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11:51 Uhr, 09.05.2017

Trumps erste 100 Amtstage: „Jetzt fängt die harte Arbeit erst an“

Trump muss nach Meinung von Jupiter-Finanzexperte Stephen Mitchell von nun an die politischen Hebel effektiver betätigen, um seine Ziele in einem gespaltenen politischen Umfeld zu verwirklichen.

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London (GodmodeTrader.de) - Die ersten 100 Amtstage von Donald Trump mögen die Kapitalrenditen zwar weltweit nach oben getrieben haben, doch dieser überaus unkonventionelle US-Präsident wird nun die Ärmel hochkrempeln und einige seiner versprochenen Steuer- und ordnungspolitischen Reformen realisieren müssen, um die positive Dynamik zu wahren, wie Stephen Mitchell, Head of Strategy, Global Equities bei Jupiter Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die Erholung an den weltweiten Aktienmärkten nach der Wahl Donald Trumps habe auf den – bisher größtenteils unerfüllten – Erwartungen besiert, dass unter seiner Präsidentschaft eine neue Ära der niedrigen Steuern, Deregulierung der Märkte und Infrastrukturinvestitionen eingeläutet werde. Diese Maßnahmen, so sei die Annahme gewesen, würden die US-Konjunktur in Schwung bringen und sich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken. Fest stehe, dass im Anschluss an Trumps Wahl die Stimmung der US-Anleger umgeschlagen sei, was zu einem positiveren Marktklima und dem sogenannten „Trump Bump“ beigetragen habe. Doch aus weltwirtschaftlicher Sicht habe dem 45. US-Präsidenten auch relativ viel Glück in die Hände gespielt, heißt es weiter.

„Die Wahl Trumps korrelierte zeitlich exakt mit den ersten positiven Auswirkungen eines neuen Anreizpakets an den globalen Märkten. Dieses wurde bereits Anfang 2016 von den chinesischen Behörden geschnürt, um eine von Antikorruptionsmaßnahmen gebremste Wirtschaft in Schwung zu bringen. Diese Anreizmaßnahmen trugen dazu bei, das Wachstum sowohl in China als auch weltweit zu stützen. Darüber hinaus wurden somit die Ängste zerschlagen, dass ein Abschwung in der Volksrepublik das weltweite BIP-Wachstum verlangsamen könnte. Gleichzeitig gaben diese Maßnahmen Trump einen willkommenen Rückenwind“, so Mitchell.

Auch die leichte Erholung der Ölpreise habe der US-Konjunktur just zu dem Zeitpunkt Aufwind gegeben, als Trump das Oval Office bezogen habe. Nachdem sich der Ölpreis während der ersten Monate des Jahres 2016 kontinuierlich um die 30 US-Dollar je Barrel bewegt habe, habe sich der Preis nun stabil auf etwa 50 US-Dollar je Barrel eingependelt. Bei diesem Preis werde das Betreiben von Bohrinseln für eine größere Anzahl an US-Ölschieferproduzenten rentabel, was sich in einer Erholung der Industrieproduktion gezeigt habe. Somit habe Trump in den ersten Tagen seiner Amtszeit gleich von zwei Seiten von vorteilhaften Rückenwinden profitiert, heißt es weiter.

„Abgesehen davon wurde bei Trumps Besuchen in Florida und Texas in jüngster Vergangenheit offensichtlich, dass der Präsident und seine Politik auf wahre Anhänger in der Geschäftswelt zählen können. Diese Unterstützung resultierte in mehr Zuversicht unter kleinen Unternehmen und einem besseren Konsumklima. Der Rückgang der Arbeitslosenquote im Monat vor seiner Wahl von 4,8 Prozent im Oktober auf 4,5 Prozent im März scheint für eine stabile Situation bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze und den Einstellungen zu sprechen. Trump hat sich außerdem – wie würde man es von einem Geschäftsmann auch anders erwarten – um die Gunst der nationalen Großkonzerne bemüht und einen Business Advisory Council, also ein Beratergremium, eingerichtet. Dieses Gremium bietet siebzehn Topmanagern von Unternehmen wie Pepsico, JP Morgan und Boeing eine Plattform, über die sie politische Maßnahmen beeinflussen und unternehmensfreundlich mitgestalten können. Die Gewissheit, dass der Präsident stets ein offenes Ohr für die Anliegen dieser US-Industriegiganten hat und die Konzerne ihm beratend zur Seite stehen, stärkt das Vertrauen – der Präsident scheint ihre Anliegen ernst zu nehmen“, so Mitchell.

Doch der „Trump Bump“ scheine nun erste Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Dies liege daran, dass die drei Säulen, die den Aufschwung am Aktienmarkt trügen, immer weiter bröckelten. Zudem hinterfrage manch einer die Lücke zwischen den Erwartungen und der Fähigkeit des neuen Präsidenten, seine Versprechungen zu verwirklichen. Seit das Scheitern seiner neuen Gesundheitsreform Zweifel geweckt habe, ob Trump fähig sei, andere Maßnahmen durchzusetzen, werde nun auch vom „Trump Slump“ gemunkelt, heißt es weiter.

„Bei einer separaten Betrachtung der einzelnen Säulen Steuerreform, Investitionen in die Infrastruktur sowie Deregulierung sind wir der Auffassung, dass der Pessimismus hinsichtlich einer Verwirklichung von Trumps Versprechungen vielleicht etwas überzogen ist. Wir gehen davon aus, dass Trump seine Steuerreform in geringem Maße umsetzen wird. Im Bereich Deregulierung kann er wesentliche Änderungen erzielen, doch im Hinblick auf die Infrastruktur wird er jedoch enttäuschend abschneiden“, so Mitchell.

Während seiner ersten 100 Amtstage habe Trump einige kleine Erfolge verbuchen können, doch um die Erwartungen zu erfüllen, bleibe noch viel zu tun. Während er bei Amtsantritt noch von einigen günstigen Umständen habe profitieren können – das chinesische Anreizpaket, höhere Ölpreise – sehe er sich nun der US-Notenbank gegenüber. Die Fed habe sich aufgrund des zunehmend angespannten Arbeitsmarktes und steigender Vermögenspreise in den USA besorgt gezeigt. Sie scheine deswegen fest entschlossen, ihre Politik zugunsten eines neutralen Zinssatzes im Jahr 2017 beizubehalten. Höhere Zinssätze bedeuteten, dass der US-Durchschnittsverbraucher einen höheren Anteil seines Einkommens für die Tilgung von Schulden aufwenden müsse und ihm somit weniger Geld für Konsum übrig bleibe. Als global agierender Aktienmanager wäre ein Rückgang der US-Konjunktur kein gutes Signal. Dies würde nämlich beinahe unvermeidlich zum Einbruch der US-Nachfrage nach globalen Gütern und Dienstleistungen führen, heißt es weiter.

„Der politische Kalender könnte sich als weitere Hürde herausstellen. Womöglich bleiben Trump nur 18 Monate Zeit, um wichtige Steuer- und ordnungspolitischen Reformen umzusetzen, bevor bei den im November 2018 anstehenden Zwischenwahlen ein neuer Kongress gewählt wird. Dieser könnte der politischen Agenda des Präsidenten möglicherweise weniger geneigt sein. Obwohl solch ein enger Zeitkorridor einschüchternd wirken mag, hat Trump es bisher verstanden, sich schnell an neue Situationen anzupassen. Trumps erste 100 Amtstage mögen kein voller Erfolg gewesen sein. Sie haben aber gezeigt, dass sein unkonventioneller Stil nicht automatisch bedeutet, keine Politik durchzusetzen. Sein flexibler Umgang mit schwierigen Rahmenbedingungen könnte sich letztlich als Vorteil erweisen“, so Mitchell.

Zusammenfassend lasse sich sagen, dass Trump Erwartungen und Vertrauen in ungewöhnlich hohem Maße wecken könnte und sich dies tatsächlich auf die Anstellungs- und Investitionsabsichten von Unternehmen auswirke. Einige Deregulierungsmaßnahmen seien beispielsweise schon verabschiedet worden. Trump sollte sich jetzt darauf konzentrieren, den politischen Apparat in Washington effektiver aufzustellen, um wenigstens einen Teil seiner Pläne für eine Steuerreform zu verwirklichen. Der Großteil der US-Firmen habe auf ein potentielles neues Steuerkonzept eher abwartend reagiert. Sollten die Hoffnungen der Unternehmen diesbezüglich enttäuscht werden, wäre dies für die spätzyklische US-Wirtschaft sicher nicht hilfreich. Sollte Trump erfolgreich sein und sich auf Innen- statt Geopolitik konzentrieren, könnte er den Wirtschaftskreislauf allerdings ggf. verlängern, heißt es weiter.

„Wie nach jeder Wahl und der darauffolgenden Amtseinführung eines neuen Präsidenten wurden auch dieses Mal die euphorischen Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. In den Vermögenspreisen und insbesondere den Renditen auf US-Staatsanleihen spiegelt sich mittlerweile eine äußerst skeptische Haltung wider – vor allem gegenüber der Steuerreform. Hinzu kommen Ängste bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen einer kontinuierlichen Leitzinserhöhung der Fed. Für Trump fängt die harte Arbeit nun erst richtig an und er muss seine nächsten Schritte sorgfältig planen. Als guter Anfang könnte es sich erweisen, in Übersee eingefrorenes Kapital zurückzuführen. Er sollte dies als Einzelmaßnahme getrennt von den weiteren Steuerreformen vorantreiben, um hier Fortschritte zu erzielen. Aktuell herrscht Einigkeit, dass dies nicht so einfach sein wird. Einer der ersten Schlüsse, die aus den ersten 100 Tagen der Trump-Regierung eindeutig gezogen werden können, ist die Tatsache, dass das berühmte, in der US-Verfassung verankerte System der Checks & Balances funktioniert. Trump muss von nun an die politischen Hebel effektiver betätigen, um seine Ziele in einem gespaltenen politischen Umfeld zu verwirklichen“, so Mitchell.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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