Kommentar
15:01 Uhr, 03.03.2017

Trump-Rede: Was der Präsident NICHT sagte ist entscheidend!

Schweigen ist Gold - das war wohl das Motto von Donald Trump bei seiner Rede vor dem Kongress. Viel wichtiger als das, was er sagte, war nämlich das, was er nicht sagte.

Man muss den Redetext von Trump schon genau untersuchen, um alle Themenblöcke aufzählen zu können. An Themen hat es nicht gemangelt. Nicht weniger als 25 große Themenblöcke hat er in seiner Rede abgehandelt. Man kann auch sagen: die Rede war so vollgepackt, wie es nur eben ging.

Die amerikanische und internationale Presse hat seine Ansprache gelobt. Dabei kam es gar nicht so sehr auf die Inhalte an, sondern vielmehr auf den Ton. Dass der Ton die Musik macht, scheint nun auch Trump begriffen zu haben. Wie die Presse meint, sei er noch nie so präsidial gewesen. Selbst die New York Times - von Trump auf die Fake News Liste gesetzt - konnte sich zu einer ansatzweise positiven Beurteilung hinreißen lassen.

Was der Presse in ihrem Jubel vollkommen entgangen ist: schon die Siegesrede nach den Wahlen wurde durch die Bank weg als präsidial und versöhnlich gefeiert. Davon blieb nach den ersten Tweets nicht mehr viel übrig. Mal sehen, ob es dieses Mal anders ist. Persönlich habe ich da meine Zweifel.

Ob nun präsidial oder nicht, inhaltlich hatte es die Rede in sich. Um das zu erkennen, musste man die Rede nicht einmal hören. Die Börsenkurse sagten eigentlich alles. Die Euphorie kam unter anderem daher, dass Anleger neue Hoffnung schöpfen konnten. Die Rally seit der Wahl ist auf Hoffnungen begründet, Hoffnungen, dass der Staat mehr ausgibt, indem mehr investiert wird, die Regulierung gelockert wird, die Unternehmenssteuern gesenkt werden und die Mittelschicht entlastet wird.

Zuletzt begann die Hoffnung ein klein wenig zu bröckeln. Nun griff Trump all diese Themen wieder auf. Die Message ist damit klar: keines der großen Themen ist vergessen worden. Es wird daran gearbeitet und die Reformen werden kommen. Genau das wollten und mussten Anleger hören.

Noch wichtiger als die Bestätigung der Pläne war wohl aber das, was nicht gesagt wurde. Dabei wurde eine ganze Menge nicht gesagt. Der aggressive Ton gegenüber China und Mexiko kam nicht vor. Weder wurde erwähnt, dass Mexiko für die Mauer zahlen wird, noch wurden Zölle von 35-45 % auf mexikanische und chinesische Importe angedroht. Auch China als Währungsmanipulator zu brandmarken war kein Thema.

Bessere Beziehungen zu Russland wurden nicht erwähnt, allerdings bekundete Trump, dass er auf generell gute Beziehungen mit derzeitigen Freunde und ehemaligen Feinden hofft. Vermutlich wurde auch deswegen nicht erwähnt, dass der Atom-Deal mit dem Iran unbedingt weg muss.

Die Themen, die Anlegern vor allem Sorgen bereitet haben (groteske Zölle, Währungs- und Handelskrieg, überbordender Protektionismus), wurden nur am Rande oder gar nicht erwähnt. Das ist erst einmal eine Erleichterung. Ob es dann auch so kommt, wird man sehen.

Würde sich Trump an den Inhalten der Rede orientieren, sieht es gar nicht so schlecht aus, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Persönlich glaube ich es erst, wenn ich es erlebe. Das Vorgehen des Präsidenten war bisher etwas volatil. Insofern ist ein wenig Skepsis durchaus angebracht.

Angebracht bleibt die Skepsis auch, weil die Rede in einem Punkt wenig konziliant war. Die Verurteilung von illegal ins Land gekommenen Ausländern bleibt extrem scharf. Keine Frage, die USA können diese Zuwanderer abschieben usw. Es ist aber nicht zielführend, eine bestimmte Gruppe pauschal zu verurteilen und zu kriminalisieren.

Die USA sollen ihre Gesetze umsetzen wie Trump fordert. Was sie nicht tun sollen, ist eine bestimmte Gruppe von Menschen zu identifizieren, zu verurteilen und zum Sündenbock für alles zu machen. Das ist gefährlich und kann nur tragisch enden.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Wer Trumps verhehrende Geschaeftsbilanz der letzten 20 Jahre kennt, kann ueber seine Plaene nicht einmal lachen. Haette er die Wahl nicht "gewonnen", stuende er sicher laengst wieder vor dem Konkursrichter.

    09:54 Uhr, 06.03.2017
  • flotri
    flotri

    Herr Schmale ich lese ihre Kommentare sehr gerne --Wissenswert aufschlussreich, aber immer nur Trump ? Schreiben sie doch der Gewählte Herrscher des Amerikanischen Volkes !

    (Vorschlag--kommt vielleicht besser an)

    15:22 Uhr, 04.03.2017
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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