Kommentar
16:38 Uhr, 17.06.2020

Trotz Krise: In den USA steigen die Einkommen

Die US-Regierung war spendabel, sogar so spendabel, dass die Einkommen während der Krise gestiegen sind. Trotzdem spart das Volk. Wieso?

Der US-Regierung ist ein wahres Kunststück gelungen. Obwohl mehr als 20 Mio. Menschen ihren Job verloren haben und auf Arbeitslosenhilfe angewiesen waren, stiegen die persönlichen Einkommen. Vor Krisenbeginn lag das annualisierte Einkommen der Bevölkerung bei 16,9 Bio. Dollar. Als Einkommen zählt alles, was Cashflow generiert. Das sind Löhne ebenso wie Mieteinnahmen von Immobilienbesitzern oder die Gewinne eines Eigentümers eines Unternehmens oder Dividendenzahlungen. Zieht man davon Steuern und Sozialleistungen ab, bleibt das Nettoeinkommen übrig. Dieses Einkommen stieg von 16,9 Billionen auf 18,7 Billionen. Die Bevölkerung musste zwar Einbußen bei den Löhnen verkraften, dafür aber wurde die Arbeitslosenhilfe aufgestockt und fast jeder Haushalt erhielt eine Einmalzahlung.


Die Krise hat dazu geführt, dass Konsumenten weniger ausgegeben haben. Das lag einerseits daran, dass gar nicht ausgegeben werden konnte. Viele Geschäfte waren geschlossen. Die Konsumausgaben fielen von 15 auf 12 Billionen Dollar. Da aber mehr eingenommen und weniger ausgegeben wurde, stieg die Sparquote auf sagenhafte 33 %.

Ein Großteil der Mehreinnahmen oder der Einmalzahlungen wurde auf die Seite gelegt. Das liegt nicht nur an den begrenzten Ausgabemöglichkeiten. Vielen ist bewusst, dass das Arbeitslosengeld nur kurzfristig angehoben wurde. Im Juli läuft diese Leistung aus.

Bis Ende Juli werden viele ihren Job noch nicht wieder haben. Die Einkommen werden daher spätestens ab Juli wieder sinken. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie sogar auf nur noch 16 Billionen sinken. Das ist fast 1 Billion weniger als vor der Krise (Grafik 3).

Wie es danach weitergeht hängt davon ab, wie schnell sich der Arbeitsmarkt erholt. Im Mai gab es erste Anzeichen einer Erholung. Diese wurde erst für Juni erwartet. Die Erholung ist mittelfristig aber keine Entwarnung. Viele Unternehmen behalten ihre Angestellten, weil sie müssen. Kreditprogramme sind daran geknüpft.

Die Bedingungen laufen allerdings im Herbst aus. Man muss davon ausgehen, dass viele Unternehmen dann zum permanenten Kahlschlag ansetzen. Wenn sich die Wirtschaft bis September nicht wieder vollständig erholt, braucht es viele Angestellte nicht mehr. Dabei ist es illusorisch von einer vollständigen Erholung bis Oktober auszugehen.

Der Kahlschlag wird kommen und aus lediglich temporär Arbeitslosen werden permanent Arbeitslose. Daher wird gespart und es wird lange dauern bis sich die Lage wieder normalisiert. Ohne staatliche Zusatzleistungen müssen Konsumenten hunderte Milliarden an Einkommensverlust ausgleichen. Das geht nur über sparen, schädigt allerdings der wirtschaftlichen Erholung.

Meint es die Regierung ernst, muss sie die Maßnahmen zumindest teilweise verlängern. Sonst erstickt der Rebound schnell wieder, weil den Leuten das Geld fehlt.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Data75
    Data75

    Das die Einnahmen gestiegen sind liegt ja an dem lustigen schwarzen Balken. ;)

    10:42 Uhr, 18.06.2020
  • mkronen
    mkronen

    Einkommen steigen, weil die Regierungschecks im Niedriglohnbereich wirken. Das wird noch schön.

    Die Kurzarbeit in Deutschland verschleiert noch die Krise. Die Einkommen allerdings sinken dadurch bereits deutlich. Der nächste große Schlag löst eine Immobilienkrise aus.

    10:06 Uhr, 18.06.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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