Kommentar
12:58 Uhr, 14.08.2020

The Great Reset: Was plant die Welt-Elite?

Der Welt steht vor tiefgreifenden Veränderungen nach der Corona-Pandemie. Das Weltwirtschaftsforum spricht vom "Great Reset" und fordert nicht weniger als eine neue Weltordnung.

Das dürfte ein gefundenes Fressen für alle Verschwörungstheoretiker sein: Das Weltwirtschaftsforum in Davos, jährlich Treffpunkt und Sprachrohr der Superreichen und Mächtigen dieser Welt, wird im kommenden Jahr unter dem Motto "The Great Reset" (deutsch: "Der große Neustart" oder auch: "Das große Zurücksetzen") stehen.

Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, hat in einem gleichnamigen Buch, das er zusammen mit Thierry Malleret verfasst hat, auch gleich den Rahmen abgesteckt: Die Welt brauche nach der Corona-Pandemie nicht weniger als eine globale Neuordnung der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Im Kern des angestrebten "Great Reset" steht nicht weniger als die Forderung, dass die Weltwirtschaft sozialer und grüner werden müsse und der Kapitalismus tiefgreifender Reformen bedürfe. Auf der Website des WEF wird sogar gefordert: "Kapitalismus und Sozialismus müssen verschmelzen".

In einem Podcast behauptet Schwab, dass eine Rückkehr zum alten Status quo nach der Krise unmöglich sei. "Das ist Fiktion, das wird nicht passieren", sagt Schwab und benennt anschließend fünf Prioritäten für den globalen Reset:

  • Ein neuer sozialer Vertrag, der weltweiten sozialen Ausgleich und Generationengerechtigkeit beinhaltet.
  • Dekarbonisierung der Weltwirtschaft
  • Digitalisierung aller Lebensbereiche
  • Übergang von einem Shareholder-Kapitalismus, der sich nur auf die Belange der Aktionäre konzentriert, zu einem Stakeholder-Kapitalismus, der die Belange aller Betroffenen berücksichtigt und Übergang von einer kurzfristigen zu einer langfristigen Unternehmensplanung.
  • Eine viel stärkere globale Kooperation.

Vieles, von dem was das WEF benennt, klingt gut und unterstützenswert. Wer will nicht die globalen Ungerechtigkeiten beseitigen und die Welt nachhaltiger und grüner gestalten? Skeptisch stimmen sollte allerdings die Tatsache, dass ausgerechnet das Weltwirtschaftsforum als Sprachroh der Elite nun radikale soziale und ökologische Reformen fordert.

Zur Wahrheit gehört auch: Der globale Kapitalismus hat in den vergangenen Jahrzehnten Milliarden Menschen aus der Armut befreit, wie etwa der Historiker Dr. Dr. Rainer Zitelmann in einem sehenswerten Vortrag unter dem Titel "Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung" erläutert. Gleichzeitig hat der Kapitalismus technologische Innovationen hervorgebracht, die gerade beim Versuch, die Welt ökologischer und sozialer zu gestalten, unabdingbar sind.

Der Wohlstand, den die meisten Menschen in den westlichen Ländern heute genießen, ist zu einem großen Teil eine Folge des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Auch andere Länder, die kapitalistische Reformen umsetzten, wie etwa China ab Beginn der 80er Jahre, haben riesige Wohlstandsgewinne durch Stärkung des Marktes und ein Zurückfahren des Staatsappartes verbucht.

Wenn ausgerechnet das Weltwirtschaftsforum jetzt zu einer Reform des globalen Kapitalismus aufruft, sollte das zumindest nachdenklich stimmen. Eine stärkere soziale Komponente (wie in der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland) und eine stärkere Beachtung ökologischer Kriterien im Wirtschaftsleben sind sicher wünschenswert. Zugleich dürfen aber die Vorteile des kapitalistischen Systems (wirtschaftliche Freiheit und Selbstbestimmung, Offenheit für neue Ideen und Konzepte, hohe Produktivität) nicht zerstört werden. Es bleibt abzuwarten, ob die weltweite Elite hier die richtige Balance findet und die soziale Sicherheit erhöht werden kann, ohne die wirtschaftliche Freiheit abzuschaffen.

So oder so sollte die Diskussion aber nicht nur auf dem Weltwirtschaftsforum, sondern vor allem in den Parlamenten und an den Stammtischen geführt werden. Schließlich leben wir noch immer in einer Demokratie, in der alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht, wenn man dem Grundgesetz glauben darf. Es ist sicher legitim, wenn die globale Elite Denkanstöße liefert. Wichtiger sind aber die Konzepte und Ideen, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen, von "ganz normalen Menschen" überall auf dem Planeten.

Lesen Sie auch: So schlimm wird die Post-Corona-Welt


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  • Market Impact
    Market Impact

    Gesellschaften ändern Sich schon immer, wenn dem nicht so wäre würde es z. B. die Ostzone noch geben. Feiglinge und die die vom alten System profitieren wollen natürlich nicht das sich was ändert.

    08:58 Uhr, 17.08.2020
    1 Antwort anzeigen
  • AndyBörse
    AndyBörse

    Na ja, ... ein römischer Herrscher sagte einmal: "... gut das sie nicht wissen, dass sie so viele sind, ..." wer will die "Digitalisierung aller Lebensbereiche"? Genau, die die nichts davon verstehen, was damit gemeint ist. 1000 Menschen versuchen etwas umzusetzen, was 5 Milliarden nicht wollen. Wenn WIR jetzt nichts dagegen tun, ... sind WIR verloren. Wenn ich noch 30 Jahre jünger wäre, würde ich mit auf die Strasse gehen, ... ich bin stolz auf DIE, DIE sich das nicht ohne weiteres gefallen lassen. Ach so, ich zahle alles BAR, ... solange es noch geht.

    11:44 Uhr, 16.08.2020
  • Calimaro
    Calimaro

    Tja, der "Kommunismus" a la China mit digitaler Totalüberwachung steht vor der Tür ...

    20:30 Uhr, 14.08.2020
  • Tom66
    Tom66

    Ebenfalls gar nix gutes ahnen lassen die Ziele

    Ein neuer sozialer Vertrag, der weltweiten sozialen Ausgleich und Generationengerechtigkeit beinhaltet

    und

    Digitalisierung aller Lebensbereiche.

    Das klingt sehr nach

    -weiterer gegenleistungsloser simpler Umverteilung von den Habenden (sich teilweise totarbeitenden, welche selbstverständlich ruhig noch etwas mehr arbeiten sollen, irgendwer muss die Geschenke ja finanzieren) zu denen, die weniger haben. Sprich: "Weltsozialamt Deutschland, die elfundneunzigste" und

    - zunehmender digitaler Kontrolle, ob auch ja alle entsprechend spuren.

    '1984' ist nicht mehr fern.

    20:16 Uhr, 14.08.2020
  • Tenebrae
    Tenebrae

    Jetzt holen SIE zum endgültigen Schlag aus, nachdem die Gesellschaften mit der CORONA-Hysterie als Brandbeschleuniger sturmreif geschossen zu sein scheinen. Mit wehenden Fahnen in den sozialistischen Kapitalismus nach chinesischem Vorbild. Endstadium: man lese Orwell und Huxley. Wir wohnen aktuell dem Beginn der Zerschlagung von Kulturen, Nationen und Gesellschaften bei unter dem Deckmantel einer Scheindemokratie und einer durch Gleichschaltung und Indoktrination zum kollektiven Suizid bereiten Mehrheit! Politische Treiber: Stalinistin Merkel und Rothschild Macron 🤢🤮👎😱

    16:50 Uhr, 14.08.2020
    2 Antworten anzeigen
  • mkronen
    mkronen

    Der Herr Zitelmann steht doch eher für den Slogan "Wenn jeder nur an sich denkt, ist an jeden gedacht." . Im Zug dessen sind die Lockdown und Corona Maßnahmen als Manie zu sehen sozialistischen Ausmaßes!

    Tatsächlich aber dienen alle Maßnahmen dem Schutz des Status-quo und dem Schutz der Vermögenswerte und Vermögenden.

    Von wegen "Reset"

    13:48 Uhr, 14.08.2020

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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