Kommentar
06:01 Uhr, 25.07.2018

The winner takes it all: Das Zeitalter der Monopole am Aktienmarkt

Die FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) sind einfach nicht kleinzukriegen. Anleger lieben sie immer noch. Aber wieso eigentlich?

Erwähnte Instrumente

  • Apple Inc.
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  • Amazon
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Wenn nicht etwas Unvorhergesehenes geschieht, dann haben wir bald das erste Billion-Dollar-Unternehmen. Ob es Apple oder Amazon wird, ist noch offen, wobei Amazon gute Karten hat. Die Aktie hat allein in diesem Jahr 50 % zugelegt. Der Markt schleppt sich bestenfalls seitwärts.

Apple Inc.
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Amazon.com Inc.
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Dass ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 500 Mrd. überhaupt in kurzer Zeit noch einmal 50 % an Wert gewinnen kann, ist absolut bemerkenswert. Bisher war es üblich, dass sich Mega-Cap Aktien seitwärts schieben und nur durch Dividenden glänzen. Heute ist das anders. Amazon verdient zwar unterm Strich wenig, dafür wächst es beim Umsatz. Anleger lieben das.

Kündigt Amazon an, in einen bestimmten Markt einzusteigen, kommen Aktien des Sektors unter Druck. Es ist wie ein Schock. Die Kurse können dann schon einmal innerhalb eines Tages um über 10 % purzeln. Anleger trauen Amazon zu, dass es einfach alles kann und die ganze Welt erobern wird.

So weit hergeholt ist das nicht. Die Wirtschaft und damit letztlich auch der Aktienmarkt werden immer mehr zu einem Winner-Takes-All-Konstrukt. Kaum etwas zeigt das besser als die Effizienz dieser Unternehmen. Die Wirtschaft als Ganzes kommt kaum vom Fleck. Die Produktivität stagniert in vielen Ländern.

In Großbritannien ist es besonders schlimm (Grafik 1). Hier ist die Produktivität zum ersten Mal seit über 100 Jahren rückläufig. Mit vorhandenen Ressourcen wird heute weniger produziert als noch vor einem Jahrzehnt. Wird mit den gleichen Ressourcen weniger produziert, ist das am Ende ein Rückgang des Lebensstandards. Das ist alles andere als erfreulich.

Die Statistiken unterschlagen in dieser Gesamtsicht, dass einzelne Firmen durchaus hohes Produktivitätswachstum haben. Die OECD wertet aus wie sich die Produktivitätsgewinne verteilen. Die Top 5 % der Unternehmen können mit den gleichen Ressourcen immer mehr produzieren (Grafik 2). Die übrigen 95 % kommen nicht vom Fleck.


Auf die Top 5 % entfällt alles.

Das gilt nicht nur für die Produktion, sondern auch für den Dienstleistungsbereich. Oftmals wird vermutet, dass die Produktivität nicht mehr wächst, weil die Wirtschaft viel mehr auf Dienstleistungen angewiesen ist. Das ist nicht korrekt. Die Produktivität im Dienstleistungsgewerbe steigt schneller als in der Produktion.
Einige Dienstleistungen lassen sich noch nicht besonders gut automatisieren. Der Friseur schafft nach wie vor nur eine bestimmte Anzahl an Kunden pro Tag. Auch wenn die Schere neu ist, ändert sich daran nichts. In anderen Bereichen lassen sich Menschen fast vollständig ersetzen. Früher mussten sich Heerscharen an Angestellten bei Banken um Überweisungen und Beratung kümmern. Heute läuft der Großteil automatisch und Robo-Adviser übernehmen die Vermögensanlage.

Die Produktivitätsgewinne entfallen auf wenige Unternehmen. Das sind für gewöhnlich große Firmen, die das Geld haben, um zu experimentieren und zu investieren. Der Schreiner um die Ecke kann das nicht. So konzentriert sich immer mehr bei wenigen Unternehmen. So haben die FAANG-Unternehmen praktisch Monopole errichtet. Kein Wunder, dass Anleger sie lieben.

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6 Kommentare

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  • Spielwiese
    Spielwiese

    Hallo zusammen. Gebe dem vorherigen Kommentator recht.

    Um zu verstehen, warum die Aktien von FAANG (+MSFT) derartige Preisperformances hinlegen, sollte man sich aber auch mal mit der Mechanik von ETFs beschäftigen und sich fragen, wie der Mechanismus in der baisse wirken könnte. Manches wird so entzaubert...

    11:13 Uhr, 25.07.2018
  • Löwe30
    Löwe30

    "Die Wirtschaft als Ganzes kommt kaum vom Fleck. Die Produktivität stagniert in vielen Ländern."

    Das heißt, wir haben Wirtschaftswachstum ohne Produktivitätswachstum. Und damit können wir auch langfristig kein Wirtschaftswachstum mehr erzielen. Was wir also erleben ist ein Strohfeuer das Geld und fiskalpolitisch getrieben ist, und die Illusion von Wachstum, das aber in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Und jetzt kombinieren Sie diese Einsicht mal, mit der Tatsache, dass wir uns mitten in der größten industriellen Revolution in der Menschheitsgeschichte befinden, nämlich der Digitalisierungsrevolution. Hier zeigt sich die verheerende Wirkung der Geldpolitik der Zentralbanken!

    Wenn wir trotz dieser Revolution kein Produktivitätswachstum sehen, wo geht’s dann hin? - Es wird absorbiert von den Zombie Unternehmen. Und diese akkumulieren sich auch in den Bankbilanzen.

    Was sich hier auch bestätigt: Wirtschaftswachstum basiert langfristig immer auf Produktivitätswachstum – und nicht auf Nachfrage und sonstigen heiligen Kühen der Keynesianer.

    (inspiriert von Banken-Insider Dr. Markus Krall)

    Angesichts dieser Sachlage braucht es nicht viel Phantasie, um sich die Konsequenzen vorzustellen. Und die sind nach meiner Überzeugung nicht so dolle. Zumal noch zu berücksichtigen ist, welches Konfliktpotential sich zusätzlich aus dieser Geldpolitik der EZB noch ergibt. Denn diese quasi Null Zins Politik führt zur größten Umverteilung von Arm zu Reich. Nur die Allerreichsten profitieren von dieser Geldpolitik. Was wir tatsächlich haben ist Geldsozialismus.

    Ergänzend:

    "Übermäßige Steuerbelastung und sozialstaatliche Umverteilung – heute auch die Geldpolitik – beeinträchtigen just den Prozess, dem wir unseren Wohlstand verdanken. Und die Gewerkschaften können höhere Löhne immer nur auf Kosten anderer, weniger gut organisierter Industrien erzielen und haben in der Vergangenheit durch Arbeitskämpfe die inflationäre Lohn-Preis-Spirale angetrieben, gemeinwohlwidrig und zum Schaden aller.

    Die Soziale Marktwirtschaft der deutschen Gründerväter verstand sich nicht als „Zähmung des Kapitalismus“, sondern als Entfesselung der Marktkräfte und des Wettbewerbs."

    http://austrian-institute.org/marx-ueber-marx/

    09:40 Uhr, 25.07.2018
  • Löwe30
    Löwe30

    "Die Produktivitätsgewinne entfallen auf wenige Unternehmen. Das sind für gewöhnlich große Firmen, die das Geld haben, um zu experimentieren und zu investieren."

    Könnten nicht die Produktivitätsgewinne auch (nicht nur!) deswegen vor allem bei den großen Unternehmen möglich sein, weil sie besser in der Lage sind ihre Gewinne vor dem Zugriff des Fiskus in Steuerparadiesen zu schützen, wodurch sie mehr Mittel haben, um zu investieren?

    09:20 Uhr, 25.07.2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    the Winner takes it all dauert noch ein bisschen - denn können sie bei Dax 7438' wieder verwenden

    21:07 Uhr, 24.07.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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