Kommentar
09:08 Uhr, 18.01.2017

Trump und Putin: Kann das gutgehen?

Obwohl sich die beiden Präsidenten eigentlich gar nicht kennen, gehen die Medien von einer „Freundschaft des Jahrhunderts“ aus. Das ist wohlmöglich ein großer Fehler.

Aus der Ferne kann man die Dinge nicht immer gut erkennen. Aus der Ferne sieht es so aus, als könnten Trump und Putin gut miteinander. Das gilt inzwischen praktisch als Fakt, obwohl sich die beiden persönlich nicht kennen. Trump hat den Medien allerdings genügend Gründe geliefert, um diesen Mythos der Freundschaft zu kreieren.

Während im Wahlkampf gegen China und Mexiko gewettert wurde, nahm der Republikaner Russland mehrfach in Schutz. Generell führten mehrere positive Äußerungen über Russland dazu, dass Trump plötzlich als großer Putin Freund dastand. Ob da etwas dran ist, werden wir erst wissen, wenn sich die beiden kennengelernt haben und miteinander auskommen müssen.

Rein von der Persönlichkeit her scheinen die beiden gut zusammenzupassen. Gewisse Parallelen sind zu erkennen. Beide reden mehr oder weniger Klartext, sind einigermaßen charismatisch, können mit der Presse spielen und haben eine Abneigung gegen kritische Journalisten, Politiker usw.

Am Ende aller Tage kommt es jedoch nur auf Eines an: Geld. Ob sich Trump und Putin persönlich mögen, ist vollkommen irrelevant. Das gute oder schlechte Auskommen miteinander hängt letztlich von den jeweiligen Interessen ab und die meisten Interessen lassen sich auf Geld reduzieren.

Die USA wollen Unternehmen im Land halten und zurückholen. Ob das freiwillig geschieht, sei dahingestellt. Die USA wollen auch ihre Unabhängigkeit vom Ausland stärken. Dabei geht es vor allem um Öl. Trump will die USA unabhängig von Ölimporten machen. Hier wird es so langsam interessant.

Beide Länder sind reich an fossilen Brennstoffen. Das eine Land, Russland, exportiert sie und sichert sich durch die Einnahmen das Überleben. Das andere Land, die USA, füttern viele Länder durch ihre Ölimporte durch. Das Geld soll im eigenen Land bleiben, indem die Ölindustrie gestärkt wird.

Hier besteht der erste große Interessenskonflikt. Russland exportierte einmal (2011) Öl im Wert von 23 Mrd. in die USA. Zuletzt waren es noch 7 Mrd. Das hat zwei Gründe: den niedrigeren Preis, aber auch ein Rückgang der Menge um ein Drittel. Russland pumpt Öl wie nie zuvor (Grafik 1), doch die Einnahmen sind trotz der Rekordmenge so niedrig wie lange nicht.

Je unabhängiger die USA von Ölimporten werden, desto mehr verliert Russland. Russland verliert direkte Einnahmen durch weniger Exporte, aber auch die zwangsläufig ansteigende Ölproduktion in den USA erhöht das weltweite Angebot. Höhere Ölpreise kann man sich da abschminken.

Russland muss sein Öl andernorts absetzen. Europa ist bereits versorgt. Es bleibt China. Es ist im ureigenen Interesse Russlands näher an China heranzurücken. Es ist der einzige große Absatzmarkt, der für Russland noch Sinn macht. Nun leben die USA mit China eher in einer Zwangs- denn Liebesheirat. Rücken Russland und China näher zusammen, dürfte das den USA nicht unbedingt gefallen.

Auch geopolitisch könnten sich beide Länder in die Haare kommen. Die USA schauen im Mittleren Osten derzeit weg. Das wird sich unter Trump vorerst kaum ändern. Russland kann seinen Einfluss weiter ausbauen. Gleichzeitig weitet Russland seinen Einfluss in den ehemaligen Sowjetstaaten weiter aus. Das gilt politisch, militärisch und auch wirtschaftlich. Russland gewährt den GUS Staaten Sonderpreise bei Öl (Grafik 2).

Eines Tages werden die USA aufwachen und feststellen, dass Russland die Lücke, die die USA in den letzten Jahren haben entstehen lassen, im Mittleren Osten und Osteuropa sowie Zentralasien, gefüllt hat. Spätestens dann dürften die USA nervös werden.

Persönlich mögen die beiden miteinander können. Auf der politischen und wirtschaftlichen Ebene sind die Gemeinsamkeiten jedoch einfach nicht vorhanden. Die Interessen sind zu verschieden.

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Clemens Schmale

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16 Kommentare

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  • tourguide
    tourguide

    Ich glaube mich zu erinnern, dass George W Bush Se. auch im CIA war.

    17:15 Uhr, 18.01. 2017
  • watuffli
    watuffli

    "Persönlich mögen die beiden miteinander können. Auf der politischen und wirtschaftlichen Ebene sind die Gemeinsamkeiten jedoch einfach nicht vorhanden. Die Interessen sind zu verschieden. "

    Lassen Sie mal den Kaffeesatz in der Tasse, Herr Schmale, und hoffen wir, dass eines Tages die Vernunft obsiegt und die Protagonisten (vll. auch schon Trump & Putin) erkennen, dass nur mit Empathie und Kooperation die Probleme unserer geplagten Erde zu lösen sind, als da sind Frieden, Bewahrung der Schöpfung und Wohlergehen für alle Völker/Menschen. Feindbilder gehören in die Tonne gekloppt!

    14:19 Uhr, 18.01. 2017
  • Lumpazi
    Lumpazi

    ,,Obwohl sich die beiden Präsidenten eigentlich gar nicht kennen, gehen die Medien von einer ,Freundschaft des Jahrhunderts' aus. ... Das gilt inzwischen praktisch als Fakt, ..."

    Ja, ja, Herr Schmale, das ist wohl möglich, aber womöglich ein großer Fehler.

    Man nennt das dann wohl in den verqueren Begriffen dieser Tage prä-faktisch. Ich hab' s ja immer gesagt: Die (herrschenden) Medien wollen das Monopol auf Falschmeldungen.

    11:33 Uhr, 18.01. 2017
  • Chronos
    Chronos

    so viele bugs, das tut schon weh...

    "Das andere Land, die USA, füttern viele Länder durch ihre Ölimporte durch."

    Interessant, so kann man es auch titulieren. Ein Arab (gerade die Saudis)
    dürften da grinsen. :D
    Eigentlich wollen die US-Staaten Europa ihr Schieferöl verkaufen.
    Historisch war seit den Four-Sisters die Story immer die Gleiche, auch
    wenn Journalisten das vergessen. Historiker nicht.

    "Es ist der einzige große Absatzmarkt, der für Russland noch Sinn macht."

    Einfach mal Zentralasien und India vergessen...:)))) africa bummer

    "Die USA schauen im Mittleren Osten derzeit weg."
    Jemen? Reicht Irak, Lybia, Ukraine, Syria noch nicht??

    Eigentlich die echte Story verpennt oder nicht gesehen.
    Es geht weder um den einen, noch den anderen.
    Putin soll als Feindbild und böser Bube gelten, das nimmt dem
    größten Kriegstreiber NATO niemand mehr ab. Manning wurde begnadigt

    und da wäre noch viel mehr auf der Liste gestanden. Trump rumpelt etwas

    arg im NATO-Karton, daher wird wie in den 50-60er Jahren der bolsche-wiki gespielt.

    Man stelle sich die Konzentration auf Frieden und Wirtschaft vor.
    Das steht gegen alle militärische Pläne der Transatlantik-Brücke.
    Der Russe hat da nix damit zu tun, außer das er vllt. wieder dt.Fleisch
    und Milch kauft. Mitteleuropa kann ja nicht einmal was mit dem corn out of uzer was anfangen.

    10:52 Uhr, 18.01. 2017
  • Introspective
    Introspective

    Diese meine Kritik richtet sich nicht auschl.an Herrn Schmale,sondern an GMT im Allgemeinen,

    Es ist mehr als auffallend,dass mittlerweile viele Überschriften als Frage(n) geschrieben werden.

    Warum?

    10:15 Uhr, 18.01. 2017
    4 Antworten anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    "Am Ende aller Tage kommt es jedoch nur auf Eines an: Geld. Ob sich Trump und Putin persönlich mögen, ist vollkommen irrelevant. Das gute oder schlechte Auskommen miteinander hängt letztlich von den jeweiligen Interessen ab und die meisten Interessen lassen sich auf Geld reduzieren."

    und da sag noch einer, es gibt keine einfachen Wahrheiten.

    breche jedes Problem runter per warum ? du landest am ende immer beim fu... Geld.

    10:11 Uhr, 18.01. 2017
  • A. Gröbmann
    A. Gröbmann

    Wohlmöglich? Vielleicht ist es auch nur womöglich ein großer Fehler. Wir werden sehen.

    09:53 Uhr, 18.01. 2017
  • tourguide
    tourguide

    Wie kann Freundschaft was schlechtes sein, wenn es sich um echte Freundschaft handelt. Und diese Freunschaft dann auch gemeinsame Interessen hat. Z.B. Frieden!!!

    09:27 Uhr, 18.01. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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