Kommentar
07:30 Uhr, 06.04.2017

Trump: Geringer Zuspruch, aber Themen bleiben brisant!

Trump war schon einmal beliebter als in diesen Tagen. Während der Präsident an Zuspruch verliert, bleiben seine Themen aber sehr aktuell.

Laut Gallup Umfrage fand Trump Ende Januar noch bei 46 % der Bevölkerung Zuspruch. Nach dem Scheitern der Gesundheitsreform sank dieser Wert auf ein Rekordtief von 35 %. Inzwischen hat sich der Wert auf 38 % erholt. Trump legt damit einen schlechten Start hin. Zum Vergleich: Obama fand nach den ersten zwei Monaten im Amt 60 % Zuspruch. Über die gesamten acht Jahre Amtszeit lag der niedrigste Wert bei 39 %. Trump hat das schon deutlich unterboten.

Trump hat noch viel Zeit, um bei der Bevölkerung wieder beliebt zu werden. Seine Themen sind ja eigentlich hochaktuell und von essentieller Bedeutung für die Menschen. Persönlich stimme ich mit den Methoden und Ideen Trumps überhaupt nicht überein, doch im Kern halte ich die Themen für genau richtig.

Trump versprach im Wahlkampf den Mittelstand zu retten und vor allem für den ärmeren Teil der Bevölkerung etwas zu tun. Ihre Löhne sollen steigen und mehr Menschen mit geringer Qualifikation sollen Jobs finden und davon auch leben können. Dagegen kann man eigentlich nichts sagen, zumal es sich hier um das größte Problem unserer Zeit handelt.

Oberflächlich betrachtet geht es den Menschen immer besser. Die Realeinkommen steigen. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der realen Pro-Kopf-Einkommen in den USA über einen Zeitraum von 100 Jahren. Der langfristige Trend stimmt. Seit der letzten Krise hat sich unterm Strich nicht mehr viel getan, doch es sieht danach aus, als könnten die Realeinkommen in den kommenden Jahren wieder steigen und neue Rekordhochs erreichen.

Ebenso wie die Einkommen steigt die durchschnittliche Lebensqualität. Die Luft wird sauberer und viele Dinge, die sich vor dreißig Jahren kaum jemand leisten konnte, sind heute vergleichsweise billig (z.B. Computer). Das Problem mit Durchschnitten: sie spiegeln die Realität der meisten einfach nicht wider.

Grafik 2 zeigt dazu den Anteil der Top 1 % und unteren Hälfte der Gesellschaft an den Gesamteinkommen. Vor 40 Jahren verdiente das oberste 1 % gut 10 % des Einkommens. Heute sind es mehr als 20 %. Die untere Hälfte, immerhin 120 Mio. Erwachsene, verdient immer weniger. Sie hatten vor 40 Jahren einen Anteil von 21 %. Heute sind es noch gut 12 %.

In den letzten 40 Jahren hat sich – grob gesagt – für 50 % der Gesellschaft keine Verbesserung gezeigt. Die Einkommen sind so hoch wie vor vier Jahrzehnten. Das Wachstum der letzten Jahrzehnte ging an über 50 % der Menschen komplett vorbei. Das ist kein Zustand! Das ist einfach nur skandalös.

Dass viele Menschen in der Wahlkabine bei Trump ihr Kreuz gemacht haben, ist überhaupt kein Wunder. Natürlich wird Trump das Problem auch nicht lösen. Er hat das Thema zwar erkannt und Besserung versprochen, doch je konkreter die politische Agenda wird, desto mehr zeigt sich, dass eher die oberen 10 % der Gesellschaft profitieren werden.

Trump löst das Problem in den USA nicht. Ebenso wird es in Europa nicht von Le Pen, Wilders usw. gelöst werden. Ob eine Partei rechts, links oder in der Mitte ist, hat wenig mit der Lösungskompetenz zu tun. Die gibt es weder rechts noch links noch in der Mitte. Kurz- bis mittelfristig können die Probleme über höhere Staatsschulden und andere Sondermaßnahmen übertüncht werden. Langfristig braucht es eine gerechtere Einkommensverteilung. Wird die Spitze (Top 1 %) der Gesellschaft, gemessen am Einkommen und Vermögen, zu schwer, bricht alles darunter zusammen.

Clemens Schmale

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  • nordlicht39
    nordlicht39

    ...wenn sich an dem Zustand nichts ändert, wird es irgendwann sehr kritisch für die Demokratien.

    10:26 Uhr, 06.04.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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