Kommentar
11:16 Uhr, 18.10.2017

Trügerische Harmonie? Weltwirtschaft gemeinsam auf Wachstumskurs

Vom Weltfrieden sind wir weit entfernt. Um diese Art der Harmonie geht es hier aber auch gar nicht, sondern um wirtschaftliche. Hier ist die Welt im Einklang.

Die Harmonie war schon lange nicht mehr so groß wie in diesen Tagen. Das zeigt sich anhand des Wirtschaftswachstums. Es ist gleichgeschaltet wie lange nicht. Die größten 60 Länder, gemessen an der Wirtschaftsleistung, sind fast ausnahmslos auf Wachstumskurs. Lediglich Saudi-Arabien und Angola scheren aus.

Die größten 60 Länder haben alle eine Wirtschaftsleistung von je mehr als 100 Mrd. Dollar. Sie stellen zudem mehr als 90 % der weltweiten Wirtschaftsleistung. Wenn es hier rund läuft, kann man davon ausgehen, dass es generell ein äußerst gutes Wachstumsklima gibt.

Fasst man die Gruppe an Ländern etwas weiter, ist die Harmonie nicht mehr ganz so groß. Die zweite Gruppe an Ländern, die in der Grafik dargestellt ist, umfasst 127 Nationen, die jeweils eine Wirtschaftsleistung von mehr als 10 Mrd. Dollar pro Jahr aufweisen. Hier ist das Wachstum nicht so gleichgeschaltet wie unter den größeren Ländern, doch es ist mit 91 % immer noch eine sehr hohe Korrelation feststellbar.

Der Wachstumstrend wird von den meisten als positiv wahrgenommen. Es ist ein sich selbstverstärkender Trend. Wächst das eine Land, dann hilft das auch einem anderen Land. Je mehr Nationen auf gleicher Wellenlänge sind, desto kräftiger wächst jedes einzelne Land.

Es ist also tatsächlich positiv – zumindest für den Moment. Ein Abschwung verstärkt sich, wenn alle Länder gleichgeschaltet sind genauso wie sich ein Aufschwung verstärkt. Langfristig ist für mehr Stabilität ein ausgeglicheneres Verhältnis wünschenswert, denn wenn alle Länder gleichzeitig in die Rezession stürzen wie 2009, ist es sehr schwierig dagegen zusteuern.

Genau das bemängeln Kritiker. Bei so hoher Korrelation und wenig Ausgleich ist zu befürchten, dass der nächste Abschwung wieder sehr schmerzhaft wird. Das ist freilich nur eine Vermutung. Es gibt keinen Beweis dafür. Man kann lediglich feststellen, dass vor der Krise 2008/09 100 % der größten 60 Nationen zusammen positives Wachstum auswiesen und zwar gleich für mehrere Jahre. Das gab es noch nie.

Frühere Rezessionen waren weniger stark ausgeprägt. Im Vorfeld war auch die Gleichschaltung geringer. Das lässt sich aus den Daten herauslesen. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass eine Gleichschaltung zu einer besonders schwerwiegenden Rezession führen muss.

Unterm Strich kann man aber sicherlich sagen: viel besser als jetzt wird es nicht mehr. Dieser Zustand kann sich sicherlich zwei oder drei Jahre halten. Das war auch vor 2008 so. Wetten würde ich darauf nicht. Historisch betrachtet wäre das sehr, sehr ungewöhnlich.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • Merl
    Merl

    Die Weltwirtschaft kann ja auch einfach nur heiß laufen. Dann ziehen die Inflationsraten an und die Zentralbanken haben eine Entschuldung eingeleitet.

    Die Inflation dann so um 5% zu halten wird schwierig. Wir werden sehen!

    16:53 Uhr, 18.10. 2017
  • 1 Antwort anzeigen
  • CKT7985
    CKT7985

    Da hat er wieder zugeschlagen.

    Man kann makroökonomische Daten(reihen) durchaus vergleichen. Daraus allerdings eine Art Automatismus bzw. universellen Geltungsanspruch hinsichtlich der Entstehung von Krisen / Börsencrashes abzuleiten, ist hanebüchen.

    Wirtschaftskrisen und damit einher gehende Börsencrashes haben URSACHEN und AUSLÖSER. 2007/2008 war es die Banken- und Finanzkrise insb. am Subprime-Markt. Ursachen und Auslöser eines möglichen, kommendes Crashs werden höchst wahrscheinlich vollkommen andere sein.

    Und ob das makroökonomische Umfeld besser oder schlechter wird, kann wie jede Prognose bestenfalls eine Vermutung sein. Einmal mehr leiten Sie aus der Vergangenheit Entwicklungen der Zukunft ab. Eine andere Möglichkeit verbleibt dem Menschen schließlich auch nicht...

    11:29 Uhr, 18.10. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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