Trump mag nun niedrige Zinsen: Kriegt Yellen noch eine Amtszeit?
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Im Wahlkampf war Trump der brüllende Löwe. Jetzt wird immer deutlicher, dass Trump inhaltlich doch ein Kätzchen ist. Von Extrempositionen ist nicht mehr viel übrig. Man kann seine Inhalte inzwischen als Mainstream bezeichnen. Vom Versprechen „weg mit dem Establishment“ ist praktisch gar nichts mehr übrig. Vielmehr scheint er das Establishment weiter einzuzementieren.
Die Bandbreite an Themen, die das betrifft, kann man fast gar nicht abschließend aufzählen. Besonders deutlich wird die Kehrtwende jedoch in zwei Bereichen. Einerseits rückt Trump davon ab, ein „Defizit-Präsident“ zu werden. Andererseits befürwortet er die lockere Geldpolitik der Notenbank.
Im Wahlkampf schien sich Trump nicht um das Haushaltsdefizit kümmern zu wollen. Die Steuern sollten einfach nur gesenkt werden. Jetzt ist das vom Tisch. Erst müssen die Ausgaben für das Gesundheitssystem sinken (um 900 Mrd. über 10 Jahre). Danach werden die Steuern gesenkt.
Persönlich bin ich mir nicht sicher, ob die Gesundheitsreform wirklich der beste Weg ist, die Einsparungen zu erreichen. Im Prinzip ist Budgetdisziplin allerdings zu befürworten. Es hilft langfristig nicht, wenn die USA in Boomzeiten das strukturelle Defizit von 3 % der Wirtschaftsleistung auf 5 % erhöhen. Das hilft niemandem, schon gar nicht der nächsten Generation.
Im zweiten Themenkranz – Zinsen und Dollar – rückt Trump auch von seinem „tough talk“ ab. Während des Wahlkampfs trat Trump als harter, kompromissloser Macher auf. Zu diesem Image passte auch die Forderung bei der Fed hart durchzugreifen. Die Zinsen sollten stark steigen. Hohe Zinsen und ein starker Dollar klingen gut und passen zum Image eines starken Landes.
Nun ist das vom Tisch. Trump will einen schwachen Dollar. Das unterscheidet ihn bis zu einem gewissen Grad von seinen Vorgängern. Der Dollar wurde nicht direkt kommentiert, aber es galt die Grundeinstellung, dass die USA Interesse an einer robusten Währung haben. Jetzt die Kehrtwende.
Das dürfte einige Wähler enttäuschen. Die Notenbank ist auch in der Bevölkerung nicht bei allen beliebt. QE und Ultraniedrigzinsen riefen noch vor wenigen Jahren Demonstranten auf den Plan. QE und Nullzinsen waren der Inbegriff einer Geldpolitik, die für das Establishment gemacht ist und den Trend, dass Arme immer ärmer und Reiche immer reicher werden, begünstigt.
Wie dem auch sei, Trump gefallen plötzlich wieder niedrige Zinsen und somit auch Janet Yellen, die als geldpolitische Taube gilt. Man kann nicht ausschließen, dass sie doch noch eine zweite Amtszeit bekommt. Dass sie in der Gunst des Präsidenten aufgerückt ist, hat vermutlich auch mit ihrer Kommunikation zu tun.
Zwischen den zwei letzten Zinsentscheiden, bei denen die Zinsen jeweils um 25 Basispunkte angehoben wurden, geriet der Markt außer Rand und Band. Die Wahrscheinlichkeit für mindestens drei Zinsschritte in diesem Jahr stieg massiv an. Vor dem Entscheid im März erwartete der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 40 % mindestens 3 Zinsschritte. Nach dem Zinsentscheid sank die Wahrscheinlichkeit deutlich. Mit fast gleicher Wahrscheinlichkeit werden jetzt mindestens zwei Schritte erwartet (siehe Grafik).
Das ist ein recht radikaler Umschwung der Erwartungen. Zu verdanken haben wir das Yellen. Das gefällt Trump. Die Notenbank wird den Weg der geldpolitischen Straffung zwar weitergehen, doch sehr gemächlich. Auf der persönlichen Ebene könnten Yellen und Trump kaum weiter voneinander entfernt sein. Inhaltlich aber sind sie schon fast ein Traumpaar.
Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Fed nun durch die Ernennung neuer Notenbanker ihren Kurs ändert und die Zinsen schneller steigen werden. Im besten Fall hält die Fed am aktuellen Fahrplan fest. Das bedeutet, dass die Zinsen noch für lange Zeit ungewöhnlich niedrig bleiben werden.
Clemens Schmale
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Trump ist eingeknickt und macht jetzt den Diener vor dem militärisch-industriellen Komplex. Genau so, wie alle US-Präsidenten seit John F. Kennedy.