THYSSENKRUPP erhält Angebot für die Stahlsparte

• ThyssenKrupp AG - WKN: 750000 - ISIN: DE0007500001 - Kurs: 11,260 € (XETRA)

Mit einem Umsatz von rund 12 Mrd. EUR und einer EBITDA-Marge von 22 % im Geschäftsjahr 2025 sieht sich der Konzern aus dem Hause Naveen Jindal finanziell und operativ in der Lage, eine tragfähige und strategisch schlüssige Lösung für das traditionsreiche, aber strukturell herausfordernde Stahlgeschäft der Essener anzubieten.

Ist thyssenkrupp Stahl bald indisch?

"Wir glauben an die Zukunft einer grünen Stahlproduktion in Deutschland und Europa", erklärte Narendra Misra, Director of European Operations bei Jindal Steel. Man sehe es als Verpflichtung und Chance zugleich, das industrielle Erbe von thyssenkrupp nicht nur zu bewahren, sondern gezielt weiterzuentwickeln, mit dem Ziel, den Konzern zum führenden klimafreundlichen Stahlproduzenten Europas zu formen. Misra kündigte zugleich die Bereitschaft zu einem konstruktiven Dialog mit Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern an.

Das vorgelegte Konzept geht weit über eine rein finanzielle Transaktion hinaus. Es kombiniert die bestehende Industriepolitik mit konkreten Investitionszusagen und einer umfassenden Dekarbonisierungsstrategie. Im Zentrum steht der zügige Ausbau emissionsarmer Produktionskapazitäten: So plant Jindal, das bereits laufende DRI-Projekt (Direct Reduced Iron) in Duisburg zu vollenden und darüber hinaus zusätzliche Lichtbogenöfen mit einem Investitionsvolumen von über 2 Mrd. EUR zu errichten. Damit würde thyssenkrupp Steel zur größten Produktionsstätte für CO₂-armen Stahl in Europa avancieren.

Parallel treibt Jindal in Oman den Bau einer wasserstofffähigen DRI-Anlage im Volumen von weiteren 2 Mrd. EUR voran. Diese soll ab 2027 in Betrieb gehen und die Versorgungssicherheit für den Standort Duisburg erhöhen. Die Rohstoffe dafür stammen aus firmeneigenen Minen in Kamerun. Die vollständig integrierte Wertschöpfungskette "von der Mine bis zum Metall", wie es im Unternehmen heißt, soll thyssenkrupp Steel nicht nur widerstandsfähiger gegenüber zyklischen Marktschwankungen machen, sondern auch strategisch im internationalen Wettbewerb stärken.

"Mit unserer Finanzkraft und unserem globalen Netzwerk bieten wir thyssenkrupp Steel eine überzeugende Perspektive: ein wettbewerbsfähiges, nachhaltiges und zukunftssicheres Geschäftsmodell, das zugleich zentrale nachgelagerte Industrien wie den Automobilsektor stützt", so Misra weiter.

Ob und in welcher Form das Angebot in konkrete Verhandlungen mündet, hängt nun maßgeblich von der Haltung des thyssenkrupp-Vorstands sowie des Aufsichtsrats ab. Klar ist jedoch: Mit dem Vorstoß von Jindal liegt erstmals ein fundiertes und wirtschaftlich substanzhaltiges Konzept für die Zukunft der Stahlproduktion am Standort Deutschland auf dem Tisch.

Fazit: Jindal Steel ist der drittgrößte indische Stahlhersteller. Man darf gespannt sein, ob das Angebot auf Gegenliebe stoßen wird. Die thyssenkrupp-Aktie feiert es jedenfalls schon einmal und steigt auf ein neues Mehrjahreshoch. Die Stahlsparte abzustoßen, wäre ein Befreiungsschlag für den restlichen Konzern.

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