Nach zwei guten Jahren hat die weltweite Stahlindustrie in den vergangenen Quartalen zunehmend Gegenwind bekommen, wie die Ergebnisse des Branchenprimus ArcelorMittal zeigen. Das zwingt ThyssenKrupp-Chef Guido Kerkhoff zum Handeln.
ThyssenKrupp-Chef Guido Kerkhoff hat bei der Sanierung des Unternehmens einen schweren Rückschlag erlitten. Die geplante Stahlfusion mit dem indischen Wettbewerber Tata sei „am Widerstand der EU-Kommission gescheitert“, sagte Kerkhoff. Darauf, auf die schwache Geschäftsentwicklung des Konzerns und das sich zunehmend eintrübende Umfeld reagiert der Firmenlenker - er will 6.000 Stellen abbauen, davon 4.000 in Deutschland.
Statt der geplanten Aufspaltung des Konzerns in zwei börsennotierte Unternehmen soll nun außerdem die Aufzugssparte an die Börse gebracht werden. Das hatten viele Investoren schon vor einem Jahr gefordert. Über Kerkhoffs Pläne stimmt der Aufsichtsrat am 21. Mai ab. Gemäß des Plans soll ein Minderheitsanteil an der profitablen Aufzugssparte im Fiskaljahr 2019/20, das im Oktober beginnt, an die Börse gebracht werden. „Wir wollen die Bilanz von ThyssenKrupp stärken, um mehr Spielraum für den Umbau zu bekommen. Das hat absolute Priorität“, sagte der Vorstandschef.
Der schwedische Finanzinvestor Cevian, der 18 Prozent an ThyssenKrupp hält, macht weiter Druck auf Kerkhoff. „Es darf keine historischen oder politischen Tabus mehr geben, wenn ThyssenKrupp die langjährige Underperformance ernsthaft angehen und die Geschäfte zurück auf den Wachstumskurs bringen will“, sagte Gründungspartner Lars Förberg.
ArcelorMittal drosselt die Produktion
Nach der Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China haben sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft und damit für die Stahlindustrie weiter eingetrübt. Sie bekommt zudem die schwache Nachfrage aus der Autoindustrie und dem Maschinenbau zu spüren. Außerdem fällt es der Stahlindustrie schwer, die steigenden Kosten für Eisenerz an die Kunden weiterzugeben.
Das spiegeln die Ergebnisse des Branchenprimus ArcelorMittal wider. Er hat für das vergangene Quartal mit 1,65 Mrd. Euro den kleinsten operativen Gewinn seit 2016 ausgewiesen. Vorstandschef Lakshmi Mittal führte das auf die Schwäche im Industriesektor und im Autobereich zurück. Der Firmenlenker senkte zudem die Prognose für die weltweite Nachfrage außerhalb Chinas. Sie soll im laufenden Jahr um lediglich ein bis zwei Prozent steigen - das ist ein Prozentpunkt weniger als Mittal bislang geplant hatte. Zudem werde die Nachfrage in Europa um bis zu einen Prozent sinken, nachdem zuvor ein Wachstum um ein Prozent geplant war. ArcelorMittal reagiert darauf und drosselt die Produktion um drei Mio. Tonnen Flachstahl pro Jahr - das entspricht 3,2 Prozent der Flachstahlherstellung Europas.
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