Kommentar
09:25 Uhr, 23.02.2007

Thailand – Keine Zeit für eine Konsolidierung

Die Zeit seit der Absetzung von Ministerpräsident Thaksin durch das Militär im September verlief turbulent, und auch bis zu den voraussichtlich im Oktober stattfindenden Neuwahlen ist kaum mit einer Beruhigung zu rechnen. Ausschlaggebend ist zum einen der schrittweise Rückgang der wirtschaftlichen Dynamik. Zum anderen hat die daraus resultierende Reaktion, den Kapitalverkerkehr zu beschränken, die Unsicherheit über den weiteren wirtschaftspolitischen Kurs der Regierung erheblich erhöht. Dies gilt trotz der schnellen teilweisen Rücknahme der zunächst verkündeten Beschränkungen des Kapitalverkehrs. Zusammen mit dem etwas schwächeren weltwirtschaftlichen Umfeld 2007 bedeutet dies nur wenig Potenzial an neuer Dynamik für die Wirtschaft. Unternehmen und private Haushalte werden vermutlich solange zurückhaltend investieren und konsumieren bis sicher ist, dass die Neuwahlen tatsächlich einen demokratischen Neubeginn markieren. Hinzu kommt, dass schwächere Exporte voraussichtlich zu einem leichten Defizit in der Leistungsbilanz führen. Diese Projektion erklärt die Absicht von Regierung und Notenbank eine weitere Aufwertung des Baht zu verhindern. Allerdings erscheinen Kapitalverkehrsbeschränkungen grundsätzlich nur wenig hilfreich, da sie über einen Stimmungsumschwung an den Märkten erhebliche negative Nebeneffekte mit sich bringen. Die asiatischen Notenbanken bspw. in Indien, Südkorea oder Indonesien, die ebenfalls mit einem anhaltenden Aufwertungsdruck auf die Währungen zu kämpfen haben, setzen auf verbale und punktuell direkte Eingriffe in den Devisenhandel, um dämpfend auf die Kursbewegungen Einfluss zu nehmen.

Anstatt jedoch über eine schwächere Währung die Exportindustrie zu stützen, sollte die Regierung das Umfeld für Unternehmensinvestitionen und den privaten Verbrauch verbessern. Andernfalls besteht das Risiko, dass sich das BIP-Wachstum deutlicher abschwächt.

Weitere geldpolitische Impulse wird die Notenbank vermutlich zwar weiter geben, aber die Reaktion der Wirtschaft dürfte verhalten sein. Wir rechnen daher nur mit einem Zinssenkungspotenzial von bis zu 50 Basispunkten.

Währungsseitig ist mit Blick auf 2007 insgesamt mit einer etwas schwächeren Entwicklung des Baht zu rechnen. Dies basiert auf unserer Projektion eines leichten Defizits in der Leistungsbilanz. Zunehmende externe Impulse in 2008 sollten das Bild allerdings aufhellen und den Baht wieder aufwerten lassen. Sollte sich zudem die politische Lage verbessert, könnte die aufgezeigte Aufwärtsbewegung sogar noch an Dynamik gewinnen. Anhaltende politische Unklarheit und damit einhergehende binnenwirtschaftliche Risiken können hingegen zu einer deutlichen Belastung des Baht führen. Thailand bleibt daher ein risikoreiches Investment, so dass Positionen nur sehr zurückhaltend eingegangen werden sollten. Asien insgesamt bleibt aufgrund der hohen Wachstumsdynamik gleichwohl eine der attraktivsten Investitionsziele im Zeitraum 2007/08.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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