“ – lukrative Aufträge.

Silicon-Valley-Investoren profitieren von ausgeweiteten Steuerbefreiungen für Startup-Anteile, während Airlines dank eines 12,5-Mrd.-USD-Programms für die Modernisierung der Flugverkehrskontrolle auf Effizienzgewinne hoffen dürfen. Besitzer von Sport-Teams können aufatmen, da geplante Einschränkungen bei Abschreibungen auf Spielerrechte und Medienverträge entfallen. Private-Equity-Manager behalten die steuerlich günstige Behandlung von carried interest, produzierende Unternehmen dürfen neue Fabriken voll abschreiben und Ausrüstungs- sowie F&E-Kosten steuerlich effizienter ansetzen. Immobilienentwickler erhalten durch verlängerte Bonusabschreibungen, dauerhaft verankerte Steuervorteile für sogenannte "Opportunity Zones" und eine Ausweitung des "Low-Income Housing Tax Credit" um 12 % Rückenwind, was den Wohnungsbau stimulieren dürfte.

Zudem können sich private Studentenfinanzierer wie SoFi über sinkende staatliche Kreditobergrenzen freuen, die mehr Studierende in private Finanzierungen treiben. Einzelhändler wie Macy’s und Kohl’s wiederum profitieren direkt von der Beibehaltung des Körperschaftsteuersatzes bei 21 %, da sie kaum F&E-Abschreibungen geltend machen können und eine niedrige Flat Tax ihre Margen unmittelbar stärkt.

Die Verlierer

Auf der Verliererseite stehen Elektromobilität und erneuerbare Energien. Die Steuergutschrift von bis zu 7.500 USD für Elektroautos läuft bereits Ende September aus, während Solar- und Windprojekte nach einer zwölfmonatigen Übergangsfrist ihre steuerlichen Förderungen verlieren. Elite-Universitäten wie Harvard, Yale, MIT und Stanford werden künftig mit einer bis zu 8 % hohen Steuer auf Kapitalerträge aus Stiftungsvermögen belastet, kleinere Colleges mit unter 3.000 Studenten bleiben dagegen verschont.

Für Tech-Konzerne bedeutet die Streichung eines geplanten Moratoriums zur AI-Regulierung, dass sie künftig mit einem Flickenteppich an einzelstaatlichen Vorschriften rechnen müssen – ein Risiko für Innovation und Planungssicherheit. Online-Retailer und Versanddienstleister wie FedEx und UPS werden durch die Abschaffung der "de minimis-Regel" für zollfreie Pakete bis 800 USD getroffen, was Importe verteuert. Lebensmittelkonzerne wie Kraft Heinz, General Mills und J.M. Smucker müssen mit einer sinkenden Nachfrage rechnen, da Kürzungen bei Lebensmittelmarken Haushalte mit niedrigen Einkommen direkt treffen. Krankenhäuser schließlich stehen vor Belastungen, da in vielen Bundesstaaten die Obergrenzen für staatlich kofinanzierte Abgaben halbiert werden.

Fazit: Der "Big Beautiful Bill" wirbelt einiges durcheinander. Das war auch so erwartet worden. Die langfristigen Auswirkungen sind derzeit aber noch schwer abzuschätzen.

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1 Kommentar

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  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Ein Defizit von 7 % des BIP bei Vollbeschäftigung und ohne größere Notlage ist unglaublich.

    Selbst eine leichte Rezession würde es völlig zum Einsturz bringen.

    Das wird kein Wirbelwind sondern ein Sturm.

    Ich stimme dem Redakteur zu: Die langfristigen Folgen sind noch nicht abzuschätzen.

    15:02 Uhr, 04.07.